Die Saga vom Dunkelelf 1 - Der dritte Sohn
Drizzts Gesicht. Dann brach die Willenskraft des jungen Drow. Sein Krummsäbel glitt schnell zwischen Byuchyuchs Rippen und fand das Herz der unglücklichen Kreatur. Dann entließ Briza Byuchyuch aus ihrem lähmenden Zauber, damit Drizzt den Todeskampf auf dem Gesicht des falschen Drow sehen und die gurgelnden Geräusche hören konnte, die der sterbende Byuchyuch von sich gab, als er zu Boden sank.
Drizzt konnte kaum atmen, als er auf seine blutbefleckte Waffe blickte.
Es war nun an Maya zu handeln. Sie versetzte Drizzt mit ihrem Streitkolben einen kurzen heftigen Schlag und stieß ihn damit zu Boden.
»Ihr habt meinen Kämpen getötet!« grollte sie. »Jetzt müßt Ihr gegen mich kämpfen!«
Drizzt rollte sich wieder auf die Füße, weg von der erzürnten Frau. Er hatte nicht die Absicht zu kämpfen, aber bevor er auch nur seine Waffen fallen lassen konnte, las Malice seine Gedanken und warnte ihn: »Wenn Ihr nicht kämpft, wird Maya Euch töten!«
»So geht das nicht«, protestierte Drizzt, aber seine Worte verloren sich in dem Ring aus Diamantspat, der sich bildete, als er einen schweren Schlag mit seinem Krummsäbel parierte.
Nun mußte er handeln, ob er wollte oder nicht. Maya war eine fähige Kämpferin - alle Frauen verbrachten viele Stunden mit Waffenübungen -, und sie war stärker als Drizzt. Aber Drizzt war Zaks Sohn, der beste Schüler, und als er sich eingestanden hatte, daß es keinen Ausweg aus dieser Lage gab, begegnete er Mayas Streitkolben mit jeglichem geschickten Manöver, das man ihm beigebracht hatte.
Krummsäbel schwangen und tauchten in einen Tanz, der Briza und Maya Ehrfurcht einflößte. Malice bemerkte es kaum, da sie sich bereits mitten in der Ausführung eines weiteren mächtigen Zaubers befand. Malice hatte niemals daran gezweifelt, daß Drizzt seine Schwester besiegen könnte, und sie hatte diese Erwartung in ihren Plan mit einbezogen.
Drizzts Bewegungen waren allesamt defensiv, denn er hoffte weiterhin auf ein Anzeichen von gesundem Menschenverstand bei seiner Mutter und darauf, daß diese ganze Geschichte beendet würde. Er wollte Maya zurückdrängen, sie zum Stolpern bringen und den Kampf beenden, indem er sie in eine aussichtslose Lage brachte. Drizzt mußte daran glauben, daß Briza und Malice ihn nicht zwingen wollten, Maya zu töten, wie er Byuchyuch getötet hatte. Schließlich rutschte Maya aus. Sie warf ihren Schild von sich, um dem einen Bogen beschreibenden Krummsäbel auszuweichen, verlor aber während der Abwehrbewegung das Gleichgewicht und öffnete die Arme. Drizzts zweite Klinge schoß vor, aber nur, um an einer geeigneten Stelle vor Mayas Brust zu verharren und sie zurückzudrängen.
Malices Zauber fing die Waffe mitten im Stoß ab.
Die blutbefleckte Diamantspatklinge wurde lebendig, und Drizzt erkannte, daß er den Schwanz einer Schlange in Händen hielt, einer giftigen Viper, die sich gegen ihn richtete!
Die verzauberte Schlange spritzte ihr Gift in Drizzts Augen, machte ihn blind, und dann fühlte er den Schmerz, den ihm Brizas Peitsche verursachte. Alle fünf Schlangenköpfe der entsetzlichen Waffe bissen Drizzt in den Rücken, durchdrangen seine neue Rüstung und verursachten ihm folternde Qualen. Er verfiel in eine zusammengerollte Haltung und war völlig hilflos, als Briza mit der Peitsche wieder und wieder zuschlug.
»Greift niemals eine Drowfrau an!« schrie sie, während sie Drizzt bewußtlos schlug.
Eine Stunde später öffnete Drizzt die Augen. Er lag in seinem Bett, und die Oberin Malice stand über ihn gebeugt. Die Hohepriesterin hatte sich um seine Wunden gekümmert, aber der Schmerz blieb, eine greifbare Erinnerung an die Lektion. Aber sie war nicht annähernd so greifbar wie das Blut, das noch immer Drizzts Krummsäbel befleckte.
»Die Rüstung wird ersetzt werden«, sagte ihm Malice. »Ihr seid jetzt ein Drowkrieger. Ihr habt es Euch verdient.« Sie wandte sich um, verließ den Raum und überließ Drizzt damit seinen Qualen und seiner verlorenen Unschuld.
»Schickt ihn nicht dorthin«, argumentierte Zak mit soviel Nachdruck, wie er verantworten konnte. Er starrte zur Oberin Malice hinauf, der selbstgefälligen Königin auf ihrem hohen Thron aus Stein und schwarzem Samt. Wie immer standen Briza und Maya gehorsam an ihrer Seite.
»Er ist ein Drowkämpfer«, erwiderte Malice mit noch immer ruhiger Stimme. »Er muß zur Akademie gehen. Das ist unsere Bestimmung.«
Zak sah sich hilflos um. Er haßte diesen Ort, den Vorraum der Kapelle mit
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