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Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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widerhallte. Die Menschen gingen wieder ihren eigenen Angelegenheiten nach, kauften und tauschten und unterhielten sich über ihre Wünsche und Bedürfnisse. Gardisten machten ihre Runden, und Bedienstete des Palasts, meist in hellen Gewändern, gingen ihrer Arbeit nach, überbrachten Nachrichten und kümmerten sich um Dinge, die Jennsen bestenfalls erraten konnte. An einer Stelle waren Arbeiter damit beschäftigt, die Scharniere einer mächtigen, eichenen, in einen Seitengang führenden Flügeltür zu reparieren.
    Auch das Reinigungspersonal war zurückgekehrt und versah wie zuvor seine aus Abstauben, Wischen und Polieren bestehende Arbeit.
    Nach dem schier endlosen Psalmodieren der Andacht waren Jennsens Gedanken so klar wie nach einer ausgiebigen und dringend benötigten Ruhepause. In diesem ruhigen, gleichwohl erfrischten und hellwachen Zustand war ihr eine Lösung eingefallen. Sie wußte jetzt, was sie zu tun hatte.
    Rasch ging sie denselben Weg zurück, den sie gekommen war, denn sie durfte keine Zeit verlieren.
    Jennsen brannte darauf, Sebastian zurückzubekommen, einzig ihre Angst um ihn trieb sie den Korridor entlang. Sie mußte ihn aus den Fängen der d’Haranischen Soldaten befreien, bevor sie ihm etwas Schlimmes antaten.
    Womöglich stand er es nicht durch, wenn man ihn folterte, und wenn er seine Identität preisgab, würde man ihn zweifellos töten. Beim Gedanken, Sebastian könnte hingerichtet werden, versagten ihr fast die Knie. Gewöhnlich gestanden die Menschen unter Folter alles, ob es nun stimmte oder nicht.
    Sie mußte ihn unbedingt retten.
    Aber dafür war sie auf die Hilfe der Hexenmeisterin angewiesen. Wenn Althea sich bereit erklärte, ihr zu helfen und einen Schutzbann über sie zu sprechen, konnte sie versuchen, Sebastian zurückzubekommen.
    Sie gelangte zu der Treppe, die sie heraufgekommen waren. Noch immer strömten Menschen hinauf in die Eingangshalle, manche von ihnen schwitzend und verärgert über den beschwerlichen Aufstieg. Jennsen stieg langsam die Treppe hinunter. Sie hatte geglaubt, der Abstieg werde ihr leicht fallen, nach einigen hundert Stufen mußte sie jedoch feststellen, daß ihr das Hinuntersteigen in die Beine ging.
    An den Absätzen übersprang sie einige Stufen und kürzte ab. Sobald niemand hinschaute, nahm sie zwei Stufen auf einmal. Beim Überqueren der Korridore versuchte sie sich hinter kleinen Personengruppen zu verstecken; sie war nur eine von vielen in der großen Schar der Besucher, die des Weges kamen.
    Wieder auf den Stufen, beschleunigte sie ihre Schritte, obwohl ihr die Beine von der unablässigen Anstrengung zitterten. Ihre Beine brauchten dringend eine Ruhepause, aber die gönnte sie ihnen nicht, statt dessen trieb sie sich zu noch größerer Eile an, wann immer sich eine Gelegenheit bot…
    Völlig außer Atem nach dem langen Abstieg, erreichte sie endlich den höhlenartigen Eingang mit den zischenden Fackeln. Weil sich vor dem zur großen Hochebene führenden Portal zahlreiche Soldaten drängten, verlangsamte sie ihr Tempo und schloß sich einem älteren Ehepaar an, so daß es aussah, als sei sie eine Tochter in Begleitung ihrer Eltern. Die beiden waren in ein lebhaftes Gespräch über die Aussichten eines Freundes vertieft, mit seinem soeben eröffneten Perükkenstand oben im Palast zu Erfolg zu kommen. Jennsen hätte sich unmittelbar nach der Verhaftung eines Mannes, dem Folter und womöglich sogar Hinrichtung drohten, kaum eine albernere Unterhaltung vorstellen können. In Jennsens Augen war dieser d’Haranische Palast nichts weiter als ein abscheulicher Ort voller Gefahren und Ungemach. Sie mußte Sebastian unbedingt daraus befreien, und genau das würde sie auch tun.
    Kaum war sie beim Freiluftmarkt angelangt, bog Jennsen in eine der provisorischen Gassen ein und machte sich auf die Suche nach der Wurstverkäuferin Irma.
    Sie reckte den Hals und sah sich nach dem roten Schal um, während sie durch die Reihen der Verkaufsstände hastete. Die Geschäfte, die ihr vorher so großartig vorgekommen waren, wirkten jetzt, nach ihrem Besuch im Palast, bestenfalls schäbig. Noch nie in ihrem Leben hatte Jennsen etwas dem Palast des Volkes Vergleichbares gesehen. Es war für sie unvorstellbar, daß ein Ort von dieser Schönheit so viel Häßlichkeit beherbergen konnte wie das Haus Rahl.
    Ein Straßenhändler drängte sich unmittelbar neben sie. »Ein Amulett, die Dame? Er wird Euch Glück bringen.« Jennsen ging unbeirrt weiter. Sein Atem stank. »Ein ganz

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