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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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er und niemand sonst. Dieses Gefühl war berauschender als alles zuvor, als hätte er nicht einen Becher, sondern ein ganzes Fass Banoa geleert, und das bittere, dunkle Wasser brannte auf seiner Zunge und in seinen Adern.
    Wie jeder Banoarausch endete auch diese Schlacht in einer Dunkelheit, deren Ränder grellweiß leuchteten. Ein letztes Mal stieß er das Schwert durch irgendjemandes Rüstung und wusste nichts mehr.

6
    I hr hättet ihn sehen sollen, Sinor « , schwärmte Wilfir. » Das war ein Anblick, den man in seinem ganzen Leben nicht vergisst. Davon werde ich noch meinen Enkeln erzählen. «
    Niefon hatte die denkwürdige Schlacht verpasst. Tahan und einige andere aus seiner Schar hatten ihn später im Wald aufgesammelt und in eines der Zelte für die Verwundeten gebracht. Wie nach jedem Kampf gab es viel zu tun für die Heilerinnen, doch heute bedauerte niemand die Verletzten oder betrauerte die Toten. Die Euphorie über den Sieg überlagerte alles. Wo Tahan auch hinkam, irgendjemand sang versonnen vor sich hin oder starrte mit verträumtem Blick in den Wald, als könnte der Held, der sie alle gerettet hatte, erneut auftauchen, um die Huldigungen entgegenzunehmen.
    Â» Was glotzt du so, Ausländer? « , fragte Niefon gereizt. » Hast du überhaupt ordentlich gekämpft? Ich sehe keine einzige Schramme an dir. Du hast doch nicht etwa im Gebüsch gehockt, bis alles vorbei war? «
    Â» Hier « , sagte Wilfir und kippte eine halbe Wagenladung Waffen auf die Erde, obwohl Tahan gerade mit seinem Pferd beschäftigt war. » Wenn du schon nicht kämpfen magst, kannst du den anderen, die das Königreich mit ihrem Blut verteidigen, wenigstens dienlich sein. «
    Der Prinz verspürte nicht einmal mehr den gewohnten Zorn in sich brodeln. Er war leer, alle seine Wut war ausgebrannt. Das Einzige, was er noch fühlen konnte, war Überraschung– darüber, dass alles so weiterging wie bisher. Niemand entschuldigte sich für die ungerechte Behandlung. Niemand sah ihn an, blickte ein zweites Mal zu ihm hin, runzelte die Stirn, dachte nach und sagte: Warst du das nicht, Verzeihung, wart Ihr das nicht, Hoher Fürst?
    Kein Mensch erkannte in ihm den neuen Helden von Jakont.
    Â» Sein Gesicht war von Flammen umgeben « , schwärmte Wilfir weiter. » Er war der schönste Mann, den ich je gesehen habe, kühn und stolz wie ein Gott. Sein Mantel war aus Feuer. Und das Pferd– dagegen ist das Streitross des Siljalinions ein Ackergaul. Es war wild wie ein Ungeheuer und zugleich elegant wie eine Königstochter. «
    Tahan unterdrückte ein Prusten. Ganashko mit einer Prinzessin zu vergleichen, das war wirklich die Höhe. Amüsiert tätschelte er dem Moorpferd die Flanken und fuhr damit fort, die verfilzten Strähnen zu entwirren. Hier und da entfernte er eine Pfeilspitze aus den Zotteln oder kämmte Knochensplitter aus dem dichten Fell. Der Hengst dampfte, und wenn man die Nase dicht an seinen runden Leib hielt, war da eine letzte Ahnung von Asche und Glut.
    Im Sommer, als die Kämpfe häufiger wurden und noch mehr Blut die Täler am Ufer des Jakont düngte, überkam Tahan allmählich das Gefühl des Überdrusses. Er rackerte sich seit vielen Mondläufen ab, verzehrte sich buchstäblich in den Diensten des Königreichs, und was war der Dank? Verächtliche Blicke, hinterhältige Tritte, offene Beschimpfungen. Man hätte meinen können, dass die Kameraden sich allmählich an den angeblichen Ausländer in ihrer Mitte gewöhnt hätten. Dass sie Tahans Arbeit selbst dann, wenn niemand seine Rolle als Singendes Schwert kannte, zu schätzen lernten. Immerhin erledigte er alles gewissenhaft, war ein hervorragender Kundschafter, wenn man ihn denn ließ, und, verdammt noch mal, putzte selbst die Schwerter besser als jeder andere! Die Schuhe, die er säuberte, glänzten! Wie unfähig waren sie eigentlich, eine gute Leistung zu erkennen? Wozu verbrannte er sich immer wieder an seinem Fluch, wenn diese Männer zu dumm waren, um zu bemerken, ob jemand wie Tahan das Mittagsmahl gekocht hatte oder jemand, der nicht das Geringste vom Abschmecken der Speisen verstand? Bei allen Göttern, es gab sogar Männer hier, die die Schüsseln nicht sauber abspülen konnten und stolz waren, sich Soldaten zu nennen.
    Es lohnte sich nicht, für sie zu sterben. Es lohnte sich nicht einmal, für sie

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