Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
er …
    »Ihr Götter, o Mor-am!«
    Er rieb sich die Augen mit schmutziger Faust. Die Lampe verbrannte ihre Hand, sie stellte sie rasch auf die Kommode und nahm das Messer unter dem Arm hervor. »Ihr Götter, was ist passiert?« Wo warst du?« Aber sie brauchte nicht zu fragen. Der Gestank von Abwind haftete an ihm und der von Fusel und von Krrf.
    »Ich – ich h-hab' mich – verirrt«, stammelte er. »IH-IHR Auftrag.« Er deutete vage Richtung Fluß, Richtung Abwind und blinzelte sie an. Der Tic, der sein Gesicht verzerrte, tat es nun besonders heftig. »Ich b-bin zurück. Was ist m-mit dir p-passiert, M-m-moria. D-du-du siehst …«
    »Make-up«, sagte sie rasch. »Es ist Make-up. Die Damen der Oberstadt haben da so ihre Tricks …« Sie starrte entsetzt auf die Art von Schmutz, auf die Art von Anblick, mit denen sie aufgewachsen war, auf die Art, wie Abwind einen Menschen erniedrigte, seine Schultern krümmte und Hoffnungslosigkeit in seinen Blick legte. »Verirrt? Wo denn? Du hättest mir durch irgend jemanden Bescheid geben können …« Sie sah wie das Zucken schlimmer wurde, seinen Mund verzerrte. So war es nie gewesen, wenn Ischade es verhindert hatte. Ischade verhinderte es jetzt nicht. Aus irgendeinem Grund hatte Ischade aufgehört, es zu verhindern. »Du hast dich bei IHR in die Nesseln gesetzt, nicht wahr?«
    »I-ich h-hab's versucht. W-wollte tun, was SIE s-sagte. Dann h-habe ich das Geld verloren.«
    »Du meinst, du hast es versoffen! Verspielt, es für Drogen ausgegeben! Du Narr! O verdammt, verdammt!«
    Er wand sich. Ihr großer, ihr einst gutaussehender Bruder duckte sich verschreckt, seine Schulterblätter stachen aus den Lumpen, seine schmutzigen Hände legten sich wie Klauen um seine Knie, während er sich im Satin ihres Bettes zusammengekauert vor und zurück wiegte. »Ich b-brauch' G-geld, Mo-ri-a. Ich m-muß zu IHR. Ich m-muß es w-wiedergutmachen …«
    »Verdammt, alles was ich hab', gehört IHR. Willst du IHR Geld nehmen und es IHR zurückbringen?«
    »N-nein, d-du. D-du m-mußt zu IHR. D-der Schm-schmerz, Moria, der Schmerz …«
    »Bleib hier!«
    Sie legte das Messer auf den Boden und hastete in einem Wirbel von Satin, Rüschen, Schleifchen und nackten Füßen die teppichbedeckte Treppe hinunter in die Halle und zur Küche, wo selbst so spät noch die Helfer der Köchin an den Vorbereitungen für das Bankett arbeiteten. Die berüchtigte Shiey hatte sich einen Partner von monumentalem Umfang und großer Tüchtigkeit gesucht. Er herrschte nun gemeinsam mit ihr über die Küche. Die einhändige Shiey war für die Bettler/Diener zuständig, und Kotilis rührte und schnitzelte mit einer Schnelligkeit und Geschicklichkeit, die die Faulenzer und Dummköpfe, aus denen das Gesinde fast ausschließlich bestand, zur Ehrfurcht rührte. Sie glaubten, daß SIE diesen Koch verhext hatte, und daß die Hände, die über ein Radieschen fliegen und es zur Rose schneiden konnten, das mit Ohren und Nasen ebenso machen könnten. Das war es jedenfalls, was Shiey ihnen versicherte. Und heute nacht wurde gearbeitet. Wie die Wahnsinnigen arbeiteten sie. Und wenn es irgend jemandem merkwürdig vorkam, daß ein Bettler mitten in der Nacht (mit einem Hausschlüssel) hereinkam, und die Kleine Herrin im Nachtgewand heruntergestürmt kam und in der Tischlade in der Halle nach Geld kramte, das kein Dieb im Haus zu stehlen wagte …
    Nun, keiner sagte etwas. Shiey stand lediglich in ihrer bemehlten Schürzte unter der Tür, und Kotilis schnitt weiter seine Radieschen, während Moria nicht auf sie achtete und die Treppe wieder emporlief, mit dem Kupfergeschmack einer aufgebissenen Lippe im Mund und schrecklicher Angst.
    Sie liebte ihren Bruder, sie war auf eine Weise an ihn gebunden, gegen die sie nicht ankam, und sie stahl von IHR, um SIE zu bezahlen, denn eine andere Möglichkeit sah sie nicht. Sie wußte, daß sie sich damit in des Teufels Küche brachte.
    Sie tat es für den Erzdummkopf Mor-am, der ihr einziger Blutsverwandter war, der für sie und für den sie Federn und Blut gelassen hatte, seit sie Gossenkinder in Jubals Sold gewesen waren. Es war nicht Mor-ams Schuld, daß er zuviel trank, daß er Krrf rauchte, wenn Schmerz und Verzweiflung unerträglich wurden. Er hatte sie geschlagen, und sie hatte ihm mit gebrochenem Herzen verziehen – bei allen Männern, die sie geliebt hatte, war es so gewesen, außer bei Haught. Seine Schläge waren nicht körperlich zu spüren, doch dafür um so schrecklicher. Das war ihr

Weitere Kostenlose Bücher