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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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sondern ein adliger Sinor, der Tahan einen verwunderten Blick zuwarf. Es war tatsächlich Graf Zandarian, allerdings erkannte er Tahan nicht– was daran liegen mochte, dass er gekonnt über ihn hinwegsah. Sicherlich trank sein Vorgesetzter nicht häufig mit zerlumpten Söldnern einen Becher Wein.
    Â» Es ist Zeit, dass Urteil zu vollstrecken « , sagte Dasnaree. » Leitet den Befehl weiter, Graf Zandarian. «
    Â» Sehr wohl, Fürst Dasnaree. «
    Tahan schloss die Augen und atmete einmal tief durch. » Nein, warte « , sagte er. » Ich tu’s. «
    Dasnaree hob die Hand, um den Grafen aufzuhalten. » Einen Augenblick noch.– Bist du sicher? Ich nehme dich beim Wort. Ich werde dir einen Befehl erteilen, den du ausführen musst, und in Anbetracht dessen, was uns verbindet, würde ich dich nie zwingen. Willst du wirklich die Antwort auf meine Gebete sein? «
    Nein, dachte Tahan, um dann laut zu sagen: » Ja. Wofür sind Helden sonst da? « Er brachte sogar ein kleines Lächeln zustande.
    Der Siljalinion wandte sich an den Grafen, der abwartend dastand und seine Verblüffung kaum verhehlen konnte. Ihm musste klar sein, dass hier irgendeine Art von Handel stattgefunden hatte, doch natürlich fragte er nicht nach.
    Â» Gut « , sagte Dasnaree. » Wie sich herausgestellt hat, haben wir voreilig gehandelt. Diese Männer sind keine Deserteure. Entschuldigt Euch in meinem Namen bei Fürst Noan Dor Garlawin und sorgt dafür, dass es ihm, seinem Begleiter « , er wies auf Tahan, ohne dessen Namen zu nennen, » und seiner Dienerin an nichts fehlt. Gebt Ihnen das beheizte Quartier, das Prinz Widian hatte, sorgt für ein Bad, Verpflegung und frische Kleidung. Stellt ihnen Sklaven zur Verfügung, schickt die Heilerinnen zu ihnen. Tut alles Erdenkliche, um den edlen Fürsten für die Unannehmlichkeiten zu entschädigen. Morgen, wenn unsere Gäste sich ausgeruht und erholt haben, werde ich sie empfangen. «
    Graf Zandarian verbeugte sich zackig. » Sehr wohl, ganz wie Ihr befehlt, Siljalinion. «
    Dasnaree lächelte ihm nach. » Ein guter Mann, wenn auch etwas beschränkt. Das viele Banoa hat ihm nicht gutgetan, aber wenigstens weiß er zu gehorchen. Genug geredet. Ich sehe, wie müde du bist, Tahan. Geh jetzt, wasch dich, ruh dich aus. Ich bin so froh, dass du hier bist. « Er umarmte ihn noch einmal und geleitete ihn zum Ausgang. » Bis morgen, lieber Vetter. «
    Tahan bekam nicht mehr viel mit. Sklaven schleppten warmes Wasser herbei, halfen ihm, sich aus der blutverkrusteten Kleidung zu befreien. Er wollte nichts essen, schlürfte nur einen Becher warmen Kräutertee aus. Als Noan und Jalimey hereingebracht wurden, saß er auf seinem Bett, einem mit weichen Fellen und Federkissen ausgelegten Kasten, nicht der harten Bretterpritsche für gewöhnliche Soldaten, und ließ seine Schrammen von einer Heilerin mit einer würzig riechenden Salbe betupfen.
    Während die Sklaven Noan hinter einen Vorhang zum Baden geleiteten, setzte sich Jalimey mit ausdrucksloser Miene neben ihn. Sie wirkte sehr klein und erschöpft, und er bemerkte die roten Striemen an ihrem Hals.
    Â» Was ist geschehen? « , wollte das Mädchen wissen. » Bist du ein Zauberer? «
    Â» Ein Söldner « , antwortete er. » Ich verkaufe mich gegen Lohn. Wusstest du das nicht? «
    Danach sprach keiner mehr. Nicht einmal Noan stellte Fragen. Bald lagen alle drei in tiefem Schlaf, und während draußen die Sonne aufging und den Raum in weißes Licht tauchte, stellte sich ein jeder von ihnen den Albträumen, die der Schlaf bringen mochte.

12
    I ch bitte Euch nochmals um Verzeihung, Fürst Noan Dor Garlawin. « Dasnaree hatte die Fingerspitzen aneinandergelegt und ein äußerst betrübtes Gesicht aufgesetzt. Auch diesmal trug er die Übungshandschuhe. Vielleicht ging er damit ja sogar schlafen. » Wirklich, ich bin untröstlich. Leider bin ich einer falschen Information aufgesessen, und Ihr wisst ja, wie das ist mit Deserteuren. Man gibt ihnen nicht die Gelegenheit, ihr übles Gift der Unzufriedenheit und Auflehnung unter den Soldaten zu verbreiten, sondern löscht das Böse vom Angesicht dieser Erde so schnell es geht. «
    Â» Gewiss « , sagte Noan förmlich. Er war immer noch heiser und sichtlich angeschlagen. Weil die Sklaven seine Kleidung reinigten und ausbesserten, trug er kein Wappen und wirkte

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