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Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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sonnenbeschienenen Treppe erreichten, blickte der Mann abermals über seine Schulter. Jennsen gestikulierte ungeduldig. Schließlich begriff er, daß sie nicht die Absicht hatte, neben ihm zu gehen, sondern von ihm erwartete, daß er die Prozession anführte. Der Mann ließ sich darauf ein; er beschleunigte seine Schritte, billigte ihr den geforderten Abstand zu und fand sich schließlich mit der Rolle ab, ihren bescheidenen Herold zu spielen.
    Bemüht, Jennsens Abstand zu ihrem Vordermann zu verdoppeln, erklommen der Offizier unbekannten Ranges und sein Dutzend Soldaten die Stufen mit kleinen, zögernden Schritten; ein für ihre Begleiter ebenso unerwartetes wie schwieriges Unterfangen. Genau das hatte sie beabsichtigt, Das Ablenkungsmanöver sollte sie, ebenso wie ihr rotes Haar, verwirren und verunsichern.
    Am oberen Treppenende befand sich, zurückversetzt hinter kolossalen Säulen, eine hohe, mit Reliefarbeiten verzierte Doppeltür aus Messing. Die gesamte Fassade des vor ihnen aufragenden Palasts war einer der grandiosesten Anblicke, die Jennsen je gesehen hatte, doch galten ihre Gedanken nicht den architektonischen Feinheiten des Eingangsportals, sondern vielmehr dem, was sich dahinter verbarg.
    Sie passierten die Schatten der in den Himmel ragenden Säulen und schritten durch die Eingangstür; das Dutzend Soldaten, mit seinen klirrenden Waffen, Gurten und Kettenhemden, folgte ihr noch immer dicht auf den Fersen. Die Geräusche ihrer Stiefel auf dem polierten Marmorboden hallten von den Wänden der grandiosen, von gekehlten Pfeilern gesäumten Vorhalle wider.
    Nachdem der Mann in Weiß den beiden in silberfarbenen Roben etwas zugeflüstert hatte, nickten diese, liefen voraus und verschwanden um eine Ecke. Die Palastwache folgte in gebührendem Abstand.
    Die Prozession wand sich durch ein Labyrinth enger Korridore und drängte sich auf engen Dienstbotentreppen zusammen, auf denen es nach unten ging. Mehrmals bogen Jennsen und ihre Begleiter an kreuzenden Fluren ab, durchschritten schlecht beleuchtete Korridore und traten durch Türen, die in weitläufige Säle führten, stiegen in gewissen Abständen über eine Reihe von Treppen immer weiter nach unten, bis Jennsen sich den Weg nicht mehr merken konnte. Aus dem verstaubten Zustand einiger der schäbigen Treppenhäuser sowie dem muffigen Geruch in den offenbar wenig benutzten Fluren schloß sie, daß der Mann in Weiß sie auf einer Abkürzung durch den Palast führte, um sie so schnell wie möglich an ihr Ziel zu bringen.
    Jennsen ermahnte sich, auf jeden Fall an ihrem Plan festzuhalten, ganz gleich, in welchem Zustand Sebastian sich befand. Sich ihre Überraschung anmerken zu lassen, in Tränen auszubrechen, sich ihm an den Hals zu werfen oder zu jammern – all das würde keinem von ihnen weiterhelfen. Hoffentlich konnte sie sich das alles auch noch merken, wenn sie vor ihm stand.
    Der weißgekleidete Mann sah auf ihr Gesuch hin nach, was Sebastian vorgeworfen wurde, dann bog er in ein steinernes Treppenhaus ein. Die unangenehm steile Treppenflucht schraubte sich hinab, um schließlich in einem tiefer gelegenen Durchgang zu enden, der vom gespenstisch flackernden Licht einiger in niedrigen Bodenhalterungen steckenden Fackeln beleuchtet wurde, statt von Lampen und Reflektoren, wie sie für die Beleuchtung der oberen Gänge verwendet wurden.
    Die beiden Männer in den silberfarbenen Gewändern, die schon vorgegangen waren, erwarteten sie am Fuß der Treppe. Unter den niedrigen Deckenbalken hingen Schwaden dunstigen Rauches, was zur Folge hatte, daß es überall nach verbranntem Pech stank. Sie konnte ihren Atem in der kalten Luft sehen, und tief in ihrem Innern spürte Jennsen, wie weit unterhalb des Palasts des Volkes sie sich befanden. Einen kurzen, beklemmenden Augenblick lang fühlte sie sich daran erinnert, wie es war in den dunklen, bodenlosen Fluten des Sumpfes zu versinken.
    Vor einer eisenbeschlagenen Tür, die den nach links führenden Seitengang versperrte, stand, die Füße leicht gespreizt, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, das Kinn etwas emporgereckt, ein kräftig gebauter Mann. Sein ganzes Auftreten, seine Größe und seine Art, sie mit seinem stechenden, unbeugsamen Blick zu fixieren, verschlug ihr fast den Atem.
    Am liebsten hätte sie Reißaus genommen. Wie war sie nur auf die Idee gekommen, ihr könnte ein solcher Streich gelingen? Wer war sie überhaupt? Ein Niemand.
    Althea hatte ihr erklärt, dem sei keineswegs so, es sei denn,

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