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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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ihn warten würde?
    Â» Du bist hier. Also, was ist? Ist der Fluch damit aufgehoben? « Sein Vetter plapperte immer noch so viel wie früher.
    Am liebsten hätte der Prinz ihm gesagt, dass er still sein sollte, doch sobald er den Mund öffnete, spürte er die Stacheln der frechen Worte. Konnte Ree nicht einfach schweigen und ihn in Ruhe lassen? Er musste jetzt allein sein. Allein mit sich und dem, was geschehen mochte, mit seiner Hoffnung, seiner Zukunft.
    Tahan wagte kaum zu atmen, als er auf den Baum zuging und die Hände flach auf die rissige Rinde legte. Ihm war, als müsste das Gesicht aus der Dunkelheit auftauchen und zu ihm sprechen, aber der Baum blieb stumm.
    Â» Hier bin ich « , flüsterte er und lehnte die Stirn an den Stamm. » Nimm den Fluch von mir. «
    Er wartete. Wartete lange darauf, dass etwas geschah.
    Schritte näherten sich von hinten. » Tahan? « Schon wieder Dasnaree.
    Â» Nicht jetzt, Ree, bitte. «
    Â» Ich habe einen Eingang entdeckt. Hier ist eine Treppe, die in die Tiefe führt. Vielleicht kommt man auf diesem Wege unter den Baum, bis an seine Wurzeln. «
    Â» Was sagst du da? « Er drehte sich um. Sein Vetter stand vor dem Portal eines niedrigen, halb in Trümmern liegenden Gebäudes. Flache, ausgetretene Stufen verschwanden in der Dunkelheit.
    Â» Licht! « , befahl Dasnaree.
    Graf Zandarian eilte mit einer Laterne herbei und überreichte sie seinem Siljalinion.
    Â» Wartet hier oben, Sinor. Dort unten sollte uns keine Gefahr überraschen, wir wecken höchstens ein paar Fledermäuse aus dem Winterschlaf. Falls wir irgendwelchen zauberkundigen Mönchen begegnen, könnt Ihr und Eure Soldaten uns nicht helfen. Das könnte niemand. «
    Â» Ja, Herr « , sagte Graf Zandarian heiser. Ihm schien alles andere als wohl dabei zu sein. Vielleicht war er aber auch nur froh, dass er nicht mit hinuntersteigen musste.
    Tahan konnte ihn verstehen.
    Mit klopfendem Herzen starrte er in die Finsternis. Wartete dort die Erlösung, unter dem Baum? » Ob der Gang überhaupt noch intakt ist, bei der ganzen Zerstörung, die Rajalan hier oben dem Erdboden gleichgemacht hat? «
    Â» Die Wiramer waren es « , sagte Dasnaree leise, während er sich vorsichtig, Stufe für Stufe, nach unten tastete. » Sie haben diese Stadt zerstört und den König von Terajalas ermordet. Der Baum starb mit ihm. Hast du dir jemals Gedanken gemacht, warum? Ich meine, jeder König muss irgendwann sterben. Er war nur ein Mann. Sobald seine Lebenszeit zu Ende ging, trat er den Weg zu den Göttern an, so wie jeder andere Mensch auch, und sein Sohn bestieg den Thron. Warum arrangierte der Baum sich nicht einfach mit dem nächsten König, wie all die Jahrtausende zuvor? Wie konnten die Wiramer Terajalas vollständig unterwerfen, obwohl die Terjaler eine Macht auf ihrer Seite hatten, die sogar jene der Götter übertrifft? Wie konnte es geschehen, dass die Eroberer diese Macht im selben Moment verloren, in dem sie die Hände danach ausstreckten? «
    Tahan warf Ree einen unbehaglichen Seitenblick zu. » Es klingt, als wüsstest du die Antwort bereits. «
    Â» Ich habe mich viel mit Geschichte beschäftigt. «
    Noch eine Stufe und noch eine. Die Laterne erhellte einen kleinen Kreis vor ihnen. Es war, als würden ihre Strahlen von der Finsternis verschluckt. Ein Duft von bitterer Asche lag in der Luft. Vor ihnen lag ein gewölbter Gang. Feine Wurzeln hatten sich durch die Fugen gearbeitet und hingen wie ein Vorhang herab.
    Â» Vorsicht « , mahnte Dasnaree. » Nicht, dass hier noch etwas einstürzt. « Auch seine Stimme wurde von der Dunkelheit bedrängt, sie erreichte Tahans Ohren nur gedämpft.
    Sein Herz schlug immer schneller, aufgeregter, sein Blut begann zu brodeln, und die Glassplitter, die seinen Körper nie verlassen hatten, fingen an zu brennen. Behutsam bahnte er sich den Weg durch die Wurzeln.
    Â» Es riecht nach Banoa. «
    Dasnaree lachte. » Tahan, das ist Banoa. Was dachtest du denn? «
    Â» Es wird aus der Erde geholt, aber… « Das konnte nicht sein, oder? » Die Abbaugebiete sind im ganzen Königreich verteilt. «
    Â» Die Wurzeln dieses Baumes reichen durch ganz Terajalas « , sagte Dasnaree. » Dieser Baum ist Terajalas. Er ist es immer gewesen. Begreifst du das nicht? Er ist die Grundlage von allem. Er ist das Königreich. Solange er tot ist, wird unser

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