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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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herumgeführt! Die Stimme gehörte Jubal. Straton zog sich das verknotete Tuch über den Kopf und strich durchs Haar. Blinzelnd blickte er auf den Schwarzen, der ihm am Tisch hinter einer Kerze gegenübersaß – ein dunkelhäutiger Mann, viel dünner und älter, als er eigentlich hätte sein dürfen, aber Schmerz alterte eben. An den Schläfen durchzog weiß das schwarze Kraushaar, tiefe Linien hatten sich um die Mundwinkel, unter den weiten Nasenflügeln und zwischen den dunklen, von Runzeln umgebenen Augen gegraben. Jubals Hände ruhten offen auf der narbigen Tischplatte, während die Hände des Mannes auf dem Stuhl neben ihm nicht zu sehen waren. Mradhon Vis – er hatte sich einen Schnurrbart mit hängenden Enden wachsen lassen, der sein Gesicht noch finsterer machte – saß in der Ecke. Ein Bein hatte er auf die Sprosse des benachbarten Stuhls gestützt und einen Ellbogen auf das Knie. Auf seiner breiten Messerklinge spiegelte sich der Kerzenschein.
    Jemand schob Strat von hinten einen Stuhl zu. Strat warf einen raschen Blick auf diesen Mann und machte sich ein Bild von ihm, genau wie er es von den beiden anderen in der Ecke getan hatte. Diebe. Räuber. Ilsiger. Ein Nisirenegat. Jubal, der von wer weiß woher stammte. Und er selbst, ein Rankaner, der natürliche Feind von ihnen allen.
    »Setzt Euch«, forderte ihn Jubal mit einer Stimme auf, die die Luft vibrieren ließ. Straton folgte seiner Aufforderung ohne jegliche Hast. Er lehnte sich zurück, schob die Daumen in seinen Gürtel und überkreuzte die Füße.
    »Ich sagte, daß ich Euch einen Vorschlag machen will«, erklärte Strat.
    »Einen eigenen? Oder von der Hexe? Oder von Eurem Befehlshaber?«
    »Von mir persönlich. Einen privaten, der die beiden anderen betrifft.«
    Jubals Finger mit den eckigen Nägeln zeichneten ein obskures Muster auf das alte Holz. »Euer Befehlshaber und ich haben eine gewisse – gemeinsame Erinnerung.«
    »Um so mehr Grund, mit mir zu verhandeln. Er ist der Hexe etwas schuldig; sie mir. Ich möchte Ruhe in dieser Stadt. Sofort. Ehe sie verliert, was immer sie hat. Wenn Tempus hier ist, dann aus nicht nur einem Grund.«
    »Zum Beispiel.«
    »Zum Beispiel aus Gründen des Reiches.«
    Jubal lachte. Es klang wie ein Knurren, ein rollendes Grollen. Er sagte etwas in einer Straton fremden Sprache. Der Mann neben ihm lachte. »Der Kaiser also? Ist das, was Ihr mir vorschlagt, Verrat? Verrat an Eurem Befehlshaber?«
    »Nein, davon hätte niemand was. Ihr lebt von dieser Stadt. Ich habe meine Interessen hier. Mein Befehlshaber will nur eines: von hier verschwinden. Das ist in Eurem Interesse. Ihr könnt wieder ins Geschäft kommen. Ich bekomme, was ich will. Mein Befehlshaber kann weg von hier, ohne durch Straßenkämpfe aufgehalten zu werden. Wir brauchen lediglich ein paar Wochen, in denen es hier ruhig ist. Wirklich ruhig. Keine Einbrüche. Keine Bandenkriege. Keine Spur von Aufruhr.«
    »Stiefsohn, wenn Euer Befehlshaber hörte, was Ihr da versprecht, würde es Euch an den Kragen gehen.«
    »Wenn Ihr für die Ruhe sorgt, die ich brauche, sorge ich für die Ruhe, die Ihr braucht. Wir verstehen uns doch. Ihr würdet nicht einen Freund mehr in unseren Reihen haben, wenn ich nicht mehr bin. Versteht Ihr?«
    »Und was versprecht Ihr Euch davon, Rankaner?«
    »Vorteile für alle.« Sein Gesicht glühte. Er atmete schwerer. »Es ist mir verdammt egal, wie Ihr es nennt, Ihr wißt genau, wie es aussieht: Der Handel ist zum Erliegen gekommen, die Läden mußten genau wie die Schenken schließen – verdient Ihr etwas? Die Kaufleute nicht, Ihr nicht; niemand ist glücklich über die Zustände. Und Ihr wißt genau wie ich, was es bedeutet, wenn dieser VFBF-Wahnsinn nicht aufhört: die Stadt in Schutt und Asche; kein Handel mehr an der Küste; Narren von Revolutionären, die das Sagen haben, oder das Kriegsrecht und Leichen bis unters Dach. Könnt Ihr daraus Profit machen?«
    »Ich kann aus allem Profit machen. Ich überlebe, Rankaner.«
    »Ihr seid nicht so dumm, daß Ihr Euch gegen das Reich stellt. Ihr verdient daran!«
    In der Stube erstarrten die Männer. Strat verschränkte die Arme über der Brust.
    »Er hat recht.« Jubal schnippte mit den Fingern. »Er hat das richtige Wort gesagt. Wir wollen sehen, ob er noch mehr Vernünftiges zu sagen hat. Redet weiter, Rankaner.«
    In der Straße der Roten Laternen tat sich was; aber wenn sich jemand dafür interessierte, dann auf die verstohlene Weise, die dort üblich war: Die Neugierigen

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