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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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Land tot sein, in den Händen der Feinde, im Krieg, arm und verdorrt, und wir essen Sand und Asche. «
    Â» In den Händen der Feinde? Pass auf, was du sagst. «
    Â» Ich sage nichts mehr « , flüsterte Dasnaree. » Sieh hin. «
    Er streckte die Hand aus, mit der er die Laterne trug, und die Dunkelheit wich vor ihnen zurück.
    Sie standen in einem mächtigen unterirdischen Gewölbe, einem gigantischen Saal gleich. Nur dass die zahlreichen schwarzen Säulen, die die Decke trugen, nicht aus Marmor waren, sondern die toten Wurzeln des Baums.
    Â» Komm. « Dasnaree flüsterte ehrfurchtsvoll. » Wir sind gleich da. «
    Sie durchquerten das Gewölbe, und dort, am hinteren Ende der Säulenhalle, war eine Höhle, ein dunkler Raum im schwarzen Fels. Tahan brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass es kein Fels war, sondern ebenfalls eine Wurzel, die größte und dickste von allen.
    Â» Geh hinein « , sagte Dasnaree. » Näher kannst du ihm nicht kommen. «
    Tahan starrte in die Höhle, die, wie er jetzt erkannte, ein Riss in der Wurzel war. Er fühlte sich jetzt schon hier unten gefangen– gefangen und berauscht. Der allgegenwärtige Duft der schwarzen Wurzeln weckte seine Gier nach Banoa, statt sie zu stillen. Er spürte einen Hunger in sich, der ihn schier überwältigte. Auf einmal war es ihm egal, ob es gefährlich war, in den Spalt zu treten. Er bückte sich und streifte die Stiefel von den Füßen. Es schien ihm richtig, das zu tun. Der Boden, auf dem er stand, war so kalt, dass es schmerzte.
    Dann fasste Tahan sich ein Herz und trat in die dunkle Kammer.
    Er schwebte in der Nacht, ohne irgendetwas zu fühlen als die bittere Substanz des Schwarzen Wassers, das ihm durch die Adern rauschte. Zweige wuchsen durch seinen Leib, und auf seinem Nacken brannte ein unstillbares Feuer.
    Â» Der König ist da « , sagte die Stimme, die ihm so vertraut war wie seine eigene. » Endlich bist du gekommen. «
    Unzählige Arme legten sich um Tahan, zogen ihn näher heran. Das Gesicht beugte sich über ihn und öffnete die Augen, die schwarz waren wie tausend Nächte ohne Sterne und die brannten wie tausend Sterne ohne Nacht.
    Â» Ergib dich « , flüsterte die Stimme. » Ergib dich mir. «
    Er wollte sich hingeben, wollte hinsinken in die Dunkelheit und die Flammen. Ja, wollte er sagen. Nein, wollte er sagen. Doch während er noch halb dahinsank, sich halb sträubte gegen den Schwindel, der ihn erfasste, spürte Tahan einen Ruck.
    Etwas zerrte an ihm. Schmerz durchfuhr ihn, als hätte jemand ihn entzweigerissen. Mit einem erstickten Keuchen landete er auf dem Rücken, in der Säulenhalle. Schwarze Schlingen hatten sich um seine Arme und Beine gewickelt, während weitere nach ihm tasteten. Nein, sie waren nicht mehr schwarz, sie leuchteten auf, erdbraun, grasgrün, rötlichbraun. Licht pulsierte darin, Flammen zuckten über sie hinweg.
    Â» Bringt ihn weg! « , schrie jemand. » Rasch! Nach oben mit ihm, bringt ihn nach oben! «
    Benommen stellte Tahan fest, dass Graf Zandarian ihn um den Leib gepackt hatte. Hinter den Säulen stürzten Soldaten herbei, die nach den Schlingen griffen und sie von ihm abstreiften. Ein verzweifeltes Ächzen ging durch die Wurzeln, Tahan konnte es spüren, als zöge sich ein Riss längs durch seinen Körper. Er begann sich zu wehren, doch es waren zu viele Soldaten, sie warfen sich über ihn, jemand schlug ihm ins Gesicht, während er kämpfte, sich ihrem Griff zu entwinden suchte.
    Â» Bringt ihn weg! « , kreischte Dasnaree. » Schnell! «
    Dann trat er selbst in die Öffnung, und die tastenden, suchenden Wurzeln packten ihn und zogen ihn ins Innere der schwarzen Kammer.
    Â» Nein! « , schrie Tahan. » Nicht du! Ich bin es, nicht du! « Die Soldaten schleiften ihn über die Stufen nach draußen. Sie gingen wenig zimperlich mit ihm um, aber er machte es ihnen so schwer wie möglich. Er kämpfte, bis ihn ein heftiger Hieb an der Schläfe traf. Das Letzte, was er wahrnahm, war ein Duft wie aus seinen Träumen– nach Frühling und Glück, ein Duft wie aus den Gärten der Götter.
    Der Geschmack von Blut im Mund. Kopfschmerzen.
    Dies, dachte Tahan, bevor er die Augen aufschlug, ist nicht mein Tag.
    Es war auch nicht seine Nacht. Wie er zu seinem Leidwesen feststellen musste, hatte ihm jemand die Hände hinter dem

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