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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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für undankbar halten. Tahan atmete tief die würzige, frische Schneeluft ein und öffnete die Augen wieder.
    Ein Flackern erregte seine Aufmerksamkeit. Tahan verbarg sich hinter den Bäumen, während er die Fackelträger beobachtete– ein Vierer, das bedeutete, vierundsechzig Mann. Die Soldaten schienen nicht auf der Suche nach ihm zu sein. Als sie Halt machten und die Flammen einen gewaltigen Baum beleuchteten, der seine mächtige Krone über die Straße breitete, wurde ihm schaudernd bewusst, was jetzt anstand. Die Hinrichtung. Noans Hinrichtung und auch Jalimeys, denn es waren zwei Gestalten, die ins Licht gezerrt wurden.
    Deserteure wurden immer an der Straße aufgehängt, wo jeder Reisende sie sehen und daraus lernen konnte.
    Es wäre klüger gewesen, sich eilig davonzumachen, aber Tahan schlich vorsichtig näher, sorgfältig darauf bedacht, im Schatten zu bleiben. Über die Geräusche seiner Schritte im Schnee musste er sich keine Gedanken machen, denn Jalimey hatte wieder angefangen zu schreien. Sie war gefesselt, so wie Noan, doch sie kämpfte mit allem, was ihr zur Verfügung stand, sie fluchte, trat um sich und biss sogar zu, als der Mann, der sie festhielt, den Griff um ihren Zopf lockerte.
    Â» Du Wildkatze! « Er schlug sie ins Gesicht.
    Sie taumelte gegen Noan, der still und ohne Protest dastand und sich nicht wehrte, während einer der Männer ihm schon die Schlinge um den Hals legte. Tahan konnte sein Gesicht sehen, blass, die Augen weit aufgerissen vor Angst. Trotzdem hielt er sich tapfer und bettelte nicht um sein Leben. Er schien nicht einmal zu merken, wie Jalimey kämpfte; es war, als würde er träumen.
    Â» Fass mich nicht an! « Es gelang ihr, einen anderen Soldaten zu treten, doch mit nichts konnte sie verhindern, dass auch ihr der Strick umgelegt wurde. » Tahan! « , schrie sie. » Ich weiß, dass du irgendwo da draußen bist! Du elender Bastard! «
    Ein Mann kletterte in den Baum, wo er die Seilenden an einen großen Ast knotete, ein paar andere Soldaten trugen ein kleines Podest herbei.
    Tahan umklammerte den Griff des Schwerts, bis seine wunde Hand ihn aufstöhnen ließ. Er hätte die beiden retten können– als Singendes Schwert. Aber mit dieser falschen Waffe würde er sich nicht in einen Helden verwandeln, das fühlte er. Er hatte keine Wahl, außer der, entweder zuzusehen oder der grausigen Szene den Rücken zu kehren und das Weite zu suchen. Was nützte es irgendjemandem, wenn er mit Noan und Jalimey starb?
    Inzwischen standen die beiden Verurteilten auf dem Podest. Gleich würde man es ihnen unter den Füßen wegreißen… Nein, die Soldaten warteten noch. Hufschlag kündigte die Ankunft mehrerer Reiter an. Tahans Herz begann schneller zu schlagen, als er erkannte, dass es Adlige waren. Zu seiner Enttäuschung war sein Bruder jedoch nicht dabei. Der Standartenträger direkt hinter dem Reiter an der Spitze trug nicht den Hund, das Wappen von Wiram, sondern einen Zweig. Ameer! War der Kriegsherr etwa hier? Gespannt musterte Tahan den Adligen, der nach seinem Umhang zu schließen kein Mealinion war, sondern der Siljalinion der Achten. Er war jung, dunkelblond und recht schwer für einen Soldaten. Ein rundes, aufgeschwemmtes Gesicht, das Tahan seltsam bekannt vorkam. Sein Verstand arbeitete, während er dieses fremd-vertraute Gesicht anstarrte, dann wurde ihm klar, wer das sein musste. Ein Mann mit dem Zeichen des Hauses Ameer, ein junger blonder Mann Anfang zwanzig– Dasnaree!
    Ree war hier! Dasnaree, der hoch zu Ross sitzen blieb, auf die Gefangenen starrte, Jalimey mit einem bedauernden Kopfschütteln bedachte und dann das Wort an Noan richtete.
    Â» Heute Nacht wird dem Gesetz des Königs Genüge getan « , verkündete er. » Im Namen von König Ilan Dor Hojan spreche ich über Euch das Urteil: Tod durch den Strang. «
    Â» Nein! « Tahan wunderte sich über seine laute Stimme; er hätte nicht gedacht, dass er mehr als flüstern würde. » Nein, warte. Ree, ich bin’s! Ree! «
    Vierundsechzig Schwerter wurden gezückt, als Tahan seine Deckung verließ und auf die Straße trat. » Ree! « , schrie er noch einmal, während die Soldaten durcheinanderriefen, die ersten schon auf ihn zurannten. » Der Flüchtling, der Söldner! Ergreift ihn! «
    Tahan umfasste das Schwert fester, stellte sich breitbeinig hin,

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