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Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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eine gute Nacht gewünscht hatte. Die Mutter kauerte neben ihrem kleinen Jungen und strich ihm über die Stirn, während sie sich ebenfalls bei Sebastian für seine Hilfe bedankte; sie nahm kaum Notiz von dem kalten Luftzug, der durch die Hütte wehte, als er durch die Tür nach draußen ging.
    Jennsen brachte der Frau eine dampfende Schale mit Eintopf. Sie nahm sie höflich, aber geistesabwesend entgegen, da ihre Aufmerksamkeit ganz dem kleinen, in ihrem Schoß schlafenden Sorgenkind galt. Auf Jennsens Drängen erklärte sich der Heiler seufzend einverstanden, am Tisch Platz zu nehmen, während sie ihm eine Schale seines Eintopfs vorsetzte.
    »Gar nicht mal übel, dabei hab ich ihn selbst gemacht«, meinte er gut gelaunt, als sie ihm einen Krug Wasser brachte.
    Jennsen versicherte ihm lachend, der Meinung sei sie auch. Sie ließ ihn essen und beschäftigte sich derweil damit, die schmutzigen Suppenschalen in einem hölzernen Spüleimer abzuwaschen. Als sie sah, daß der Heiler seine Mahlzeit fast beendet hatte, setzte sie sich unmittelbar neben ihm auf die Bank, um ihn gewissermaßen unter vier Augen sprechen zu können. »Wir müssen morgen sehr früh aufbrechen; für den Fall, daß ich Euch dann verpassen sollte, möchte ich mich daher schon jetzt für Eure Hilfe heute Abend bedanken, und zwar nicht nur im Namen des Jungen, sondern auch in unserem.«
    Auch wenn er nicht offen hinsah, entnahm sie seinem Gesichtsausdruck, daß er ihre Absicht, sehr früh aufzubrechen, mit dem Messer in ihrem Gürtel in Verbindung brachte. Sie unternahm nichts, um ihn von dieser Folgerung abzubringen.
    »Wir wissen die großzügige Spende für unsere Glaubensgemeinschaft sehr zu würdigen. Sie wird uns bei unseren Bemühungen, unser Volk zu unterstützen, sehr hilfreich sein.«
    Jennsen wußte, daß er nur die Zeit überbrücken wollte, bis sie sagte, was sie wirklich auf dem Herzen hatte, also rückte sie schließlich damit heraus. »Ich möchte mich nach einem Mann erkundigen, der meines Wissens bei den Raug’Moss lebt. Möglicherweise ist er sogar Heiler, ich bin nicht sicher. Ich wußte gern, ob Ihr mir etwas über ihn sagen könnt.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Nur zu. Ich werde Euch erzählen, was ich weiß.«
    »Sein Name lautet Drefan.«
    Zum allerersten Mal an diesem Abend verrieten die Augen des Mannes eine gefühlsmäßige Regung. »Drefan war ein übles Gezücht Darken Rahls.«
    Jennsen mußte sich zusammenreißen, um sich keine Reaktion auf seine heftige Erwiderung anmerken zu lassen. Sie ermahnte sich, daß er das Messer mit dem Symbol des Hauses Rahl gesehen hatte; vielleicht hatte das seine Ausdrucksweise beeinflußt. Jedenfalls hatte er sich ziemlich unmißverständlich ausgedrückt.
    »Das ist mir bekannt. Trotzdem muß ich ihn dringend finden.«
    »Ihr kommt zu spät.« Ein zufriedenes Lächeln huschte über sein Gesicht. »Herrscher Rahl beschütze uns«, zitierte er aus der Andacht. »Wie ist das zu verstehen?«
    »Lord Rahl, der neue Lord Rahl, hat ihn getötet – und uns dadurch alle vor diesem unehelichen Sproß Darken Rahls bewahrt.«
    Jennsen.
    Jennsen saß da wie vom Donner gerührt. »Wißt Ihr das ganz genau?«, war alles, was ihr als Erwiderung einfiel. »Ich meine, seid Ihr sicher, daß es Lord Rahl war, der das getan hat?«
    »Es fielen zwar einige höfliche Bemerkungen über Drefan und seinen Tod im Dienste des Volkes von D’Hara, aber wie die übrigen Raug’Moss bin auch ich trotzdem der festen Überzeugung, daß Lord Rahl Drefan getötet hat.«
    Jennsen.
    Höfliche Bemerkungen, höfliche Bemerkungen über einen Mord. Jennsen vermutete, daß man einen Lord Rahl nicht einfach ganz offen des Mordes beschuldigte. Ermordet wurden nur gewöhnliche Menschen; die Opfer eines Lord Rahl starben im Dienste des Volkes von D’Hara.
    Jennsen spürte, wie ihr das Entsetzen darüber, daß Lord Rahl ihr einen Mord näher gekommen war, die Brust zusammenschnürte. Nicht Darken Rahl hatte Drefan aufgespürt, sondern Richard Rahl. Und dieser Richard Rahl würde irgendwann auch sie aufspüren.
    Sie hielt ihre zitternden Hände im Schoß fest und hoffte, daß wenigstens ihrem Gesicht nichts anzusehen war. Dieser Mann stand offenkundig in treuer Ergebenheit zu Lord Rahl.
    Gib dich hin.
    Der knappe Befehl hallte noch lange nach in ihrem Kopf.

34. Kapitel
    Jennsen kauerte allein auf dem Fußboden vor dem kräftig lodernden Feuer, das Sebastian für sie angezündet hatte, und starrte geistesabwesend in die Flammen.

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