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Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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vielleicht eines Eurer Pferde ausleihen, bitte?«
    »Unsere Pferde? Wie sollen wir dann unseren Wagen nach Hause bekommen? Außerdem sind es doch Zugtiere; wir haben weder Sättel noch Zaumzeug zum Reiten, noch …«
    »Bitte! Ich habe etwas Gold.« Mit fahrigen Bewegungen tastete Jennsen ihren Gürtel ab. »Ich kann bezahlen.«
    Sie fühlte mit den Händen ihre Taille ab, konnte aber den kleinen Lederbeutel mit ihren Gold- und Silbermünzen nicht finden. Das Einzige, was sie dort an ihrem Gürtel neben ihrem Messer entdeckte, war ein kleines Stück von einem säuberlich durchtrennten Lederriemen.
    »Mein Geldbeutel … mein Geldbeutel ist fort.« Es verschlug ihr die Sprache. »Mein Geld …«
    Der Mann nickte betrübt, als er sah, wie sie den Rest der Zugschnur von ihrem Gürtel zog. »Hier treibt sich so mancher Ganove herum, der nur darauf aus ist, andere zu bestehlen.«
    »Aber ich brauche es unbedingt.«
    Er verstummte. Sie schaute sich suchend nach dem Straßenhändler um, der die Amulette feilgeboten hatte. Plötzlich schoß es ihr siedend heiß durch den Kopf. Er war immer wieder gegen sie gelaufen und hatte sie angerempelt; in Wirklichkeit hatte er ihr dabei die Geldbörse abgeschnitten. Sie konnte sich nicht einmal daran erinnern, wie er ausgesehen hatte – nur daß er schäbig und verwahrlost gewesen war.
    »Nein …«, greinte sie, zu überwältigt, um zu wissen, was sie sagen sollte. Sie ließ sich neben dem Tisch auf den Boden sinken. »Gütige Seelen, ich brauche dringend ein Pferd.«
    Der Mann goß hastig Wein in einen Becher und hockte sich neben sie; mittlerweile hatte sie angefangen zu schluchzen. »Hier, trinkt das.«
    »Ich hab doch kein Geld mehr«, brachte sie unter Tränen hervor.
    »Ich verlange auch keins«, sagte er und bedachte sie mit einem schiefen Lächeln voller Mitgefühl, bei dem er ihr seine makellosen weißen Zähne zeigte. »Es wird Euch gut tun. Trinkt.«
    Die beiden anderen blonden Brüder, Joe und Clayton, standen hinter dem Tisch, die Hände in den Taschen, die Köpfe gesenkt voller Bedauern für die Frau, um die ihr Bruder sich soeben kümmerte.
    Er hielt ihr den Becher an die Lippen und versuchte sie trotz ihrer Tränen zum Trinken zu bewegen. Ein Teil ging daneben und lief ihr übers Kinn, ein Teil landete in ihrem Mund, so daß sie gezwungen war, es hinunterzuschlucken.
    »Wozu braucht Ihr denn ein Pferd?«, fragte er.
    »Ich muß zu Althea.«
    »Althea? Die Hexenmeisterin?«
    Jennsen nickte, während sie sich den Wein vom Kinn und die Tränen aus dem Gesicht wischte.
    »Hat man Euch dorthin eingeladen?«
    »Nein«, mußte Jennsen gestehen. »Ich muß aber trotzdem hin.«
    »Warum?«
    »Es geht um Leben und Tod. Ich benötige dringend Altheas Hilfe, andernfalls könnte es sein, daß jemand stirbt.«
    Neben ihr hockend, den Becher, mit dem er ihr etwas zu trinken eingeflößt hatte, noch immer in der Hand, löste er seinen Blick von ihren Augen und betrachtete statt dessen die roten Locken unter ihrer Kapuze.
    Schließlich stützte sich der hünenhafte Mann mit den Händen auf den Knien ab, stand auf und ging zurück zu seinen Brüdern, um sie mit sich allein zu lassen, während sie, wenn auch vergeblich, versuchte, ihrer verzweifelten Tränen Herr zu werden. Jennsen weinte auch aus Sorge um Betty, Betty war Jennsens Freundin und Gefährtin und verband sie mit ihrer Mutter; das beklagenswerte Tier fühlte sich vermutlich im Stich gelassen. Jennsen hätte in diesem Augenblick alles dafür gegeben, Betty mit ihrem Schwanz wedeln zu sehen.
    Sie ermahnte sich, daß sie nicht einfach dasitzen und sich wie ein kleines Kind benehmen konnte, denn damit erreichte sie nichts. Sie mußte etwas unternehmen.
    Jennsen stand auf, wischte sich wütend die Tränen aus dem Gesicht, dann hielt sie eine Hand vor die Stirn, um ihre Augen gegen die Sonne zu schützen. Sie war lange im Palast gewesen, vermutlich war es bereits später Nachmittag. Wenn sie Rusty noch hätte, dann käme sie sehr viel schneller voran. Und wenn sie ihr Geld noch hätte, könnte sie sich wenigstens ein anderes Pferd mieten oder kaufen.
    Es war sinnlos, endgültig verlorenen Dingen nachzutrauern – sie würde zu Fuß gehen müssen.
    »Danke für den Wein«, sagte Jennsen an den blonden Mann gerichtet, der nervös dastand und sie beobachtete.
    »Keine Ursache«, erwiderte er, verlegen die Augen niederschlagend.
    Als sie Anstalten machte zu gehen, schien er seinen ganzen Mut zusammenzunehmen. Er trat hinaus auf die

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