Die Saga vom Dunkelelf 4 - Im Zeichen des Panthers
nicht. Er kniete auf der schmalen Brücke und blickte auf jene blubbernde Stelle in dem grünen See, wo Zaknafein hineingestürzt war. Die Säure spritzte und wogte, und der versengte Griff eines Schwertes kam ins Blickfeld, um dann unter dem dunkelgrünen Schleier zu verschwinden.
»Er war die ganze Zeit da«, flüsterte Drizzt Belwar zu. »Mein Vater.«
»Ihr seid ein gewaltiges Risiko eingegangen, Dunkelelf«, erwiderte der Höhlenvater. »Magga cammara! Als Ihr Eure Schwerter ablegtet, glaubte ich wirklich, er würde Euch niederstrecken.«
»Er war die ganze Zeit da«, sagte Drizzt wieder und blickte zu seinem Svirfneblin-Freund auf. »Ihr habt mir das gezeigt.«
Belwar verzog verwirrt sein Gesicht.
»Der Geist kann nicht vom Körper getrennt werden«, versuchte Drizzt zu erklären. »Im Leben nicht.« Er schaute wieder auf die kleinen Wellen des Säuresees hinab. »Und nicht im Untotsein. Ich glaubte in den vielen Jahren, die ich allein in der Wildnis verbrachte, ich hätte mich selbst verloren. Aber Ihr habt mir die .Wahrheit gezeigt. Das Herz von Drizzt hatte diesen Körper nie verlassen, und deshalb wußte ich, daß es bei Zaknafein auch so sein würde.«
»Andere Kräfte waren diesmal mit im Spiel«, bemerkte Belwar. »Ich wäre, nicht so sicher gewesen.«
»Ihr habt Zaknafein nicht gekannt«, entgegnete Drizzt. Er stand auf, und die Feuchtigkeit, die seine lavendelblauen Augen umsäumte, schwand durch das aufrichtige Lächeln, das sich über sein Gesicht breitete. »Ich kannte ihn. Geist, nicht Muskeln, führen die Klingen eines Kriegers, und nur er, der der wirkliche Zaknafein war, konnte sich mit solcher Anmut bewegen. Der Augenblick der Krise gab Zaknafein die Kraft, dem Willen meiner Mutter widerstehen zu können.«
»Und Ihr habt ihn in diese Krise gebracht«, wandte Belwar ein. »Bezwingt Oberin Malice, oder tötet den eigenen Sohn.« Belwar schüttelte seinen kahlen Kopf und rümpfte die Nase. »Magga cammara, Ihr seid tapfer, Dunkelelf.« Er blinzelte Drizzt zu. »Oder dumm.«
»Keines von beiden«, erwiderte Drizzt. »Ich habe nur Zaknafein vertraut.« Er blickte wieder auf den Säuresee und sagte nichts mehr.
Belwar schwieg und wartete geduldig, während Drizzt still seine Grabrede hielt. Als Drizzt seinen Blick schließlich vom See abwandte, bedeutete Belwar dem Dunkelelf, ihm zu folgen, und ging über den Laufweg. »Kommt«, sagte der Höhlenvater über die Schulter. »Seht, wer unser erschlagener Freund wirklich war.«
Drizzt hielt den Pech für ein schönes Wesen, für eine Schönheit, die durch das friedliche Lächeln verstärkt wurde, das endlich seinen Weg auf das Gesicht seines gepeinigten Freundes gefunden hatte. Er und Belwar sprachen wenige Worte, murmelten Hoffnungen an die Götter, welche immer auch zuhören mochten, und übergaben Clacker dem Säuresee, um ihn nicht der Gier der Aasfresser auszusetzen.
Drizzt und Belwar zogen weiter, und wenige Tage später erreichten sie Blingdenstone.
Die Wachen an den gewaltigen Toren der Stadt schienen über ihre Rückkehr verwirrt zu sein, obwohl sie neugierig waren. Sie gewährten den beiden Gefährten Eintritt, nachdem der Höhlenvater versprochen hatte, direkt zu König Schnicktick zu gehen und ihn zu informieren.
»Diesmal wird er Euch bleiben lassen, Dunkelelf«, sagte Belwar zu Drizzt. »Ihr habt das Monster besiegt.« Er ließ Drizzt in seinem Haus zurück und versprach, daß er bald mit guten Nachrichten zurückkommen würde.
Drizzt war sich dessen nicht so sicher. Zaknafeins letzte Warnung, daß Oberin Malice die Jagd nie aufgeben würde, war ihm noch deutlich in Erinnerung, und er konnte diese Wahrheit nicht leugnen. Viel war in den Wochen geschehen, die er und Belwar aus Blingdenstone fort gewesen waren, doch soweit Drizzt wußte, minderte nichts von alldem die sehr reale Gefahr, die der Svirfneblin-Stadt drohte. Drizzt hatte sich nur bereit erklärt, dem Tiefengnom zurück nach Blingdenstone zu folgen, weil dies der geeignete erste Schritt des Planes zu sein schien, den er gefaßt hatte.
»Wie lange sollen wir kämpfen, Oberin Malice?« fragte Drizzt das nackte Gestein, nachdem der Höhlenvater gegangen war. »Keiner gewinnt in diesem Kampf, aber so ist das eben bei den Dunkelelfen, nicht wahr?« Drizzt ließ sich auf einen der Steinhocker neben dem kleinen Tisch fallen und dachte über die Wahrheit seiner Worte nach.
»Ihr werdet mich jagen, gleich ob Ihr Euch oder mich vernichtet. Ihr seid geblendet von dem Haß,
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