Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann
es beinah den Felsen sprengte. Instinktiv duckten sich die drei Monster in dem Raum und drehten sich zur Seite, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie ein riesiger Felsen, die Tür zu einem weiteren Raum, aufflog und wegrollte.
»Ulgulu!« kreischte Nathak. Der kleine Goblin fiel mit dem Gesicht nach unten zu Boden und wagte nicht, aufzusehen.
Die riesige, purpurrote goblinähnliche Kreatur stürmte in den Empfangsraum. In seinen Augen glomm ein orangefarbenes Feuer. Mit drei großen Schritten stand Ulgulu direkt neben dem Bergriesen, und augenblicklich wirkte Lagerbottoms sehr klein und verletzlich.
»Tot!« brüllte Ulgulu noch einmal wütend. Da sich sein Goblinstamm verringerte – weil die Menschen aus dem Dorf oder andere Monster sie getötet hatten, oder weil sie von Ulgulu während seiner wiederkehrenden Wutanfälle gefressen wurden -, war die Gnollbande dafür zuständig gewesen, die Nahrung für die Höhlenbewohner zu beschaffen.
Kempfana warf seinem größeren Bruder einen bösen Blick zu. Zusammen waren die beiden Bargestwelpen auf die materielle Ebene gekommen, um zu essen und zu wachsen. Sehr schnell hatte Ulgulu die Führung beansprucht, das stärkste ihrer Opfer verschlungen und war infolgedessen größer und stärker geworden. Nach der Farbe von Ulgulus Haut und nach der reinen Größe und Kraft zu urteilen, war es offensichtlich, dass der Welpe bald in die stinkenden Grabenbrüche von Dschehenna zurückkehren konnte.
Kempfana hoffte, dass der Tag nah war. Wenn Ulgulu erst verschwunden war, dann würde er regieren; er würde essen und stärker werden. Dann konnte auch Kempfana seine Entwöhnungsphase auf dieser verfluchten Ebene abschließen und mit den anderen Bargests auf ihrer eigentlichen Existenzebene kämpfen.
»Tot«, grollte Ulgulu wieder. »Steh auf, verdammter Goblin, und erzähl mir, wie es passiert ist. Wer hat das meinen Gnollen angetan?«
Nathak kroch noch ein Stück weiter, bis es ihm endlich gelang, sich hinzuknien. »Ich weiß es nicht«, jammerte der Goblin. »Gnolle tot, aufgeschlitzt und in Stücke gerissen.«
Ulgulu wippte auf seinen schlappen, überdimensionierten Füßen hin und her. Die Gnolle waren losgezogen, um ein Bauernhaus zu überfallen. Ihr Befehl hatte gelautet, mit dem Bauern und seinem ältesten Sohn zurückzukehren. Diese beiden Menschen – ein herzhaftes Mahl – hätten den großen Bargest beträchtlich gestärkt. Vielleicht hätte er durch sie sogar den Grad an Reife erlangt, den er brauchte, um nach Dschehenna zu gehen. Nun, angesichts Nathaks Bericht, musste Ulgulu Lagerbottoms schicken oder vielleicht gar selbst gehen. Doch der Anblick des Riesen oder des rothäutigen Monstrums konnte die menschliche Siedlung dazu veranlassen, sich zu organisieren, was gefährlich war. »Tephanis!« schrie Ulgulu plötzlich.
An der gegenüberliegenden Wand, durch die Ulgulu hereingeplatzt war, bewegte sich ein kleiner Kieselstein und fiel hinunter. Bevor der Stein den Boden erreichte, hatte ein Feengeist die kleine Öffnung, die er als Schlafstätte benutzte, verlassen, zwanzig Fuß zurückgelegt und war direkt an Ulgulus Seite geeilt, um es sich auf der riesigen Schulter des Bargest bequem zu machen.
»Du – hast – mich – gerufen, nicht – wahr, mein – Herr«, zirpte Tephanis viel zu schnell. Die anderen hatten noch nicht einmal mitbekommen, dass der zwei Fuß große Feengeist den Raum betreten hatte. Kempfana, der verwundert den Kopf schüttelte, wandte sich ab.
Ulgulu ließ ein donnerndes Gelächter hören, denn er liebte das Schauspiel, das Tephanis, sein Lieblingsdiener, darbot. Tephanis war ein Flinkling, ein winziger Feengeist, der sich in einer Dimension bewegte, die die Normalzeit transzendierte. Flinklinge besaßen grenzenlose Energie und eine Agilität, die fast jeden Halblingdieb beschämte. Flinklinge waren für viele Aufgaben geeignet, die keine andere Rasse auch nur versuchen konnte. Ulgulu hatte sich mit Tephanis angefreundet, kurz nachdem er auf der materiellen Ebene eingetroffen war – Tephanis war auch das einzige Mitglied unter den Höhlenbewohnern, den der Bargest nicht unterwarf -, und diese Verbindung hatte dem jungen Welpen zu einem beträchtlichen Vorsprung seinem Bruder gegenüber verholfen. Da Tephanis potentielle Opfer aufspürte, wusste Ulgulu ganz genau, welche er essen musste und welche er Kempfana überlassen konnte. Und außerdem wusste er, wie er die Abenteurer, die stärker als er waren, besiegen konnte.
»Lieber
Weitere Kostenlose Bücher