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Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Streitmacht, mit der sie angerückt waren, waren sie jedoch vernichtend geschlagen worden. Wären sie zusammengeblieben, statt sich, wie von Kaiser Jagang und Sebastian veranlaßt, immer weiter aufzuteilen, hätten sie gut und gerne alle auf einen Schlag getötet werden können. Doch auch so mußte die Armee der Imperialen Ordnung eine gewaltige Zahl von Toten zurücklassen.
    Unmittelbar nach Erreichen des unteren Stockwerks bahnten sie sich einen Weg durch die Dienstbotengänge zum Seiteneingang des Palasts. Draußen bot sich ihnen ein grauenhaftes Bild. Allem Anschein nach war die gesamte Streitmacht niedergemetzelt worden, und die Wahrscheinlichkeit, daß auch nur ein einziger Kavallerist überlebt hatte, überaus gering. Jennsen empfand den Anblick eines Blutbads von diesen Ausmaßen unerträglich und doch zugleich so überwältigend, daß sie nicht wegsehen konnte. Die ineinander verschlungenen Leichen der Pferde und Soldaten bildeten eine unregelmäßige, sich hangabwärts ziehende Frontlinie, sie waren exakt an der Stelle gefallen, wo sie in vollem Galopp frontal auf den Gegner geprallt waren. In der Ferne grasten ein paar versprengte Pferde, deren Reiter zweifellos längst nicht mehr lebten.
    »Man sieht überhaupt keine gegnerischen Toten«, stellte Jagang mit einem Rundblick über das Schlachtfeld fest, während er, auf einen Langspieß gestützt, den ihm ein Soldat gereicht hatte, weiterhumpelte. »Was mag nur eine solche verheerende Wirkung gehabt haben?«
    »Jedenfalls nichts von dieser Welt«, meinte eine Schwester.
    Soldaten hoch zu Roß – insgesamt weniger als eintausend der ursprünglich über vierzigtausend Mann – kamen angeritten, um die kleine, aus dem Palast zurückkehrende Truppe zu umringen. Es folgte eine Reihe berittener Schwestern, die sich, einen inneren Verteidigungsring bildend, dicht um den Kaiser scharten.
    Rusty kam mit Pete im Schlepptau herangetrabt; die beiden hatten sich den zerlumpten Überresten der Kavallerie angeschlossen. Rusty erkannte das Signal, als Jennsen pfiff, und eilte herbei; Jennsen strich dem Tier mit der Hand beruhigend über den zitternden Hals und kraulte ihm die Ohren. Als Pete ihr mit der Stirn von hinten gegen die Schulter stieß, wurde er auf ähnliche Weise getröstet.
    »Was ist nur passiert?«, brüllte Jagang wutentbrannt. »Wie konntet Ihr Euch auf diese Weise überrumpeln lassen?«
    Der die berittene Truppe anführende Offizier blickte verzweifelt um sich. »Exzellenz, es ist … wie aus heiterem Himmel über uns gekommen. Da war nichts, gegen das wir hatten kämpfen können.«
    »Wollt Ihr mir etwa weismachen, es waren Gespenster?«, blaffte Jagang.
    »Ich glaube, es waren die Pferde, die der Kundschafter gerochen hat«, warf ein anderer Offizier ein. Sein Arm war trotz seines bis unter die Achseln reichenden Verbandes blutverschmiert.
    Während Soldaten zusätzliche Pferde herbeischafften, saß Schwester Perdita unmittelbar neben ihm ab. »Exzellenz, an dem Angriff war in irgendeiner Form Magie beteiligt – die einzige Erklärung, die ich habe, sind durch Zauberei heraufbeschworene Phantomreiter.«
    Er sah sie aus seinen bedrohlichen Augen auf eine Weise an, die sogar Jennsen vor Angst zittern ließ. »Und wieso habt Ihr und Eure Schwestern es dann nicht verhindert?«
    »Weil sie mit der heraufbeschworenen Magie nichts gemein hat, mit der wir es gewöhnlich zu tun bekommen. Meiner Meinung nach muß es sich um eine Spielart konstruierter Magie gehandelt haben, sonst hätten wir sie nicht nur erkennen, sondern auch etwas dagegen unternehmen können. Zumindest ist das meine Vermutung. Ich bin mit konstruierter Magie bislang noch nie in Berührung gekommen, aber ich habe davon gehört. Was immer uns attackierte, hat auf keinen unserer Abwehrversuche reagiert.«
    Der Kaiser musterte sie nach wie vor mit finsterer Miene. »Magie ist Magie. Ihr hättet sie aufhalten müssen, dazu seid Ihr schließlich da.«
    »Konstruierte Magie und heraufbeschworene Magie sind nicht dasselbe, Exzellenz.«
    »Nicht dasselbe? Inwiefern?«
    »Statt die Gabe spontan zu nutzen, wird konstruierte Magie vorab entworfen. Sie läßt sich über große Zeitspannen konservieren, über Tausende von Jahren, vielleicht sogar für immer. Wird sie benötigt, wird der Bann ausgelöst und die Magie freigesetzt.«
    »Ausgelöst durch was?«, fragte Sebastian.
    Schwester Perdita schüttelte verzweifelt den Kopf. »Dafür kann alles Mögliche in Frage kommen, wie ich mir habe sagen lassen.

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