Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
Vom Netzwerk:
«
    Tahan kämpfte gegen seinen Zorn an. Er stellte den Becher auf dem Tischchen ab. » Das entscheidest nicht du. Und jetzt will ich zu Widian. Sofort! «
    Er hatte vergessen, wo er stand– ein Söldner, unterste Hierarchiestufe. Der Fluch wirkte wie ein Peitschenhieb, warf ihn mit einer solchen Macht zu Boden, dass Tahan sich auf die Zunge biss.
    Â» Was hast du? Bist du krank? « Dasnaree zog ihn wieder hoch auf den Stuhl. » Oder… das ist der Fluch, richtig? Du musst deine Pflicht erfüllen, und ich bin hier der Siljalinion. Bitte, fahr mich nicht so an. Sind wir nicht Vettern, mehr noch, Freunde? Ich habe dich lediglich um einen Gefallen gebeten. Näheres erzähle ich dir, wenn du zugestimmt hast. Du kannst Widian natürlich nachreiten, auch wenn er viele Stunden Vorsprung hat. Willst du wirklich, dass er dich so sieht, als zerlumpten Gefangenen? Willst du dich nicht lieber erst deiner Familie zeigen, wenn der Fluch von dir genommen ist und du wieder ganz du selbst bist? «
    Widian konnte ihm helfen, nach Rajalan zu gelangen, er würde ihm eine Eskorte mitgeben oder ihn gar selbst begleiten. Als Mealinion stand es ihm frei, überall hinzugehen, anders als ein Siljalinion, der seiner Truppe zugeteilt war, durfte er reisen, wohin er wollte. Er brauchte Widian!
    Der Wein ließ Tahans Gedanken verschwimmen. » Früher habe ich wesentlich mehr vertragen « , murmelte er und schwenkte den Becher. » Ich möchte zu meinem Bruder. «
    Â» Wie du willst « , sagte Dasnaree. » Dann werde ich jetzt meinen Diener rufen und die Anweisung erteilen, dass sie die Hinrichtung fortsetzen sollen. Ich habe das Urteil bereits gesprochen, meine Anwesenheit ist nicht unbedingt vonnöten. «
    Â» Was? « Tahan hob den Kopf. Irgendwie war es ihm gelungen, nicht mehr an die beiden zu denken, an Noan und Jalimey, die immer noch gefesselt auf dem Podest stehen mussten.
    Â» Nun ja « , sagte Dasnaree gedehnt. » In meiner kindlichen Freude habe ich geglaubt, die Götter hätten dich zu mir geschickt. Deshalb habe ich den Aufschub angeordnet– ich dachte, jemand, der dir geholfen hat herzukommen, kann kein Deserteur sein, denn der Wille der Götter steht selbstredend über den Anweisungen des Königs. Sogar ein Verbrechen wie die Befreiung zweier Gefangener wäre damit entschuldigt. «
    Tahan blinzelte und versuchte, zu sich zu kommen. » Was versuchst du hier gerade, Ree? Willst du mich erpressen? «
    Dasnaree zupfte verlegen an seinen Handschuhen herum. » Du musst das so sehen, Tahan. Wenn du mir hilfst, hast du damit bewiesen, dass mein Gebet erhört wurde. Dann kann ich natürlich nicht anders, als deine Gefährten freizulassen. Selbstverständlich freue ich mich dennoch, dich wiederzusehen. Ich werde dir keine Steine in den Weg legen. Triff deinen Bruder, geh nach Rajalan, was auch immer. Ich gebe ja zu, es geht mich nichts an, was du treibst. Aber ich bin dem Gesetz des Königs verpflichtet, und während du tust, was immer du tun musst, muss auch ich mich an Recht und Ordnung halten. «
    Â» Dieser Junge ist Noan Dor Garlawin. «
    Â» Ich weiß « , sagte der junge Siljalinion. » Ich habe ihn am Königshof kennengelernt. Ein feiner Kerl, trotz seiner familiären Seltsamkeiten. «
    Sie schwiegen eine Weile.
    Â» Mich wundert, dass du so lange brauchst « , sagte Dasnaree schließlich. » Immerhin geht es um deine Freunde. Wie lange sie da wohl so stehen können mit dem Strick um den Hals? Was, wenn einer von ihnen stolpert, weil seine Beine zittern? Meine Männer werden natürlich eingreifen, aber ich kann nicht garantieren, dass sie dabei eifrig genug sind. Deserteure sind im königlichen Heer nicht gerade beliebt. «
    Â» Du kannst mich nicht erpressen « , sagte Tahan. » Außerdem sind sie nicht meine Freunde. Sie sind gar nichts. Ein verrückter Knabe mit verräterischen Ansichten und eine Leibeigene, eine kleine Diebin. Es kümmert mich nicht, was mit ihnen geschieht. «
    Dasnaree nippte an seinem Becher und wartete. » Dann macht es dir sicher nichts aus, wenn sie deinetwegen sterben. Ich wusste, dass du kein Herz hast, aber die Radikalität dieser Entscheidung ist… bemerkenswert. Nun gut, schade, es war trotzdem einen Versuch wert. « Er streckte die Hand nach einer kleinen Glocke aus, die auf dem Tischchen lag, und läutete. Diesmal erschien nicht der Sklave,

Weitere Kostenlose Bücher