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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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geflohen! «
    Â» Rasch, deine Jacke! « , drängte er.
    Jalimey, die mit dem blutverschmierten Messer an Noans Fesseln herumsäbelte, hielt kurz inne. » Wir müssen hier weg! « , zischte sie.
    Schon schwärmten die Soldaten aus, einer hielt genau auf ihr notdürftiges Versteck zu. Tahan riss Jalimey die Jacke von den Schultern. Irgendwie schaffte er es, in die Ärmel zu schlüpfen. Dann straffte er sich und ging los, ohne zurückzublicken.
    Hinter ihm brandeten neue Schreie auf– das schrille Kreischen des Mädchens, als die Soldaten es packten.
    Â» Tahan! « , rief sie. » Tahan! Du musst für uns kämpfen! «
    Er sah sich um, weil auch alle anderen in diese Richtung spähten, als wäre er ein weiteres neugieriges Mitglied der Achten. Sicherheitshalber hielt er sich im Schatten, damit niemand ihn deutlich sehen konnte.
    Immer mehr Männer liefen zusammen, während die Schreie lauter wurden.
    Â» Du Bastard! « , kreischte Jalimey. » Lass uns nicht im Stich! «
    Tahan bemühte sich, nicht zu schnell zu gehen, um nicht aufzufallen. Wenn ihm jemand entgegenkam, wandte er das Gesicht ab. Die Kälte hatte es betäubt, aber ihm war klar, wie schlimm er aussehen musste, zerschrammt und mit blauen Flecken übersät. Abrupt verstummten die Schreie. Vor ihm war schon der Wall, der das Lager umgab. Die Patrouille blickte neugierig in die Richtung, aus der das Gebrüll gekommen war, doch Tahan machte sich nichts vor– er würde nicht unbemerkt an den Wächtern vorbeikommen. Sie würden entweder ein Passwort oder einen Geleitbrief fordern, und mit seinen kribbelnden, schmerzenden Händen war er kaum in der Lage, einen Schneeball zu werfen. Er wunderte sich, dass er nicht noch viel mehr durchgefroren war– Noan war es viel schlechter ergangen als ihm. Es war, als ob ihn die brennenden Flammen in seinem Inneren gewärmt hatten. Entgegen seiner Behauptung war er sich nicht sicher, ob ein anderes Schwert außer Brand ihn zu einem Heldenkrieger machen konnte, aber auch ohne die Flammen war er mittlerweile mehr als bloß ein durchschnittlicher Kämpfer. Es musste ihm nur gelingen, einem der Soldaten die Waffe zu entreißen. Verdammt, wenn er wenigstens Jalimey das Messer abgenommen hätte!
    Â» Überfall! « , schrie plötzlich einer der Wachmänner.
    Tahan glaubte sich schon entdeckt, als etwas über dem Wall aufblitzte. Ein Streifen Licht, ein huschender Schatten, Schnee wirbelte auf. Die Männer brüllten sich gegenseitig Warnungen zu.
    Glastiere! Gebückt lief Tahan auf die Lagergrenze zu, während die Soldaten in wilder Verzweiflung gegen die kaum sichtbaren Bestien kämpften. Vor ihm hatte ein riesiger zweiköpfiger Hund die Zähne in das Bein eines alten Mannes geschlagen und zerrte ihn über den Schnee, während der Verletzte sich wand und vor Schmerzen schrie. Blut und Schnee enthüllten die Umrisse des Ungeheuers. Der Mann fuchtelte mit dem Schwert, klirrend sprühten Funken und Splitter durch die Luft. Dann zerbarst das Tier, und der Soldat fiel stöhnend zurück. Tahan schnappte sich blitzschnell das Schwert und nutzte die entstehende Lücke. Neben ihm starb ein weiterer Posten, an dem gleich mehrere Katzenwesen rissen. Ein gigantischer Vogel schwebte mit ausgebreiteten Schwingen heran. Bevor die dolchartig gekrümmten Klauen ihm das Gesicht zerfetzen konnten, warf Tahan sich bäuchlings zu Boden, robbte weiter und ließ sich auf der anderen Seite des Walls hinunterrollen. Ein paar hastige Sprünge, und die Dunkelheit des Waldes verschluckte ihn.
    Das Geschrei im Lager hielt noch eine ganze Weile an, während der Tahan sich in den Wald schlich, ständig auf der Hut vor weiteren Glasbestien. Er rechnete nicht damit, dass man ihn sofort verfolgen würde; die Ungeheuer hätten sich keinen besseren Zeitpunkt für ihren Angriff auf das Lager aussuchen können. Erneut setzte Schneefall ein, was seine Spuren zusätzlich verwischen würde. Er schloss die Augen, hielt die Stirn den Flocken entgegen, ihrem kühlen Streicheln.
    Frei.
    Frei!
    Sein Herz schlug voller Freude, das fremde Schwert in seiner Hand verlieh ihm Sicherheit. Ihm war klar, dass ihm noch viele Schwierigkeiten bevorstanden, ohne Mantel, ohne Pferd, ohne Proviant. Und doch– wer gerade um Haaresbreite der Hinrichtung entkommen war, beschwerte sich besser nicht, sonst würden die Götter ihn

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