Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
»Wenn es Euch nichts ausmacht, könnt Ihr mir den steinernen Mörser und den Stößel drüben aus dem mittleren Schrank holen.«
    Jennsen brachte ihm den schweren grauen Steinmörser mitsamt Stößel und stellte beides neben der Lampe auf den Tisch. Er gab gerade ein senffarbenes Pulver in das Schälchen und war so vertieft in seine Arbeit, daß er seinen Umhang nicht ausgezogen hatte, als er die hinderliche Kapuze zurückschlug, erhielt sie endlich Gelegenheit, ihn genauer anzusehen.
    Seine Züge hatten, im Gegensatz zu denen des Zauberers Rahl, nichts Überraschendes oder Auffälliges. Weder in den großen Augen des Mannes noch in seinem offenen Gesicht oder der durchaus freundlich wirkenden Mundpartie vermochte sie irgend etwas zu entdecken, das ihr vertraut erschienen wäre. Er deutete auf eine Flasche aus geriffeltem grünen Glas.
    »Wenn es Euch nichts ausmacht, könntet Ihr mir bitte eins davon zermahlen?«
    Während er in die Ecke eilte, um einen braunen Steinguttopf aus einem der hohen Regale zu nehmen, löste Jennsen den Drahtbügelverschluß und entfernte den Glasdeckel des Gefäßes. Überrascht betrachtete sie die überaus merkwürdigen kleinen Gegenstände darin, wobei es vor allem ihre Form war, die sie in Erstaunen versetzte. Sie drehte eins mit dem Finger um; es war dunkel, flach und rund. Im Schein der Lampe konnte sie erkennen, daß es getrocknet worden war. Dann schüttelte sie das Gefäß und stellte fest, Sie sahen alle gleich aus – wie lauter kleine Huldigungen.
    Wie das magische Symbol, so besaßen auch diese kleinen Gegenstände einen Außenkreis, einen Teil, der an ein darin liegendes Quadrat erinnerte, sowie einen kleineren Kreis im Innern des Quadrats. Darüber war eine weitere Struktur erkennbar, die dies alles miteinander verband und stark an einen dicken Stern erinnerte. Obgleich es den Huldigungen, wie sie sie immer gezeichnet gesehen hatte, nicht haargenau glich, wies es doch eine bestechende Ähnlichkeit auf.
    »Was ist das?«, fragte sie.
    Der Heiler ließ seinen Umhang von den Schultern gleiten und krempelte die Ärmel seines einfachen Gewandes hoch. »Es sind Teile einer Blume – der getrocknete untere Teil des Staubfadens einer Bergfieberrose. Niedliche kleine Dinger sind das, Ihr habt sie bestimmt schon einmal gesehen. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Farben, je nachdem, wo sie wachsen, am bekanntesten aber ist das ganz gewöhnliche Rot. Hat Euch Euer Ehemann etwa noch nie einen Strauß Bergfieberrosen mitgebracht?«
    Jennsen spürte, wie sie errötete. »Er ist gar nicht – wir reisen nur zusammen. Wir sind befreundet, weiter nichts.«
    »Ach so«, meinte er; es klang weder überrascht noch neugierig. Er zeigte darauf. »Seht Ihr? Die Blütenblätter sind hier an diesen Stellen befestigt. Entfernt man Blütenblätter und Samen und trocknet diesen ausgesuchten Teil des Kopfes, sehen sie am Ende so aus.« Jennsen lächelte. »Sie sehen aus wie kleine Huldigungen.« Er nickte und erwiderte ihr Lächeln. »Und genau wie eine Huldigung können sie sowohl heilen als auch töten.«
    »Wie ist es möglich, daß sie eine so unterschiedliche Wirkung haben können?«
    »Einer dieser getrockneten Blütenköpfe, zermahlen und diesem Trank beigegeben, verhilft dem Jungen zu einem tiefen Schlaf, damit er das Fieber bekämpfen und es ausschwitzen kann. Mehr als eine würde dagegen ein solches Fieber erst hervorrufen.«
    »Tatsächlich?«
    Er schien ihre nächste Frage geahnt zu haben, denn er beugte sich vor und hob einen Finger. »Nähmet Ihr dagegen zwei Dutzend davon ein, ganz sicher aber bei dreißig, wäret Ihr rettungslos verloren. So ein Fieber kann schnell einen tödlichen Verlauf nehmen. Es ist die Wirkung, die der Pflanze ihren Namen gegeben hat.« Er zeigte ihr ein verschmitztes Lächeln. »In vieler Hinsicht ein recht passender Name für eine Blume, die man so gern mit der Liebe in Verbindung bringt.«
    »Vermutlich«, erwiderte sie nachdenklich. »Aber angenommen, man nähme mehr als eine, aber weniger als ein Dutzend ein, würde man dann auch sterben?«
    »Wenn Ihr dumm genug wärt, zehn oder zwölf zu zermahlen und Eurem Tee beizugeben, würdet Ihr mit Sicherheit an Fieber erkranken.«
    »Und schließlich daran sterben, ganz so, als hätte man mehr zu sich genommen?«
    Er mußte schmunzeln, als er die aufrichtige Sorge in ihrem Gesicht bemerkte. »Nein, von einer so geringen Menge würdet Ihr nur leichtes Fieber bekommen. In ein, zwei Tagen hättet Ihr es

Weitere Kostenlose Bücher