Die Saga vom Dunkelelf 1 - Der dritte Sohn
Münzen in jeder Hand.
Zak stieß einen leisen Pfiff aus. Es hatte ihn ein Dutzend Versuche gekostet, diese Übung mit zehn Münzen auszuführen. Er ging zur Oberin Malice.
»Zweihänder«, sagte er zum dritten Mal. »Er ist ein Kämpfer, und ich habe keine Münzen mehr.«
»Wie viele hat er geschafft?« flüsterte Malice, die offensichtlich gegen ihren Willen beeindruckt war.
»Wie viele konnten wir zustande bringen?« gab Zaknafein mit triumphierendem Lächeln zurück.
Die Oberin Malice kicherte laut los und schüttelte den Kopf. Sie hatte gewünscht, daß Drizzt Nalfein als Zauberer ersetzen sollte, aber ihr eigensinniger Waffenmeister hatte ihren Plan wie immer durchkreuzt. »Sehr gut, Zaknafein«, sagte sie und gestand damit ihre Niederlage ein. »Der Zweitgeborene ist ein Kämpfer.«
Zak nickte und ging zurück zu Drizzt.
»Um vielleicht eines Tages Waffenmeister des Hauses Do'Urden zu sein«, fügte die Oberin Malice an Zaks Rücken gewandt hinzu. Ihr Sarkasmus ließ Zak innehalten, und er sah sie über seine Schulter hinweg an.
»Könnten wir bei ihm weniger erwarten?« fuhr die Oberin Malice mit verzerrtem Gesicht fort.
Rizzen, das gegenwärtige Oberhaupt der Familie, scharrte unbehaglich mit den Füßen. Er wußte wie jeder andere - selbst die Sklaven des Hauses Do'Urden - auch, daß Drizzt nicht sein Kind war.
»Drei Räume?« fragte Drizzt, als er und Zak die große Übungshalle am südlichsten Ende des Do'Urden-Komplexes betraten. Kugeln vielfarbigen magischen Lichts waren den ganzen hohen Felsenraum entlang in Abständen angeordnet, die das Ganze in ein behagliches mattes Licht hüllten. Die Halle hatte nur drei Türen: eine nach Osten, die zu einem äußeren Raum führte, der dann wiederum auf die Galerie des Hauses führte; eine direkt gegenüber von Drizzt, an der Südwand, die in den letzten Raum des Hauses führte; und jene am Haupteingang, die sie gerade passiert hatten. Drizzt erkannte aufgrund der vielen Schlösser, die Zak hinter ihnen sicherte, daß er diesen Weg nicht oft zurückgehen würde.
»Ein Raum«, berichtigte Zak.
»Aber zwei weitere Türen«, argumentierte Drizzt und sah sich den Raum an. »Ohne Schlösser.«
»Aber ihre Schlösser sind aus gesundem Menschenverstand gemacht«, korrigierte Zak. »Diese Tür«, fuhr er fort und zeigte nach Süden, »führt zu meinen Privaträumen. Ihr solltet Euch nicht wünschen, daß ich Euch jemals darin vorfinde. Die andere führt zum Taktikraum, der Kriegszeiten vorbehalten ist. Wenn Ihr Euch zu meiner Zufriedenheit entwickelt, nehme ich Euch vielleicht - wenn überhaupt - mit dort hinein. Aber dieser Tag ist Jahre entfernt, also betrachtet diese eine prächtige Halle...« - er streckte seinen Arm in weitem Bogen aus - »als Euer Heim.«
Drizzt sah sich nicht sehr begeistert um. Er hatte zu hoffen gewagt, daß diese Art Behandlung mit den Tagen als Fürstenprinz für ihn vorbei sei. Die Umgebung versetzte ihn jedoch in die Zeit vor den sechs Jahren Knechtschaft im Hause zurück, zu dem Jahrzehnt, in dem er mit Vierna in der Familienkapelle eingeschlossen gewesen war. Dieser Raum war noch nicht einmal so groß wie die Kapelle und zu abgeschlossen für die Neigungen des lebhaften jungen Drow. Seine nächste Frage kam murrend.
»Wo werde ich schlafen?«
»In Eurem Heim«, antwortete Zak nüchtern.
»Wo werde ich meine Mahlzeiten einnehmen?«
»In Eurem Heim.«
Drizzts Augen verengten sich zu Schlitzen, und sein Gesicht rötete sich vor glühender Hitze. »Wo werde ich...«, begann er eigensinnig und fest entschlossen, der Logik des Waffenmeisters entgegenzutreten.
»In Eurem Heim«, antwortete Zak in demselben gemessenen und getragenen Ton, bevor Drizzt den Gedanken zu Ende führen konnte. Drizzt stellte die Füße fest auf und kreuzte die Arme vor seiner Brust. »Das hört sich nicht gut an«, murrte er.
»Es muß sich nicht gut anhören«, murrte Zak zurück.
»Welchen Zweck hat es dann?« begann Drizzt. »Ihr reißt mich fort von meiner Mutter...«
»Ihr werdet sie Oberin Malice nennen«, warnte Zak. »Ihr werdet sie immer Oberin Malice nennen.«
»Von meiner Mutter...«
Zaks nächste Unterbrechung erfolgte nicht in Form von Worten, sondern in Form eines Aufschwungs seiner geballten Faust. Drizzt erwachte ungefähr ungefähr zwanzig Minuten später.
»Die erste Lektion«, erklärte Zak, der ein paar Fuß entfernt lässig an der Wand lehnte. »Zu Eurem eigenen Besten. Ihr werdet sie immer Oberin Malice nennen.«
Drizzt
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