Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
Vom Netzwerk:
zupfte er nervös an seinen langen Ärmeln herum. Er konnte kaum älter als achtzehn sein. Das lange schwarze Haar fiel ihm glatt über den Rücken, und sein Gesicht hatte etwas unbestreitbar Kindliches. Hatte der Verrückte je den Namen seines Bruders erwähnt?
    Aus der Wachstube erklang lautes Gelächter. Die Soldaten hatten es offenbar nicht eilig, sich mit dem Besucher zu befassen. Bis auf Tahan, der sich hier die Beine in den Bauch stehen musste, waren sie alle niedrige Adlige der vierten Hierarchiestufe, bildeten sich jedoch sonst was darauf ein. Manche besaßen kaum mehr als ein Dorf, doch gegenüber den zahllosen Soldaten aus dem niederen Volk kamen sie sich unglaublich fein vor. Ein Leibeigener hätte längst den hohen Rang des Besuchers erkannt und sich dementsprechend verhalten, aber es gab kaum etwas Schlimmeres als jene Adligen, die sich als die Herren der Welt aufspielten. Tahan biss sich auf die Lippen und unterdrückte ein Lächeln. Das würde Ärger geben; er freute sich schon darauf.
    Der Junge kam offenbar gerade ebenfalls zu dem Schluss, dass er unhöflich behandelt wurde, und pochte mit Nachdruck gegen die halb offene Tür.
    Kluges Kerlchen. Das hier war der Moment, der entscheidende Moment: der erste. Was der neue Siljalinion an seinem ersten Tag für einen Eindruck machte, würde alles Weitere bestimmen. Die nächsten Tage. Die nächsten Mond- und Sonnenläufe. Sein ganzes Leben. Oder sein Sterben.
    Der Soldat streckte den Kopf heraus. » Wie war noch der Name? «
    Die Hand des Knaben schnellte vor, und er packte den doppelt so alten Mann am Kragen. » Habe ich mich verhört? « , fragte er scharf.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Tahan, wie ein paar weitere Soldaten näherkamen, wie sie zögerten. Irgendwo im Innern des Hauses rief eine Stimme, die jemandem zu gehören schien, der öfter hustete: » Schon wieder so einer? Schickt ihn zum nächsten Sinor. «
    Der junge Fürstensohn hielt den Soldaten an seiner Uniform fest und zog ihn näher zu sich heran. » Ich will Euren Vorgesetzten sprechen. Sofort! «
    Â» Äh… « , stammelte der Mann. Die ruppige Behandlung verwirrte und erschreckte ihn offenbar, er kam gar nicht auf den Gedanken, sich zu wehren. So ging niemand mit seinesgleichen um.
    Anderen fiel das ebenfalls auf. Ein älterer Soldat kam aus der Dienststube geschossen. » Immer mit der Ruhe. Die neuen Rekruten sollen alle am Nachmittag eingewiesen werden. Es gibt hier keine Einzelvorstellungen. «
    Aufheulend taumelte der Terajaler zur Seite. Tahan hatte nicht sehen können, was der junge Adlige getan hatte, aber sein Einsatz verfehlte nicht die Wirkung. Schon strömten weitere Soldaten nach draußen und zogen ihre Schwerter. Einen Übergriff auf einen Kameraden am helllichten Tag konnten sie nicht einfach hinnehmen.
    Wie war noch der Name des zweiten Sohnes des Hauses Garlawin? Silja, die dritte Hierarchiestufe. Der hübsche, blasse Knabe stand weit über den unverschämten Soldaten, was immer noch niemand zu merken schien. Mutig war er, das musste man ihm lassen. Statt einfach seinen Titel zu nennen, nahm er sich wie selbstverständlich das Recht heraus, vorgestellt und angemessen empfangen zu werden. Jeder Adlige durfte erwarten, dass man ihn aufgrund seines Wappens erkannte und von Anfang an richtig anredete.
    Jetzt zog der Junge sein Schwert. Eine gänzlich unbefleckte Klinge von allerbester Qualität, teuerste Handarbeit von den Waffenschmieden aus Sastan, wie der in den Griff eingelassene Rubin bewies. Spätestens jetzt hätten die Soldaten begreifen müssen, dass keiner von ihnen diesem Jüngling das Wasser reichen konnte. Garlawin war eines der ältesten Häuser von Terajalas. Männer und Frauen aus dieser Familie hatten in der heutigen Ruinenstadt gelebt, bevor die Eroberer aus Wiram kamen und Rajalan verfallen ließen.
    Endlich schlurfte Niefon heran, der diensthabende Sinor. » Was bei allen Kleinen Göttern…? « , hustete er.
    Â» Wolltet Ihr mich nicht ordnungsgemäß ankündigen? « , fragte der Junge mit schneidender Stimme den ersten Soldaten.
    Â» Ja, Herr, ja, äh « , stammelte dieser. Allmählich dämmerte ihm wohl, dass er etwas übersehen hatte. Hastig suchte er nach dem Wappen und spähte um den Jungen herum auf das Pferd. » Herr, ich melde… ähm, Baron… ähm… Graf Birin? «
    Der

Weitere Kostenlose Bücher