Die Saga vom Dunkelelf 2 - Im Reich der Spinne
blasphemischen, törichten Totgeweihten anzugreifen, aber es machte ihm nichts aus. Diese Kindheitserinnerungen der furchtbaren Schmerzen durch die Schlangenpeitschen erinnerten ihn an die Bestrafung seiner Handlungen. Drizzts Finger umschlossen ein rundes Objekt, das zu seinem Mut beitrug, obwohl er in jedem Falle so weitergemacht hätte.
»Sie sind Lüge, wie unser - nein, Euer - Volk eine Lüge ist!«
»Eure Haut ist so dunkel wie die meine«, erinnerte Malice ihn. »Ihr seid ein Drow, obwohl Ihr nie gelernt habt, was das bedeutet!«
»Oh, ich weiß sehr wohl, was das bedeutet.«
»Dann handelt nach den Regeln!« forderte die Oberin Malice.
»Eure Regeln?« grollte Drizzt. »Aber auch Eure Regeln sind verdammte Lügen, genauso große Lügen wie diese dreckige Spinne, die Ihr als Göttin und Königin anseht!«
»Unverschämter Kerl!« schrie Briza und erhob ihre Schlangenpeitsche.
Drizzt griff zuerst an. Er zog das Objekt hervor, die kleine Keramikkugel aus Zaknafeins Beutel.
»Ein wahrer Gott verdamme Euch alle!« rief er und warf die Kugel auf den Felsenboden. Er schloß schnell die Augen, als der Bergkristall in der Kugel, der von einem mächtigen, lichtverströmenden Dweomer verzaubert war, im Raum explodierte und die empfindlichen Augen seiner Verwandten durchdrang. »Und auch die Spinnenkönigin soll verdammt sein!«
Malice wirbelte herum und riß ihren großen Thron mit einem schweren Krachen gleich mit auf den harten Fels. Schreie unendlichen Schmerzes und Zorns erklangen aus jeder Ecke des Raumes, als das gleißende Licht die benommenen Drow durchdrang. Schließlich gelang es Vierna, einen Gegenzauber auszulösen, und sie versetzte den Raum wieder in sein ursprüngliches Licht.
»Ergreift ihn!« grollte Malice, die noch immer versuchte, den schweren Sturz abzuschütteln. »Ich will ihn tot sehen!«
Die anderen hatten sich kaum ausreichend erholt, um ihren Befehlen Folge zu leisten, als Drizzt schon aus dem Haus war.
Getragen von den leisen Winden der Astralebene, ertönte der Ruf. Das Wesen des Panthers erhob sich, ohne auf die Schmerzen zu achten, und registrierte die Stimme, eine bekannte, angenehme Stimme.
Dann war die Katze auf dem Weg und rannte mit all der Kraft ihres Herzens und ihres Körpers, um dem Ruf ihres neuen Meisters zu folgen.
Kurze Zeit später kroch Drizzt aus einem kleinen Tunnel mit Guenhwyvar an seiner Seite und ging durch den Hof der Akademie, um ein letztes Mal auf Menzoberranzan hinabzusehen.
»Welch ein Ort ist dies«, fragte Drizzt die Katze leise, »den ich mein Zuhause nenne? Dies ist mein Volk, durch die Haut und durch Vererbung, aber ich bin nicht mit diesen Leuten verwandt. Sie sind verloren und werden es immer sein.
Wie viele andere sind genauso wie ich, frage ich mich?« flüsterte Drizzt und ließ seinen Blick ein letztes Mal über die Stadt schweifen. »Verlorene Seelen, wie Zaknafein, armer Zak. Ich tue dies für ihn, Guenhwyvar. Ich gehe fort, wie er es nicht konnte. Sein Leben war meine Lehre, eine dunkle Schriftrolle, die von dem hohen Preis ausradiert wurde, den die Oberin Malice mit ihren bösen Versprechen bestimmte.«
»Auf Wiedersehen, Zak!« rief er, und seine Stimme schwoll in letztendlichem Trotz an. »Mein Vater. Faßt Mut, so wie ich es tue. Wenn wir uns in einem späteren Leben wiederbegegnen, so gewiß nicht im Höllenfeuer unserer Verwandtschaft, die in Ewigkeit verdammt ist!«
Drizzt führte die Katze zurück in den Tunnel, durch den Eingang zum unbezähmbaren Unterreich. Als er die geschmeidigen Bewegungen der Katze beobachtete, erkannte Drizzt, wie glücklich er sein mußte, einen Gefährten von solchem Format gefunden zu haben, einen treuen Freund. Für ihn und Guenhwyvar war der Weg jenseits der Grenzen Menzoberranzans bestimmt nicht leicht. Sie würden ungeschützt und allein sein, aber ihr Los war besser, als es jemals unter der Bösartigkeit der Drow hätte sein können. Dessen war sich Drizzt ganz sicher.
Er betrat hinter Guenhwyvar den Tunnel und ließ Menzoberranzan hinter sich.
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