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Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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ebenfalls unbesiegbar gewesen war. Vielleicht war Oba schon immer dazu ausersehen, das wahre Erbe seines Vaters anzutreten. Vielleicht hatte das Schicksal endlich ein Einsehen gehabt und Oba für Höheres gerettet.
    »Soll das heißen, Ihr seid eine Hexenmeisterin, könnt aber keine Magie wirken?«
    Ein ferner Donner rollte über das Sumpfgebiet hinweg, als sie auf einen Platz auf dem Fußboden wies. Während Oba sich vor ihr niederließ, zog sie das Brett mit dem vergoldeten Symbol zu sich heran und plazierte es zwischen ihnen.
    »Man hat mir nur jenen Teil meiner Talente gelassen, der es mir ermöglicht; Weissagungen zu machen«, erklärte sie. »Sonst nichts. Wenn du wolltest, könntest du mich mit einer Hand erwürgen, während du mit der anderen deinen Tee austrinkst. Ich könnte nicht das Geringste dagegen tun.«
    In Obas Augen würde das den Spaß beträchtlich mindern, schließlich war das Abmühen, der Kampf, das sich Wehren Teil jeder wirklich befriedigenden Auseinandersetzung. Aber wie heftig vermochte sich eine alte, verkrüppelte Frau schon zu wehren? Wenigstens waren da noch die Todesangst, die Qualen und der Augenblick des Todes, auf die er sich freuen konnte.
    »Aber Prophezeiungen könnt Ihr doch noch abgeben? Deshalb wußtet Ihr doch überhaupt, daß ich auf dem Weg hierher war?«
    »So könnte man sagen.« Sie seufzte schwer, so als hätte die Anstrengung, sich bis auf das rotgoldene Kissen zu schleppen, sie völlig erschöpft. Als sie ihre Aufmerksamkeit dem vor ihr liegenden Brett zuwandte, schien die Mattigkeit von ihr abzufallen.
    »Ich möchte dir etwas zeigen.« Sie schlug jetzt einen vertraulichen Tonfall an. »Vielleicht werden dir dadurch endlich ein paar Dinge klar.«
    Erwartungsvoll beugte er sich vor, froh, daß sie endlich Vernunft angenommen und sich dazu durchgerungen hatte, ein paar Geheimnisse preiszugeben. Oba lernte gern etwas Neues hinzu.
    Er beobachtete, wie sie in ihrem Häuflein Steine herumsuchte und mehrere von ihnen genau prüfte, bevor sie den richtigen gefunden hatte. Die Übrigen legte sie in einer offenbar für sie verständlichen Ordnung zur Seite, obwohl er fand, daß sie alle gleich aussahen.
    Sie drehte sich wieder zu ihm herum und hielt ihm den einen Stein vors Gesicht. »Das bist du«, sagte sie.
    »Ich? Was soll das heißen?«
    »Dieser Stein repräsentiert dich.«
    »Wieso?«
    »Weil er sich so entschieden hat.«
    »Ihr wollt sagen, Ihr habt entschieden, daß er mich darstellen soll.«
    »Nein. Ich will damit sagen, daß der Stein sich entschieden hat, dich zu repräsentieren – oder vielmehr, die Kräfte, die den Stein kontrollieren, haben so entschieden.«
    »Und welche Kräfte kontrollieren die Steine?«
    Zu seiner Überraschung sah er, wie ein Lächeln über Altheas Gesicht ging, das sich zu einem gefährlichen Grinsen auswuchs. Nicht einmal Lathea hatte es geschafft, so böse auszusehen.
    »Die Magie«, zischte sie.
    Oba mußte sich ermahnen, daß er unbesiegbar war; gestikulierend versuchte er, sich den Anschein von Unbekümmertheit zu geben.
    »Was ist mit den anderen? Wer sind dann sie?«
    »Ich dachte, du wolltest etwas über dich erfahren, nicht über andere.« Mit einem Ausdruck größter Selbstgewißheit beugte sie sich zu ihm hin. »Andere Menschen interessieren dich doch überhaupt nicht, hab ich Recht?«
    Oba begegnete ihrem vertraulichen Lächeln mit stechendem Blick. »Schätze, nein.«
    Sie schüttelte den einzelnen Stein in ihrer leicht geschlossenen Hand. Ohne den Blick von seinen Augen abzuwenden, warf sie den Stein über das Brett. Ein Blitz flackerte. Der Stein holperte über das Brett und blieb jenseits des äußeren vergoldeten Kreises liegen. In der Ferne krachte ein Donner.
    »Und«, fragte er, »was bedeutet das jetzt?«
    Statt seine Frage zu beantworten, nahm sie den Stein ohne hinzusehen wieder auf. Ihr Blick blieb fest auf sein Gesicht geheftet, während sie den Stein erneut schüttelte. Wieder warf sie ihn wortlos über das Brett. Ein Blitz zuckte. Erstaunlicherweise kam der Stein an derselben Stelle zur Ruhe wie beim ersten Mal – nicht nur in der Nähe derselben Stelle, sondern exakt auf demselben Punkt. Regen trommelte aufs Dach, während ein anhaltender, krachender Donner über das Sumpfgebiet hinweg rollte.
    Blitzschnell nahm Althea den Stein erneut auf und warf ihn ein drittes Mal, wiederum begleitet vom Zucken eines Blitzes, nur daß die gleißende Helligkeit diesmal näher war. Oba benetzte sich die Lippen und wartete

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