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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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statt zu stehen oder zu knien. Fast so seltsam wie die Tatsache, dass er endlich wieder Prinz Tahan war.
    Â» Warum hast du nie auf meine Briefe geantwortet? «
    Â» Briefe? « , fragte Dasnaree und runzelte die Stirn. » Du hast mir Briefe geschrieben? «
    Â» Hunderte, was rede ich, tausende! Du musst doch wenigstens einen davon bekommen haben! «
    Â» Tut mir leid. « Der junge Mann rieb sich den Nacken. » Wahrscheinlich sind sie verloren gegangen. Kann ich dir etwas anbieten, vielleicht etwas zu trinken? Wir sind hier nicht gerade üppig ausgestattet, aber die Nähe zu Bes-Yian zahlt sich aus. « Er klatschte in die Hände, und als ein Sklave den Kopf durch den Zeltvorhang streckte, befahl er Becher und Getränke. » Du brauchst ein Bad « , meinte er, » und du siehst müde aus, aber erst musst du mir erzählen, was du hier machst. Bist du wirklich ein Deserteur? Das ist ja kaum zu glauben. Die Taten von Singendem Schwert sind in ganz Terajalas bekannt, unzählige Lieder werden zu deinen Ehren gesungen. Du bist ein Held, lieber Vetter, wie du es dir erträumt hast. «
    Â» Für jeden Helden kommt irgendwann der Zeitpunkt abzutreten « , sagte Tahan. » Ich bin unterwegs nach Rajalan, um den Fluch aufheben zu lassen. Der Mönch hat mir damals erzählt, dass das möglich ist, weißt du noch? Also… « Er nahm den Becher entgegen, den der Sklave ihm reichte, und wartete, bis der Knabe wieder verschwunden war. Auch das war ungewohnt– bedient zu werden. Er nahm einen Schluck. Wie lange hatte er keinen Wein mehr getrunken? Für die einfachen Soldaten hatte es im Lager nur schlechtes Sauerbier gegeben. » Also « , fuhr er fort, » habe ich die Vierte verlassen, um mich nach Rajalan durchzuschlagen. «
    Â» Im Ernst? « Dasnaree riss entsetzt die Augen auf.
    Tahan hatte nicht die Absicht, sich mit langen Erklärungen aufzuhalten. » Wo ist Widian? Ich will ihn sehen. «
    Â» Ich glaube, das ist keine gute Idee. Dass du hier bist, ist ein Geschenk der Götter, und es wäre schade, wenn du es durch Ungeduld und Übereifer verdirbst. Hör mir zu. «
    Tahan blieb nichts anderes übrig.
    Â» Schon länger suche ich nach dem richtigen Mann für eine äußerst wichtige Mission. Seit etlichen Mondläufen lege ich mein Anliegen den Göttern vor, und siehe da, sie haben mir dich gesandt! Du bist kein Deserteur, Tahan, das ist damit erwiesen, denn du bist eindeutig die Antwort auf meine Gebete. Ich denke, damit kann ich dir guten Gewissens die Hinrichtung ersparen. « Mit den Fingerspitzen malte er kleine Kringel in seinen Bartflaum.
    Â» Ich möchte meinen Bruder sprechen « , beharrte Tahan. » Er ist hier im Lager, ich habe ihn heute gesehen. «
    Dasnaree starrte ihn an. » Du warst das? Der da so laut gerufen hat, dass der arme Prinz Widian ganz verwirrt war? Ich musste ihn eine geraume Weile beruhigen und ihm versichern, dass er sich getäuscht hat. Ich war überzeugt, dass es so wäre, denn wie hätte ich ahnen können, dass du der gefangene Söldner bist! Ich wähnte dich weit weg am Jakont! «
    Tahan musste tief durchatmen. » Hält Widian mich für tot? Ree, was hast du den anderen nach meiner Abreise erzählt? «
    Â» Gar nichts « , versicherte Dasnaree. » Die Mönche sind noch eine Weile in der Burg geblieben. Ich habe viel mit ihnen geredet, und du wirst verstehen, dass ich ihnen versprechen musste, den Willen der gekränkten Götter zu achten. Ich habe deinem Vater nur mitteilen lassen, dass du die Aufsicht über die Glasherstellung übernommen hättest. Deine Familie glaubt, du seist nach wie vor auf Burg Ameer. «
    Â» Mein Vater hat mich nicht zurückrufen lassen? Nicht nach knapp sechs Jahren? «
    Dasnaree schüttelte den Kopf. » Nein, Tahan, hat er nicht. Alle Welt denkt, du seist bei uns und hättest dich von allen anderen Ämtern zurückgezogen. «
    Â» Das wird ja eine Überraschung für Widian. «
    Â» Er ist nicht mehr hier, du hast seine Abreise miterlebt. Außerdem solltest du mir doch zuhören. Ich habe dafür gebetet, dass die Götter mir jemanden schicken, der für mich nach Helsten reist. Mir ist klar, dass für diesen gefährlichen und schwierigen Auftrag nur ein Held in Frage kommt. Es wäre Verschwendung, wenn du ausgerechnet jetzt nach Rajalan gehen würdest, lieber Vetter.

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