Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
Vom Netzwerk:
erbarmen, ihren Sumpf trockenlegen und ihnen alles beibringen, was sie wissen müssen. Ob sich deine Landsleute wohl genauso dämlich anstellen wie du? «
    Tahans Finger krallten sich um den übrig gebliebenen Splitter, bis er sich wie ein Dorn in sein Fleisch bohrte. » Wenn die Feinde dich nicht umbringen, tue ich es « , knurrte er, und als der Fluch und die Schläge ihn beinahe gleichzeitig trafen, empfand er nichts als eine wilde Befriedigung.
    Â» Ich kämpfe an eurer Seite! « , schrie er, während er unter Tritten und Hieben unterging. » Verdammt, ich kämpfe für euch! «
    Â» Für Geld « , sagte Niefon. » Während wir unser Land verteidigen, unsere Häuser und Familien. Wir kämpfen für unseren König Ilan Dor Hojan. Für Terajalas. «
    Â» Wir müssen dich nicht mögen « , fügte Wilfir hinzu. » Wir dulden dich hier, aber deshalb müssen wir noch lange nicht deine Freunde sein, Söldner. «
    Wäre der Fluch nicht gewesen, er hätte sie beide geschlachtet.
    Dass ein paar Blutflecken den Brief verunzierten, musste er hinnehmen. Papier und Tinte waren zu kostbar, um sie zu verschwenden, und möglicherweise jagte er Dasnaree dadurch einen kleinen Schrecken ein. Es konnte nicht schaden, wenn sein Vetter die Dringlichkeit seiner Bitte auf Anhieb erkannte.
    Schneeflocken rieselten durch die Äste. Hier im Wald war der Schnee nie so hoch, dass man darin stecken blieb. Im Lager waren die Männer nahezu pausenlos damit beschäftigt, die weißen Massen fortzuschaufeln. Sie hatten einen Wall aus Schnee errichtet, eine Art Festungsmauer rund um den Turm und das Lager. Jeder wusste, dass anständige Soldaten im Winter nach Hause gingen, doch da die Helstener sich nicht daran hielten, konnten die Terajaler es sich nicht leisten, das Jakont-Tal zur dunklen Jahreszeit zu verlassen.
    Krieg im Sommer war Elend, war Schlamm und Blut, Schmerz und Gestank, Krieg im Winter dagegen war unbeschreiblich. Krieg im Winter bedeutete Hunger, Frieren und Elend, war Blut und Schmerz und Tod. Und Furcht. Waren die Soldaten in der Hitze der warmen Jahreszeit trotz allem noch guter Dinge gewesen, hatten gelacht und gescherzt und gesungen, herrschte jetzt Stille im Lager, und niemand sprach mehr als nötig. Neigten sie im Sommer dazu, Gefangene zu machen, um sie für einen Austausch zu verwenden, Geheimnisse aus ihnen herauszubekommen oder sie gar als Sklaven an fahrende Kriegshändler zu verkaufen, kannte im Winter niemand Gnade mit dem Feind. Sie hatten nichts übrig für zusätzliche Esser, und niemand mochte sich um die Bewachung von Gefangenen kümmern. Das Lager zu schützen war schwierig genug. Die Sonne ging spät auf und hüllte alles unentschlossen in fahles Licht, bevor sie nahezu unverrichteter Dinge wieder verschwand.
    Die Kundschafter kümmerten sich ebenso um die Jagd wie um das Aufspüren von Feinden. Viel Zeit hatten sie nicht, ehe die Dunkelheit wieder hereinbrach.
    Â» Spuren. « Wilfir wies auf die Trittsiegel eines Wildschweins.
    In der dünnen Schneeschicht zeigten sich die Spuren als schwarze Hieroglyphen, die man nur entziffern musste. Die überfrorenen Zweige über ihnen klirrten leise.
    Â» Da ist etwas « , wisperte Tahan.
    Erst gestern war der Briefbote im Lager eingetroffen und hatte wieder nichts für ihn dabeigehabt. Mittlerweile hatte er drei- oder viermal an Dasnaree geschrieben, aber es war, als stünden auch seine Briefe unter dem Fluch. Vergeblich wartete er auf eine Antwort. Er wünschte sich einen Feind, einen unachtsamen Spion der Gegenseite, den er angreifen, an dem er seine unablässige Wut loswerden konnte. Wenigstens ein Tier, das er jagen und zur Strecke bringen durfte. Irgendetwas, irgendjemand.
    Wilfir lachte auf, als etwas aus dem Gebüsch brach. Auch Tahan glaubte im ersten Augenblick, es sei eine Wildsau. Aber es war nichts zu sehen, nur ein Schatten, etwas Rauchdunkles, ein Glitzern. Der Soldat schleuderte instinktiv die Lanze. Ein Klirren ertönte, diesmal nicht über, sondern vor ihnen, dann trampelte der Schatten über Wilfir hinweg, und Tahan erblickte ein Wildschwein, wie er es noch nie gesehen hatte. Es war halb durchsichtig, wie aus dunklem Glas, und dort, wo sein Mitstreiter es getroffen hatte, splitterte es entzwei. Dennoch bewegte es sich weiter, als würde es nicht merken, dass es längst erledigt war. Die Vorderfüße zogen den Rest

Weitere Kostenlose Bücher