Die Saga vom Dunkelelf 2 - Im Reich der Spinne
den Zweitgeborenen des Hauses Do'Urden zu vernichten, wieder versagen würde. Nun hatte sich Masojs Geduld offensichtlich bezahlt gemacht, denn Drizzt war allein herausgekommen und hatte die Stadt verlassen! Es gab keine Zeugen. Es war zu einfach.
Eifrig zog der Zauberer die Onyxfigur aus seinem Beutel und ließ sie zu Boden fallen. »Guenhwyvar!« rief er, so laut er es wagte, und sah zu dem nächstgelegenen Stalagmitenhaus, ob sich dort etwas rührte.
Der dunkle Rauch erschien und gestaltete sich einen Augenblick später zu Masojs magischem Panther um. Masoj rieb seine Hände gegeneinander, denn er hielt sich für großartig, weil er den Heldentaten Drizzt Do'Urdens ein solch ungewöhnliches und ironisches Ende setzen würde.
»Ich habe eine Aufgabe für Euch«, sagte er zu der Katze, »eine, die Euch nicht gefallen wird.«
Guenhwyvar räkelte sich gleichgültig und gähnte, als ob die Worte des Zauberers kaum eine Offenbarung wären.
»Euer Begleiter ist auf Patrouille gegangen«, erklärte Masoj und zeigte den Tunnel entlang, »ganz allein. Das ist zu gefährlich.« Guenhwyvar richtete sich wieder auf und war plötzlich sehr interessiert.
»Drizzt sollte dort draußen nicht allein sein«, fuhr Masoj fort. »Er könnte getötet werden.«
Die bösartigen Modulationen in seiner Stimme teilten dem Panther seine Absicht mit, bevor er die Worte ausgesprochen hatte.
»Geht zu ihm, mein Lieblingstier«, schnurrte Masoj. »Findet ihn dort draußen in der Dunkelheit und tötet ihn!« Er beobachtete Guenhwyvars Reaktion und ermaß den Schrecken, den er der Katze versetzt hatte. Guenhwyvar stand aufrecht wie die Statue, wenn sie angerufen wurde.
»Geht!« befahl Masoj. »Ihr könnt Euch den Befehlen Eures Meisters nicht widersetzen! Ich bin Euer Meister, hirnlose Bestie! Diese Tatsache scheint Ihr zu oft zu vergessen!«
Einen langen Augenblick widerstand Guenhwyvar, an sich eine heldenhafte Haltung, aber die Eindringlichkeit des Zaubers, der unaufhörliche Zwang des Befehls des Meisters, überwog alle instinktiven Gefühle, die der große Panther empfunden haben mochte. Zuerst zögernd, aber dann von den ursprünglichen Jagdinstinkten getrieben, jagte Guenhwyvar zwischen den verzauberten Statuen, die den Tunnel bewachten, davon und nahm leicht Drizzts Witterung auf.
Alton DeVir sprang hinter den größten der Stalagmitenwälle, enttäuscht von Masojs Taktik. Masoj würde die Katze seine Arbeit verrichten lassen. Alton konnte Drizzt Do'Urdens Tod noch nicht einmal miterleben!
Alton berührte den mächtigen Zauberstab, den die Oberin SiNafay ihm gegeben hatte, als er in dieser Nacht hinter Masoj hergegangen war. Es schien so, als würde der Gegenstand keine Rolle spielen bei Drizzts Ableben.
Alton schöpfte Trost aus dem Stab, aber er wußte, daß er kaum Gelegenheit haben würde, ihn im eigentlichen Sinne gegen den Rest des Hauses Do'Urden anzuwenden.
Während der ersten Hälfte seines Hochgehobenwerdens kämpfte Drizzt tretend und sich windend und klemmte seine Schultern unter jede Ausbuchtung, an der er vorbeikam, in dem vergeblichen Versuch, den Zug des Höhlenfischers aufzuhalten. Er wußte jedoch von Anfang an, entgegen seinen Kampfinstinkten, die ihn nicht aufgeben ließen, daß er keine Chance hatte, den unaufhörlichen Zug aufzuhalten.
Auf halber Höhe, mit einer blutigen und einer gequetschten Schulter und dem Boden fast dreißig Fuß unter ihm, überließ sich Drizzt seinem Schicksal. Wenn er eine Chance gegen das krabbenähnliche Monster bekommen sollte, das oben an der Kante wartete, dann wäre das im letzten Augenblick seines Aufstiegs. Doch jetzt konnte er nur beobachten und warten.
Vielleicht war der Tod keine so schlechte Alternative zu dem Leben, das er bei den Drow finden würde, gefangen in dem bösen Rahmen ihrer dunklen Gesellschaft. Sogar Zaknafein, der so stark und mächtig und weise an Jahren war, war es niemals gelungen, mit seinem Dasein in Menzoberranzan ins reine zu kommen. Welche Chance hatte dann Drizzt?
Als Drizzt seine kurze Selbstmitleidstour beendet hatte, als sich der Winkel seines Aufstiegs änderte und der Rand der letzten Kante sichtbar wurde, übernahm der Kampfgeist Drizzts noch einmal die Führung. Der Höhlenfischer mochte ihn gefangen haben, sagte er sich dann, aber er würde ihm noch mit einem oder beiden Stiefeln in die Augen treten, bevor er seine Mahlzeit bekam! Er konnte das Klicken der acht krabbenähnlichen Beine des unruhigen Monsters hören. Drizzt hatte
Weitere Kostenlose Bücher