Die Saga vom Dunkelelf 4 - Im Zeichen des Panthers
unbedeutender.
Oberin Baenre spürte das Unbehagen ihres Gastes und versuchte, sie zu beschwichtigen. »Euch ist ein großes Geschenk gegeben worden«, sagte sie ernst. »Die Spinnenkönigin hätte Zin-carla nicht gewährt und das Opfer von SiNafay Hun'ett, einer Mutter Oberin, nicht angenommen, wenn sie Eure Methoden und Eure Absicht nicht billigte.«
»Es ist eine Probe«, erwiderte Malice impulsiv.
»Eine Probe, bei der Ihr nicht scheitern werdet!« gab Oberin Baenre zurück. »Und dann der Ruhm, den Ihr erlangen werdet, Malice Do'Urden! Wenn der Lebende Geist dessen, der Zaknafein war, seine Aufgabe vollendet hat und Euer abtrünniger Sohn tot ist, nehmt Ihr einen Ehrenplatz im Herrschenden Konzil ein. Viele Jahre, das verspreche ich Euch, werden vergehen, bevor irgendein Haus es wagen wird, das Haus Do'Urden zu bedrohen. Die Spinnenkönigin wird ihre Gunst als Dankesbezeugung für die angemessene Vollendung des Zin-carla über euch scheinen lassen und Euch gegen Eure Rivalen beschützen.«
»Und was, wenn Zin-carla versagt?« wagte Malice zu fragen. »Laßt uns einmal annehmen…« Ihre Stimme versagte, als Oberin Baenres Augen sich entsetzt weiteten.
»Sprecht die Worte nicht aus!« schalt Baenre sie. »Und denkt nicht einmal an solche Unmöglichkeiten! Furcht lenkt Euch ab, und dies allein würde Euren Untergang bewirken. Zin-carla ist eine Übung der Willenskraft und eine Prüfung Eurer Hingabe zur Spinnenkönigin. Der Lebende Geist ist eine Stärkung Eures Glaubens und Eurer Kraft. Wenn Ihr in Eurem Vertrauen wankt, wird auch der Lebende Geist von Zaknafein bei seiner Aufgabe scheitern!«
»Ich werde nicht wanken!« brüllte Malice und umklammerte die Lehnen ihres Sessels. »Ich akzeptiere die Verantwortung für das Sakrileg meines Sohnes, und mit Lloths Hilfe und Segen werde ich Drizzt die angemessene Strafe dafür zuteil werden lassen.«
Oberin Baenre lehnte sich in ihrem Sitz zurück und nickte zustimmend. Sie mußte Malice auf Befehl von Lloth bei diesen Bemühungen unterstützen, und sie wußte genug über Zin carla , um zu verstehen, daß Vertrauen und Entschlossenheit zwei der wichtigsten Voraussetzungen für den Erfolg waren. Eine Mutter Oberin, die Zin-carla vollzog, hatte ihr Vertrauen in Lloth und ihren Wunsch, Lloth zu gefallen, oft und ehrlich zu verkünden.
Jetzt aber hatte Malice ein anderes Problem, eine Ablenkung, die sie sich nicht leisten konnte. Sie war aus freien Stücken in das Haus Baenre gekommen und suchte Hilfe.
»Dann zu dieser anderen Sache«, forderte Oberin Baenre sie auf, die dieser Zusammenkunft rasch müde wurde.
»Ich bin verwundbar«, erklärte Malice. » Zin-carla raubt meine Energie und meine Aufmerksamkeit. Ich fürchte, ein anderes Haus könnte die Gelegenheit nutzen.«
»Kein Haus hat je eine Mutter Oberin angegriffen die im Banne des Zin-carla steht«, betonte Oberin Baenre, und Malice war klar, daß die welke alte Dunkelelfin aus Erfahrung sprach.
» Zin-carla ist ein seltenes Geschenk«, erwiderte Malice, »das mächtigen Oberinnen mit mächtigen Häusern gewährt wird, die in höchster Gunst der Spinnenkönigin stehen. Wer sollte unter solchen Umständen angreifen? Aber beim Hause Do'Urden ist es völlig anders. Wir leiden unter den Folgen eines Krieges. Selbst wenn wir einige Soldaten des Hauses Hun'ett hinzurechnen, sind wir geschwächt. Es ist wohlbekannt, daß ich Lloths Gunst noch nicht wiedererlangt habe, mein Haus aber das achte in der Stadt ist und ich in das Herrschende Konzil berufen wurde – eine beneidenswerte Position.«
»Eure Ängste sind unbegründet«, versicherte Oberin Baenre ihr, doch Malice sank trotz dieser Worte in ihrem Sessel zurück. Oberin Baenre schüttelte hilflos den Kopf. »Ich sehe, daß meine Worte allein Euch nicht trösten können. Ihr müßt Eure ganze Aufmerksamkeit Zin-carla zuwenden. Versteht das, Malice Do'Urden. Ihr habt keine Zeit für so belanglose Sorgen.
»Sie bleiben«, sagte Malice.
»Dann werde ich sie beenden«, bot Oberin Baenre an. »Kehrt jetzt in Euer Haus zurück, in Begleitung von zweihundert Baenre-Soldaten. Diese werden Euer Haus sichern, und meine Soldaten werden das Hausemblem von Baenre tragen. Niemand in der Stadt wird es wagen, solche Verbündete anzugreifen.«
Ein breites Lächeln überzog Malices Gesicht, ein Grinsen, das ein paar ihrer Sorgenfalten verschwinden ließ. Sie akzeptierte Oberin Baenres großzügiges Geschenk als ein Zeichen dafür, daß das Haus Do'Urden vielleicht doch
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