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Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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derartige Verheerung anzurichten, sondern die entschlossenen Bewegungen des Mannes waren es, die Jennsen das wahre Ausmaß seines fürchterlichen Zorns erkennen ließen.
    »Bei den Gütigen Seelen«, meinte Jennsen leise. »Was mag da nur geschehen sein?«
    »Nur durch Selbstaufopferung gelangt man zum Seelenheil«, lautete Schwester Perditas trockener Kommentar. »Diese Männer sind in Diensten der Imperialen Ordnung und somit des Schöpfers gestorben; das ist die höchste Berufung des Schöpfers. Es ist absolut unnötig, um sie zu trauern – durch ihre Ergebenheit und Treue haben sie ihr Seelenheil erreicht.«
    Jennsen konnte sie nur verblüfft anstarren.
    »Wer mag das sein?«, fragte Sebastian, während er beobachtete, wie der einsame Mann den Rand des Tales der Säulen der Schöpfung erreichte und ohne anzuhalten den Abstieg begann. »Habt Ihr eine Ahnung?«
    »Das ist ohne Bedeutung.« Schwester Perdita wandte sich um. »Wir haben einen Auftrag zu erfüllen.«
    »Dann sollten wir uns besser beeilen«, meinte Sebastian besorgt, den Blick immer noch auf die ferne Gestalt gerichtet, die sich ihnen mit schnellen, gleichmäßigen und unerbittlichen Schritten auf dem Pfad näherte.

59. Kapitel
    Jennsen und Sebastian folgten Schwester Perdita, die bereits hinter dem höchsten Punkt des Grats verschwunden war. Als sie den Kamm erreichten, sahen sie sie; sie befand sich bereits ein gutes Stück unterhalb von ihnen. Jennsen schaute sich zum oberen Pfadende um, ohne jedoch den einzelnen Mann zu sehen. Was sie statt dessen sah, war eine dunkle Wolkenwand, die sich über die gesamte Breite der trostlosen Ebene herangewälzt hatte.
    »Beeilt Euch!«, rief Schwester Perdita ihnen von unten herauf zu.
    Sebastians Hand im Rücken, die sie anhielt, nicht stehen zu bleiben, kletterte Jennsen den steilen Pfad hinunter. Die Schwester bewegte sich geschwind wie der Wind; mit wehendem Gewand eilte sie über den in einen steilen Felshang gehauenen Pfad. Jennsen hatte noch nie so große Mühe gehabt, mit einem Menschen Schritt zu halten. Vermutlich nahm die Frau ihre Magie zur Hilfe.
    Nicht lange, und Jennsen geriet außer Puste und mußte wie die weit vor ihr laufende Schwester verschnaufen. Auch Sebastian unmittelbar hinter ihr klang, als wäre er völlig außer Atem. Er hatte ein paarmal den Halt verloren, und einmal hatte Jennsen ihn gerade noch am Arm festhalten können, bevor er über den Rand eines steilen, unvorstellbar tiefen Abhangs gestürzt wäre. Die Erleichterung darüber stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
    Nach einem scheinbar endlosen, anstrengenden Abstieg dem Talgrund ein gutes Stück näher gekommen, stellte Jennsen erleichtert fest, daß die Felswände und -türme hier wenigstens das glühend heiße Sonnenlicht aussperrten. Sie blickte in den Himmel, eine Wohltat, auf die sie eine ganze Weile hatte verzichten müssen, und erkannte, daß es nicht nur die Schatten der Felsen waren, die den Tag verdunkelten. Über dem wenige Stunden zuvor noch wolkenlosen und strahlend blauen Himmel war eine aufgewühlte graue Wolkendecke aufgezogen, so als sollte das ganze Tal der Säulen der Schöpfung vom Rest der Welt abgeschnitten werden.
    Sie setzte sich mit schweren Gliedern abermals in Bewegung und marschierte los, um mit Schwester Perdita Schritt zu halten; sie hatte keine Zeit, sich über Wolken den Kopf zu zerbrechen. Trotz ihrer Erschöpfung war Jennsen überzeugt, die nötige Kraft zu finden, Richard Rahl das Messer in den Leib zu stoßen, sobald der Augenblick gekommen war. Er war jetzt zum Greifen nahe. Statt ihr Angst zu machen, erfüllte das Wissen um ihr nahes Ende Jennsen mit einem merkwürdig dumpfen Gefühl innerer Ruhe. Sie hatte fast etwas Angenehmes, diese Aussicht auf ein Ende des Kampfes, der Angst und der Notwendigkeit, sich ständig sorgen zu müssen. Die Erschöpfung würde bald ein Ende haben, ebenso wie die unerträgliche Hitze, der Schmerz, das Leid und die Qualen.
    Gleichzeitig machte ein überwältigendes Entsetzen jeden klaren Gedanken unmöglich, wenn ihr, für winzige Augenblicke nur, die ungeheuerliche Wirklichkeit ihres nahen Todes bewußt wurde. Es war ihr Leben, ihr einziges, kostbares Leben, das hier unaufhaltsam zur Neige ging und schon bald in der kalten Umarmung des Todes enden würde.
    Flackernde Blitze zuckten über einen zusehends dunkler werdenden Himmel und wanderten unter der Wolkendecke dahin. Dann wieder gleißte fernes Wetterleuchten auf, durchdrang die schweren Wolken

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