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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Fensterchen wurde verriegelt, und der Exsklave lächelte. Er stieg den Beischlag hinunter, sein weinroter Umhang wallte, und Sternenschein blitzte auf dem Schwertgriff.
    »Ihr Götter!« sagte Stilcho. »Der Ring – der Ring, Mann …«
    »Oh!« Haught drückte die Hand auf die Brust. »Verdammt. Ich habe ihn vergessen.« Er blickte zur Flügeltür zurück. »Ich kann den Wächter nicht zurückrufen – das würde keinen guten Eindruck machen.«
    »Verdammt, was hast du vor?«
    Haught drehte sich um, streckte den Zeigefinger aus, fuhr damit sanft die Naht von Stilchos Umhang hoch und zog den Einäugigen vom Eingang fort. »Du vergißt dich, toter Mann. Möchtest du, daß ich dir gleich hier eine Lektion erteile? Wenn du den Mund aufmachst, werde ich dich etwas lehren, was du bisher noch nicht gespürt hast.«
    »Um der Götter willen …«
    »Du kannst zu mir halten«, sagte Haught, »oder gleich hier und jetzt aufhören. Möchtest du es spüren, Stilcho? Möchtest du wissen, wie Sterben sein kann?«
    Stilcho wich vor ihm zurück. Sein Gesicht mit der schwarzen Augenklappe war eine bleiche Maske unter der schwarzen Kapuze und dem dunklen Haar. Er schüttelte den Kopf. »Nein, lieber nicht.« In seinem lebenden Auge glitzerte Panik. »Ich will auch gar nicht wissen, was du vorhast.«
    Haught lächelte, als er wieder näher an Stilcho herantrat. Er faßte Stilchos Umhang mit Daumen und Zeigefinger. »Tu mir einen Gefallen. Geh zu Moria. Sag ihr, sie soll für das morgige Bankett ein weiteres Gedeck auflegen.«
    »Sie wird dich umbringen.«
    Moria war nicht die Sie, die Stilcho meinte. Furcht sprach aus seinem Auge, sein narbiger Mund zitterte.
    »Dich«, widersprach Haught. »Davor hast du doch Angst. Aber was ist ein Ausflug mehr oder weniger in die Hölle für dich? Ist die Hölle denn so schlimm?«
    »Ihr Götter! Laß mich in Ruhe … «
    »Vielleicht ist sie es wirklich. Du müßtest es ja wissen. Ein Wort zur Herrin, toter Mann, und es ist aus mit der Chance, die ich dir gebe!« Haught sog tief die staubige Freistatter Luft ein. »Macht ist da für einen, der zugreift! Ich kann sie sehen, ich atme sie – es gefällt dir, was ich tun kann, leugne es nicht.«
    »Ich …«
    »Oder willst du zu IHR laufen? Willst du wirklich heute nacht zu IHR laufen? Sie hat gesagt, daß wir sie nicht stören dürfen … Aber du hast ja schon mit ihr zu tun gehabt, wenn sie in Stimmung ist zu töten. Du weißt, wie das ist. Du hast die Feuer heute nacht gehört; aber hast du sie je so brennen gehört? Sie hat Roxane bezwungen, sie ist trunken von dieser Macht! Die Höllentore schwanken unter ihrer Kraft! Möchtest du, daß so was dich heute nacht bei der Hand nimmt? Möchtest du, daß dich so was in IHR Bett nimmt und mit dir tut, was SIE mit dir getan hat? Du wirst in die Hölle laufen, Mann, um Schutz zu suchen! Du wirst erlöschen wie eine Kerzenflamme. Und du wirst in der Hölle verrotten – das, was von dir übrigbleibt, wenn sie mit dir fertig ist!«
    »Nein …«
    »Nein, das würde SIE nicht, oder nein, du läufst nicht zu ihr, oder ja, du wirst genau das tun, worum ich dich bat?«
    »Ich laufe zu Moria für dich«, sagte Stilcho heiser und leise. Dann, mit überschlagender Stimme: »Wenn du erwischt wirst, habe ich nichts damit zu tun, verstehst du? Ich werde sagen, daß ich gar nichts davon weiß. Ich werde schwören, daß ich nichts damit zu tun hatte!«
    »Natürlich. Ich würde es nicht anders machen.« Haught zupfte sanft an Stilchos Umhang. »Ich bitte dich nicht um deine Loyalität. Ich kann sie mir erzwingen. Denk darüber nach, Stilcho. Sie wird dich töten. Wieder. Und wieder. Wie lange wird dein Verstand das durchstehen? Schließ die Augen. Schließ sie! Erinnere dich! Tu es!«
    Ein würgender Laut entrang sich Stilcho. Er zuckte vor Haught zurück.
    Stilcho erinnerte sich. Davon war Haught überzeugt, er lächelte über Stilchos verzweifelte Miene.
    Dann warf er den weinroten Umhang zurück, legte die gepflegte Hand um das Schwert aus edlem Stahl und schritt dahin wie ein Lord von Freistatt.
    Straton blieb mit verbundenen Augen stehen, als die Tür hinter ihm geschlossen wurde. Er hörte Schritte auf den Dielen und das Scharren eines Stuhls und roch den noch in der Luft hängenden Geruch des Abendessens, vor allem von Zwiebeln.
    »Darf ich das verdammte Ding jetzt abnehmen?« fragte er. »Ja«, sagte eine tiefe Stimme. »Gebt ihm einen Stuhl.« Also hatte sein Verbindungsmann ihn nicht an der Nase

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