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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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gesehen.
    »Wo?«
    Sie deutete. »Z-zwei von ihnen«, sagte sie. »Au-ausländerin, s-sie …«
    Er unterbrach sie. »Richtet meinem Befehlshaber aus, daß Crit hier ist. Augenblicklich!«
    Im Obergeschoß schrillte ein neuerlicher Schrei. In anderer Höhe. Für ein Freudenhaus war der verlassene Empfangsraum ungewöhnlich. Nicht eine Hure ließ sich sehen. Die Puffmutter eilte schnaufend die Treppe empor und durch den oberen Gang, wo sie im Dunkeln verschwand.
    Unten rührte sich immer noch nichts. Nur von oben war das Klopfen an einer Tür zu hören und die Stimme der Puffmutter, die etwas Unverständliches sagte.
    Schließlich schwang eine Tür auf. Schwerere Schritte erklangen, und Crit blickte hoch, als Tempus am Kopf der Treppe erschien – mit unbewegtem Gesicht sah er auf, während sich sein Magen vor Angst verkrampfte, nicht nur, weil er Tempus ausgerechnet jetzt störte.
    Er beobachtete Tempus, wie er die Stufen herunterkam, stand ruhig mit den Händen in seinem Gürtel und zwang sich zu innerer Ruhe.
    Da kam ihm der Gedanke, während er Tempus in die Augen blickte, daß er ein Narr gewesen war und daß er dem Partner, den er hatte retten wollen, den Tod brachte, denn was er in diesen Augen sah, war wahrhaftig nicht Vernunft.
    »Was?« fragte Tempus wortkarg.
    »Strat – nachdem wir am Fluß aufgeräumt hatten, ging die Hexe. Strat und ich trennten uns. Er ist verschwunden. Er ist nicht zum Haus am Fluß zurückgekehrt!«
    Plötzlich fand er, daß das sein Problem war, daß er nie damit hierher hätte kommen dürfen. Einen größeren Narren als ihn gab es nicht. Neue Schritte näherten sich der Treppe. Jihan kam. Das bedeutete doppelte Schwierigkeiten. Aber Tempus' Gesicht hatte wieder einmal diesen maskengleichen Ausdruck mit gerunzelter Stirn.
    »Wie weit – verschwunden?« fragte Tempus und blickte ihn durchdringend an.
    »Er sagte, ich solle mich in die Hölle scheren«, antwortete Crit und sagte etwas, das er gar nicht hatte sagen wollen. Aber mit dieser Miene duldete Tempus kein Zögern.
    »Befehlshaber, sie hat ihn völlig in ihrem Bann. Auf Euch würde er hören. Auf mich nicht. Ich bitte Euch.«
    Einen langen Augenblick dachte er, auch Tempus würde ihn zur Hölle schicken. Aber Critias war aufgewühlt. Er hatte erleben müssen, wie der realistischste Mann, den er kannte, aus dem Häuschen geraten und desertiert war. Mit Besessenheit hätte er fertig werden können. Vielleicht hätte er mit Strat ein Ende gemacht, wie er Kameraden an der Front den Gnadenstoß gegeben hatte, wenn sie hoffnungslos verwundet worden waren und unter unerträglichen Schmerzen litten. Von derlei Dingen bekam man Alpträume und konnte sie nie vergessen, aber er hatte es trotzdem getan. Doch nicht diesmal. Nicht, als Strat ihm ins Gesicht fluchte und behauptete, er sei im Unrecht. Er war es gewohnt, Strat zu glauben, wenn er sagte, falsch und halt, Crit, tu's nicht! Straton der Vernünftige mit dem klaren Kopf. Strat, der in einem Moment noch völlig vernünftig gewesen war und im nächsten davonritt auf diesem – was immer der Braune geworden war.
    »Wo habt ihr euch getrennt?«
    »Am Posten der Magiergilde. Er ritt davon. Ich – ich verlor ihn aus den Augen. Er war nicht bei Ischade. Ich dachte, er würde zu Euch kommen. Niko meinte nicht. Niko sagte, ich soll mich an Euch wenden.«
    Tempus stieß den Atem aus und steckte sein Schwert in die Scheide. Donner grollte und echote im Freudenhaus, als Jihan die Treppe herunterkam.
    »Vielleicht in der Kaserne«, meinte Jihan.
    »Das glaube ich nicht«, entgegnete Crit.
    »Wo glaubst du, daß er hingegangen ist?« fragte Tempus.
    »Irgendwohin, wo er etwas tun kann«, antwortete Crit und schöpfte aus dem Wissen, das ihm seine Paarverbindung mit Strat gebracht hatte. »Um etwas zu beweisen.«
    Tempus nahm die Worte mit ernstem, ruhigem Blick auf. »Wem?«
    »Mir. Euch. Er benimmt sich wie ein Narr. Ich bitte Euch …«
    »Willst du einen Befehl von mir? Oder daß ich ihn finde?«
    Plötzlich wußte Crit selbst nicht mehr, was er wollte.
    »Ich suche ihn selbst«, erklärte Crit. »Ich dachte nur, daß Ihr es wissen sollt.«
    »Ich weiß«, sagte Tempus. »Er hat immer noch das Kommando über die Stadt. Sag ihm, er soll pünktlich im Peres-Haus sein. Und er wird nichts Dummes getan haben; sag ihm auch das!«
    Ein Pferd schnaubte leicht, Hufe scharrten auf dem Kopfsteinpflaster; und Straton hörte ihre Schritte zwischen engen Hauswänden. Er wußte, noch ehe sie ihn

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