Die Saeulen der Macht
Spielâ und da ich, welch Zufall, als Einziger gerade zur Stelle bin, fällt die Wahl auf mich. Der Baum war hungrig, und er kannte mich bereits. Ich habe von ihm geträumt, weiÃt du, seit die Mönche mich besucht und gezeichnet haben. Aus unseren Träumen sind herrliche Glastiere entstanden. Deine kleinen Schöpfungen haben mich unheimlich inspiriert. «
» Wie meinst du das? «
» Wie wohl? Die Glastiere, die die Grenze unsicher gemacht haben. Als ich das erste Mal von ihnen hörte, ist mir sofort ein Licht aufgegangen. Zauberwesen hatten Prinz Meriwan getötet, den Helden, auf den du immer eifersüchtig warst. Ausgerechnet ihn! Da war mir klar, dass du dahintersteckst. «
» Nein « , protestierte Tahan. » Ich konnte nichts dafür! «
» Das glaube ich dir sogarâ es war keine Absicht. Du mordest oder brichst Herzen, wie du es immer schon getan hast, ganz nebenbei. Die Tiere kamen aus dem Grund deiner Seele und deiner Träume, Tahan. Wirren Träumen. Ich bin nicht wie du, Vetter. Mir haben Träume nie genügt. Du hast meine Ausbildung verachtet, aber immerhin kannte ich die alten Geschichten von den Säulen der Macht, und die gläsernen Figuren wiesen auf den Turm hin, kombiniert mit der lebenspendenden Macht des Baumes. Genial! Die Verbindung zu dem Baum, der schwer in seinen Träumen liegt, ohne ganz aufwachen zu können. Dazu ein Mann, der die beiden Fäden in den Händen hält und verknüpftâ die brutale Kraft des gläsernen Turms und die Fähigkeit des Baumes, aus der Erde alles herauszuziehen, was er braucht. Die Macht der Vier, Leben zu schenken. Nur wieso hattest du Zugriff darauf? Das wollte mir nicht einleuchten. Die Mönche haben doch sicherlich darauf geachtet, dir weder das Zeichen des Baumes noch das des Turmes zu verleihen. Irgendwie hattest du das ganz alleine hinbekommen⦠Darf ich mal sehen? « Er beugte sich vor und schob Tahans Haar zur Seite. Der Prinz hätte alles dafür gegeben, um die goldene Blüte vor ihm zu verstecken, aber in seinem gefesselten Zustand war er völlig hilflos.
» Interessant. Mir war bis jetzt nicht klar, wie du an das Zeichen des Baums gekommen bist. Der Baum hat dich selbst gezeichnet! Ich wusste nicht, dass das geht, allerdings erklärt es so manches. Jedenfalls dachte ich, wenn Vetter Tahan hinter dem Rücken der Bruderschaft mit der Macht spielt, kann ich das auch. Also habe ich mir Glassplitter in die Hand gebohrt, wie ich es bei den Brüdern gesehen hatte, doch nichts passierte. Bis ich die zündende Idee hatte! Endlich hatte ich Zugriff auf die Macht des Turms, die sich mit der Macht des schlafenden Baumes verband. Im Gegensatz zu dir konnte ich diese Macht von Anfang an kontrollieren. « Ree lächelte, schien auf eine Frage zu warten und beantwortete sie schlieÃlich selbst. » Du bringst das nicht fertig, weil du dich selbst nicht kontrollieren kannst, lieber Vetter. Begreifst du? Deshalb sind die Bestien ständig über dich und unsere Feinde hergefallen, ohne einen Unterschied zu machen. Es lag immer an dir. Meine Schöpfungen dagegen⦠haben sie euch nicht vortrefflich auf dem Weg nach Mai-Senn eskortiert? Haben die Vögel mir nicht stets mitgeteilt, wo ihr wart? Ich habe die Macht des Baumes bereits beherrscht, als er noch halb im Schlaf lag, doch nun, da er erwacht ist, sind wir unschlagbar. Jetzt sind wir eins. «
Tahan blinzelte, um aufzuwachen. Vergebens. Dies konnte nicht wirklich geschehen, es musste ein Albtraum sein.
» Warum? « , brachte er schlieÃlich hervor. » Warum, Ree? «
» Warum was? « , fragte Dasnaree. » Versuchst du zu begreifen, wieso du heute sterben musst? Ganz einfach. Als Inhaber der Macht bin ich nun der König von Terajalas. Um mein Recht geltend zu machen, muss ich auf dem Thron in Ghi Naral sitzen. König Ilan muss sterben, Prinz Widian natürlich auch, ach, die ganze königliche Familie, bis niemand mehr von euch übrig ist. Von euch verfluchten Wiramern! Nie wieder soll einer von euch über uns herrschen. Wir sind die alten Terjaler, die Krone steht uns zu. Sobald deine Familie aus dem Spiel ist, werden die Sechzehn Fürstenhäuser die Sache unter sich ausmachen. Sei versichert, dass ich derjenige sein werde, den sie krönen werden. Sie haben keine andere Wahl, wenn sie merken, wer ich nun bin. «
» Wir sind Vettern. Wir gehören zur selben
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