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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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dem Grauen erfüllt, das in diesen Tagen alle beherrschte. » Dass nicht irgendein wahnsinniger Magier sie gestohlen und in den Krieg geschickt hat? «
    Natürlich antwortete Dasnaree ihm nie.
    Die Tiere stellten ein immer größeres Problem dar. Ein gezielter Schlag ließ sie zerspringen, aber wenn es ihnen gelang, jemanden anzufallen, zerbissen und zerkratzten sie ihn mit entsetzlicher Grausamkeit. Keins sah aus wie das andere, und während es zu Beginn ihres Erscheinens nur einzelne Bestien gewesen waren, die sich einkreisen und vernichten ließen, wurden es mit der Zeit immer mehr. Nicht einmal als sagenhafter Held konnte er überall sein. Ganashko begegnete den Ungeheuern mit grenzenlosem Hass. Mit wütenden Tritten zermalmte er sie; unter seinen eimergroßen Hufen wären sogar Felsbrocken zersplittert. Singendes Schwert war der Grund, warum die Männer nicht völlig aufgaben und sich der Bedrohung immer wieder stellten, dennoch schrieb Tahan einen Brief nach dem anderen. Langsam stellte er sich die Frage, ob Dasnaree noch auf Burg Ameer wohnte, ob er überhaupt noch lebte. Es kam keine Antwort.
    Tahan musste der Wahrheit ins Auge blicken: Er war dazu verdammt, an diesem Ort zu kämpfen, bis ihn das Schicksal ereilte, das jeden Soldaten früher oder später traf. Es gab keine Hoffnung, je damit aufzuhören. Dies war sein Leben: Schläge und Tritte von Menschen, die sich genauso nach Hause zurücksehnten wie er. Kälte und Hunger. Blut und Schmerz. Elend und Sterben.
    Die Siege, die sie dazwischen errangen, zählten nicht.
    Die Lieder, die das Volk überall sang und in denen es Singendes Schwert pries– was hatte er davon?
    Nichts. Das war die bittere Wahrheit: Er hatte rein gar nichts davon.

7
    D er Soldat lehnte sich zurück und rief laut in die an den Turm angebaute Wachstube hinein: » Da ist so’n kleiner Schönling angekommen! Wohin soll ich ihn schicken? «
    Tahan, der ebenfalls Dienst am Turm versah, betrachtete den Ankömmling neugierig.
    Ein Adliger, zweifellos. Während im Inneren der Wachstube Unruhe entstand, musterte Tahan den Fremden möglichst unauffällig zwischen seinen Wimpern hindurch, blieb aber vorschriftsgemäß regungslos stehen. Sein Kamerad würde Ärger bekommen für diese unfreundliche Begrüßung; der Jüngling war nicht einfach ein neuer Rekrut. Musste man wirklich die Erziehung eines Prinzen genossen haben, um das auf den ersten Blick zu erkennen? Wenn Tahan sich nicht völlig täuschte, war gerade der Ersatzmann für Siljalinion Petan angekommen. Der Befehlshaber der vierten Truppe war vor zwei Mondläufen an einer entzündeten Wunde gestorben.
    Trotz der Reise, die der junge Mann hinter sich hatte, glänzte das Fell seiner schwarzen Stute wie Seide. Das Tier war um einiges kleiner als die üblichen Streitrösser, es tänzelte aufgeregt auf der Stelle und warf den schön geformten Kopf mit den großen Nüstern und der wallenden Mähne hoch. Seine Hufe waren gespalten und erinnerten an die einer Ziege. Ein Berg-Vollblüter, erkannte Tahan mit freudigem Erschrecken; die teuerste und seltenste Pferderasse von Terajalas. Auf der dunklen, mit Silberfäden gesäumten Satteldecke prangte das Wappen von Garlawin, einem der sechzehn Hohen Fürstenhäuser: von silbernen Adern durchzogenes Weinlaub. Die Kleidung des Fremden wies dasselbe Muster auf. Er trug Schwarz, silberdurchwirkt, mit einer Weinranke über der gefütterten, pelzverbrämten Weste.
    Garlawin. Tahan musste ein Lächeln unterdrücken. Er kannte einen Mann aus dieser verrückten Sippe, der sogar den gleichen Namen trug wie er– Fürst Tahan Dor Garlawin hatte zu den besonders feierfreudigen jungen Leute gehört, er hatte sich stets benommen wie jemand, der eine Menge nachzuholen hatte. Von diesem anderen Tahan hatte er zu seiner Überraschung erfahren, dass es in Terajalas nach wie vor ein Fürstentum gab, das auf Sklaven verzichtete. Aus diesem Grund hatten sie den jungen Adligen freundlich als » Verrückten « beschimpft. Dies hier musste sein Bruder sein– das gleiche schmale, blasse Gesicht, um das sich die schwarzen Haare wie Rabenfedern legten. Fürst Tahan musste inzwischen längst in den Krieg gezogen sein, dieser Knabe dagegen hatte mit Sicherheit noch nie gekämpft. Während er darauf wartete, dass die Wachleute den ranghöchsten Hauptmann riefen,

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