Die Saga vom Dunkelelf 2 - Im Reich der Spinne
Diamantspattor zum Anwesen des Hauses Do'Urden geschlüpft war, verstand Drizzt die Weisheit des Befehls der Oberin Malice. Die Ruhe der Stadt erschien ihm nun wie der zusammengekauerte Schatten eines Angreifers. Er drohte ihn hinter jeder der uneinsehbaren Biegungen, die er auf seinem Weg passierte, anzufallen.
Hier würde er nicht die Ruhe finden, in der er die Ereignisse des Tages und die Enthüllungen Zaknafeins, der nicht nur dem Blut nach ein Verwandter war, wirklich überdenken könnte. Drizzt entschloß sich, alle Regeln zu brechen - was ja ohnehin die Denkungsart der Drow war - und aus der Stadt hinauszustreben, die Tunnel entlang, die er aus den Wochen seiner Patrouillengänge so gut kannte.
Eine Stunde später wanderte er immer noch, verloren in seinen Gedanken, und fühlte sich ausreichend sicher, denn er war noch immer innerhalb der Grenzen des Patrouillengebietes.
Er betrat einen hohen Gang, der zehn Fuß breit war, von geborstenen Wänden losen Gesteins begrenzt wurde und von vielen Simsen durchzogen war. Es schien so, als sei der Durchgang einmal viel breiter gewesen. Die Decke blieb weit außerhalb der Sichtgrenze verborgen, aber Drizzt war hier schon ein Dutzend Male hindurchgegangen, oben auf den vielen Simsen, und machte sich keine Gedanken über den Ort.
Er stellte sich die Zukunft vor, die Stunden, die er und sein Vater Zaknafein nun, da keine Geheimnisse sie mehr trennten, gemeinsam verbringen würden. Zusammen würden sie unschlagbar sein, ein Team von Waffenmeistern, durch Stahl und Gefühle miteinander verbunden. Ob sich das Haus Hun'ett wirklich darüber im klaren war, wem es gegenüberstehen würde? Das Lächeln verschwand von Drizzts Gesicht, sobald er an die Verwicklungen dachte: er und Zak, wie sie zusammen mit tödlicher Leichtigkeit die Ränge des Hauses Hun'ett lichten würden, die Ränge von Drowelfen - und ihre eigenen Leute töten würden.
Drizzt lehnte sich trostsuchend an die Wand. Er verstand genau die Frustration, die seinen Vater viele Jahrhunderte lang ausgelaugt hatte. Drizzt wollte nicht wie Zaknafein sein, zu leben, nur um zu töten, in einer schützenden Sphäre der Gewalt zu leben, aber welche Wahl hatte er? Die Stadt zu verlassen?
Zak hatte abgeblockt, als Drizzt ihn gefragt hatte, warum er nicht gegangen war. »Wohin sollte ich gehen?« flüsterte Drizzt jetzt und wiederholte damit Zaks Worte. Sein Vater hatte erklärt, sie seien gefangen, und so erschien es auch Drizzt.
»Wohin sollte ich gehen?« fragte er erneut. »Durch das Unterreich ziehen, wo unser Volk so verachtet wird und ein einzelner Drow zum Ziel für jeden würde, der vorbeikommt? Oder vielleicht an die Oberfläche und den Feuerball am Himmel meine Augen ausbrennen lassen, so daß ich meinen eigenen Tod nicht auf mich zukommen sehen könnte, wenn das Elfenvolk mich angreift?«
Die Logik der Überlegungen nahm Drizzt gefangen, wie sie Zak gefangengenommen hatte. Wohin konnte ein Drowelf gehen? Nirgendwo in allen Reichen würde ein Elf mit dunkler Haut angenommen werden.
War die Wahl dann zu töten? Drow zu töten?
Drizzt rollte sich zur Wand hin, und diese physische Bewegung erfolgte unbewußt, denn sein Geist wirbelte das Labyrinth seiner Zukunft entlang. Es dauerte einen Moment, bis er bemerkte, daß sein Rücken gegen etwas anderes als Felsen lehnte.
Er versuchte fortzuspringen, denn er war nun wieder wachsam, weil seine Umgebung nicht war, wie sie sein sollte. Als er vorrücken wollte, kamen seine Füße vom Boden hoch, und er landete wieder in seiner ursprünglichen Position. Bevor er sich die Zeit nahm, über seine mißliche Lage nachzudenken, griff Drizzt ungestüm mit beiden Händen hinter seinen Nacken.
Auch sie blieben an der durchscheinenden Schnur kleben, die ihn festhielt. Dann erkannte Drizzt seine Torheit. Alles Zerren der Welt würde seine Hände nicht von der Leine des Seeteufels des Unterreichs, einem Höhlenfischer, befreien.
»Narr!« schalt er sich selbst, als er sich vom Boden hochgehoben fühlte. Er hätte das erwarten müssen, hätte allein in den Höhlen vorsichtiger sein müssen. Aber unbewaffnet vorwärtszugehen! Er sah zu den Heften seiner Krummsäbel, die in ihren Scheiden nutzlos waren.
Der Höhlenfischer zog ihn heran und an der langen Wand empor seinem wartenden Rachen entgegen.
Masoj Hun'ett lächelte selbstgefällig, als er Drizzt die Stadt verlassen sah. Die Zeit wurde für ihn knapp, und die Oberin SiNafay wäre nicht erfreut, wenn er bei diesem Auftrag,
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