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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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jeder andere, der mit ihr Sex machte. Vielleicht starb er aber auch jede Nacht, und sie erweckte ihn immer wieder von den Toten. (Allerdings wie ihr lebender und gegenwärtiger Liebhaber, der Stiefsohn Straton, mehr als eine Liebesnacht überlebt hatte, war ihr schleierhaft; oder sie ahnte es vielleicht doch in ihrer ausschweifenden Phantasie, ihrer Vorstellung von exotischen Praktiken und Dingen, nach denen sie Haught nicht zu fragen wagte – treibt er, treibt Haught es mit IHR? Würde er, konnte er, hat er je …? Brennende, hilflose Eifersucht erfaßte sie bei diesem Gedanken, denn Haught gehörte ihr !) Es war alles zu verwirrend für Moria, der zur Lady gewordenen ehemaligen Diebin.
    Und jetzt war der Kaiser in Ranke tot, die Welt war in Aufruhr, und die Stiefsöhne kehrten von den Hexenkriegen zurück, grimmig in ihrer Rüstung, auf ihren mächtigen Streitrossen; sie fegten die Straßen von Freistatt leer, entschlossen, die Ordnung wieder herzustellen, so wie sie sie verstanden.
    Mach das Haus gastlich, hatte ihr Ischade durch Haught ausrichten lassen, und daß sie die obersten dieser Teufel bewirten sollten, einschließlich Tempus, den schlimmsten Feind der Ilsiger. Eine ilsigische Gastgeberin mußte diese gräßlichen Männer unterhalten, wohin das führen sollte, daran mochte Moria gar nicht denken.
    Unten war eine Tür aufgeschwungen. Und schloß sich wieder. Sie schwebte zwischen Angst und einem anderen Gedanken – denn Haught besuchte sie hin und wieder. Haught kam, wohin er wollte, und manchmal zu ihr ins Bett. Haught war es, der sie schön gemacht hatte, Haught, der sich um sie sorgte und ihr Leben in diesem goldenen Käfig lebenswert machte.
    Haught hatte ihr vor einem halben Jahr das Messer entwunden, mit dem sie sich hatte umbringen wollen, dann hatte er ihre Finger geküßt und sie zärtlich geliebt. Haught hatte seiner Gebieterin ein wenig Magie gestohlen und ihr damit eine Schönheit gegeben, die bis jetzt angehalten hatte. Vielleicht hatte die Gebieterin es sogar schweigend gutgeheißen. Aber die Herrin hatte Morias neues Äußeres seither nicht gesehen, doch morgen abend war es vielleicht soweit …
    Ganz gewiß sogar. O wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, sich unsichtbar zu machen, sie würde sie ergreifen. Wenn das jetzt Haught war – es mußte Haught sein, der so leise die Treppe emporkam.
    Ein Schauder rann ihr über den Rücken. Sie besann sich des Dings, das bei ihr im Bett gewesen war. Sie erinnerte sich an die Kälte in der Luft, an die Schritte, die im Keller gekommen und gegangen waren, die mitten in der Nacht die Treppe hochgestiegen und vor der Tür zu hören gewesen waren …
    Die Klinke ihrer Tür wurde hinuntergedrückt, die Angeln quietschten leicht. Sie lag mit dem Rücken zu diesen Geräuschen, gelähmt wie in einem Alptraum, in dem etwas erst Wirklichkeit wurde, wenn man schaute und es vor dem Bett stehen sah …
    Die Schritte kamen näher, hielten an. Es roch nach Wasser, nach Flußwasser, nach Bier und gar nicht nach dem gepflegten Haught, der Wein vorzog.
    Sie drehte sich über die Bettkante und richtete sich mit dem Messer auf, das sie beim Schlafen immer neben sich auf dem Boden liegen hatte, als jemand sich über das Bett auf sie warf. Sie sprang zurück und hielt das Messer keineswegs wie eine feine Dame der Oberstadt. Sie war wieder die Messerkämpferin wie früher. Sie kauerte sprungbereit in ihrem mit Rüschen und Spitzen besetzten Satinnachtgewand, dessen Saum sie raffte, um die Beine frei zu haben. Ein zerlumpter Kerl kniete mitten auf ihrem Bett, sie sah seine Umrisse im Licht, das vom Korridor hereinfiel. Er hob die Hände, keuchte nach Luft.
    »M-mo-ri-a«, krächzte er. Er schluchzte. »Mo-ri-a …«
    »Ihr Götter !«
    Sie erkannte die Stimme, erkannte den Gestank von Abwind, erkannte Gestalt und Hände plötzlich und floh zur Tür auf den Gang, um Feuer zu holen. Ihre Hände zitterten, und der brennende Strohhalm verfehlte den Docht ein halbes dutzendmal, ehe die Lampe brannte und sie sie mit beiden Händen hineintrug. Das Messer hatte sie unter den Arm geklemmt.
    Mor-am, ihr Bruder, lag wie ein braunes Lumpenbündel zwischen den Satinbezügen. Mor-am, der nach Gosse stank, Mor-am durch Feuer und die Folter des Bettlerkönigs verkrüppelt und narbengezeichnet, genau so, wie er gewesen war, als SIE ihm ihre Gunst entzogen hatte.
    »M-moria – M-m-moria?«
    Er hatte sie nie so gesehen, nie diese zauberhafte Schönheit. Sie war eine Lady der Oberstadt. Und

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