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Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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staubige Straße und hielt sie am Arm fest. »Augenblick noch, Ma’am. Was wollt Ihr denn jetzt tun?«
    »Das Leben eines Mannes hängt davon ab, daß ich zu Altheas Haus gelange. Ich habe keine andere Wahl, also werde ich zu Fuß gehen müssen.«
    »Welches Mannes? Und was hat es überhaupt damit auf sich, daß sein Leben von Eurem Besuch bei Althea abhängt?«
    Jennsen sah ihm in seine himmelblauen Augen und löste behutsam ihren Arm. Groß, blond, mit seinem markanten Kinn und seiner kräftigen Statur erinnerte er sie an die Soldaten, die ihre Mutter umgebracht hatten.
    »Tut mir leid, aber ich kann darüber nicht sprechen.«
    Sie machte sich abermals auf den Weg, war aber noch kein Dutzend Schritte weit gekommen, als er ihr hinterhereilte, sie behutsam abermals am Arm faßte, so daß sie stehen bleiben mußte.
    »So hört doch«, sagte er ruhig, als sie ihn daraufhin mißbilligend ansah, »habt Ihr denn überhaupt Vorräte?«
    Jennsens gerunzelte Stirn glättete sich, und sie mußte gegen ihre verzweifelten Tränen ankämpfen. »Das befindet sich alles bei unseren Pferden. Die Wurstverkäuferin Irma hat all unsere Sachen. Bis auf mein Geld – das hat dieser Taschendieb.«
    »Dann seid Ihr also völlig mittellos.« Es war weniger eine Frage als vielmehr Spott über einen derart einfältigen Plan.
    »Ich habe mich selbst und weiß, was ich zu tun habe.«
    »Und Ihr habt tatsächlich vor, Euch mitten im Winter auf den Weg zu Althea zu begeben, zu Fuß und ganz ohne Vorräte?«
    »Ich habe mein Leben lang in den Wäldern gelebt. Ich weiß mir zu helfen.«
    Sie zog, doch er hielt ihren Arm mit seiner großen Hand unerbittlich fest. »Das mag ja alles sein, aber die Azrith-Ebene ist kein Wald. Dort gibt es nichts, woraus Ihr Euch einen Unterschlupf bauen könntet, nicht mal ein Stück Holz, um Feuer zu machen. Nach Sonnenuntergang wird es dort so kalt wie im Herz des Hüters. Ihr habt weder Vorräte noch sonst etwas. Was wollt Ihr essen?«
    Diesmal zog sie heftiger an ihrem Arm, und es gelang ihr sich zu befreien. »Ich habe keine andere Wahl. Mag sein, daß Ihr das nicht versteht, aber es gibt eben Dinge, die man einfach tun muß, auch wenn man für sie sein Leben riskiert, oder es verliert seine Bedeutung und ist es nicht wert, gelebt zu werden.«
    Bevor er sie abermals zurückhalten konnte, lief Jennsen los und tauchte im Strom der Menschen unter. Drängelnd bahnte sie sich einen Weg durch die Menschenmassen, vorbei an Leuten, die für sie unerschwingliche Speisen und Getränke feilboten. Alles diente nur dazu, sie daran zu erinnern, daß sie seit dem Würstchen am Vormittag keinen Bissen mehr gegessen hatte.
    Sie bog in die erstbeste nach Westen führende Straße ein. Als die Wintersonne des Südens auf ihre linke Gesichtshälfte schien, mußte sie an die Sonnenstrahlen im Palast während der Andacht denken – daß sie sich so sehr angefühlt hatten wie die Umarmung ihrer Mutter.

19. Kapitel
    Jennsen suchte sich aufs Geratewohl einen Weg durch irgendwelche Straßen; dabei stellte sie sich vor, zwischen Bäumen hindurchzulaufen und sich durch die Wälder zu bewegen, in denen sie sich am heimischsten fühlte. Dort wäre sie jetzt auch am liebsten gewesen, in einem stillen Wald, im Schutz der Bäume, und hätte zusammen mit ihrer Mutter zugesehen, wie Betty an zarten Sprossen knabberte.
    Sie war ganz krank vor Sorge um Betty. Die Wurstverkäuferin Irma handelte mit Ziegenfleisch, was zweifellos der Grund war, warum sie Betty überhaupt hatte kaufen wollen. Wahrscheinlich hatte das arme Tier verzweifelt und verängstigt reagiert, als es von einer Fremden fortgebracht wurde. Doch so sehr ihr die Sorge um Betty auch zu schaffen machte, so gern sie nach ihr gesucht hätte, um sie wiederzubekommen, sie durfte diesen Wunsch nicht über Sebastians Leben stellen.
    Plötzlich traf sie ein noch viel beängstigenderer Gedanke wie ein Schlag: Mord-Sith. Wo immer Jennsen mit ihrer Mutter in D’Hara auf Reisen gewesen war hatte nichts und niemand den Menschen größere Angst eingeflößt als die Mord-Sith. Ihre Fähigkeit, den Menschen Schmerz und Leid zuzufügen, war legendär. Angeblich gab es außerhalb des unmittelbaren Einflußbereichs des Hüters niemanden, der den Mord-Sith in diesem Punkt das Wasser reichen konnte.
    Was, wenn die D’Haraner sich einer dieser Frauen bedienten, um Sebastian zu foltern? Er besaß zwar keine magischen Kräfte, doch was zählte das schon? Mit dem Strafer vermochten die Mord-Sith jedem

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