Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann
zurückgegeben? Taube war davon überzeugt, dass der Bargest und nicht der Drow die Distelwolle-Familie niedergemetzelt hatte, aber warum war der Drow dann dem Bargest in seine Höhle gefolgt?
Arbeitete der Dunkelelf mit dem Bargest zusammen, und hatten sie sich zerstritten? Die Waldläuferin, deren tiefstes Anliegen es war, die Bürger in dem unendlichen Krieg zwischen den guten Rassen und den Monstern zu schützen, fragte sich, ob der Dunkelelf den Bargest aufgesucht hatte, um das Gemetzel auf der Farm zu rächen. Taube vermutete, dass das der Wahrheit entsprach, aber sie konnte die Motive des Drows nicht verstehen. Hatte der Bargest, indem er die Familie getötet und die Bauern in Maldobar alarmiert hatte, damit einen geplanten Überfall der Dunkelelfen vereitelt?
Und wieder paßten die einzelnen Puzzleteile nicht zusammen. Wenn die Dunkelelfen einen Überfall auf Maldobar geplant hatten, dann hätte sich sicherlich keiner von ihnen zuvor zu erkennen gegeben. Irgend etwas tief in ihrem Innern sagte Taube, dass dieser einzelne Drow allein gehandelt hatte, dass er dem Bargest nachgegangen und die getöteten Bauern gerächt hatte. Sie zuckte mit den Achseln. Wahrscheinlich führte ihr eigener Optimismus sie in die Irre, und sie dachte daran, dass die Dunkelelfen für so ein Verhalten, das den Waldläufern entsprach, nicht gerade bekannt waren.
Als die fünf endlich den schmalen Pfad hinuntergestiegen waren und vor dem großen Leichnam standen, hatte Gabriel schon die Fährte aufgespürt, die sie noch tiefer in die Berge führte. Zwei Abdruckpaare waren zu sehen, von denen das eine dem Dunkelelf gehörte und das zweite einer riesigen, zweifüßigen Kreatur, wahrscheinlich einem dritten Bargest.
»Was ist mit dem Panther passiert?« fragte Fret, den die erste Expedition, der er seit zwei Jahren angehörte, arg mitnahm.
Taube lachte laut und schüttelte hilflos den Kopf. Jede Antwort schien weitere Fragen nach sich zu ziehen.
Drizzt bewegte sich bei Nacht und floh – wie seit vielen Jahren – vor einer Realität, die sich wieder als hart erwiesen hatte. Er hatte die Bauern nicht getötet – in Wirklichkeit hatte er sie ja sogar vor der Gnollbande gerettet -, aber jetzt waren sie tot. Diese Tatsache konnte Drizzt nicht verleugnen.
In der zweiten Nacht nach seinem Zusammentreffen mit dem Bergriesen entdeckte Drizzt in der Ferne ein Lagerfeuer neben dem schmalen Bergpfad, nur unweit von der Höhle des Bargest entfernt. Da er wusste, dass dies mehr als ein Zufall war, rief der Dunkelelf Guenhwyvar an seine Seite und schickte den Panther zurück, damit er sich ein Bild verschaffen konnte.
Unermüdlich rannte die Katze. Ihre schlanke, schwarze Gestalt war in der Dunkelheit unsichtbar. Schnell legte sie die Distanz zwischen Drizzt und dem Lagerfeuer zurück.
Taube und Gabriel ruhten sich an ihrem Lagerfeuer aus und amüsierten sich über Frets Geschäftigkeit. Er säuberte seinen weichen Lederwams mit einer harten Bürste und schimpfte vor sich hin.
Roddy hatte sich ein Stück zurückgezogen und wollte allein sein. Eine Nische zwischen einem umgefallenen Baum und einem riesigen Felsen bot ihm Schutz. Sein Hund hatte sich zu seinen Füßen zusammengerollt.
»Oh, dieser elende Schmutz!« stöhnte Fret. »Nie, nie im Leben werde ich diese Kleidungsstücke wieder sauber kriegen! Ich werde mir neue kaufen müssen!« Er schaute Taube an, die sich bemühte, ein ernstes Gesicht zu machen. »Lacht nur, wenn Euch danach ist, Fräulein Falkenhand«, ermahnte der Zwerg sie. »Das Geld dafür wird zweifelsohne aus Eurer Börse kommen!«
»Es ist ein trauriger Tag, wenn man für einen Zwerg eine neue Garderobe anschaffen muß«, warf Gabriel ein, und bei diesen Worten brach Taube in Gelächter aus.
»Lacht nur, wenn Euch danach ist«, wiederholte Fret und bürstete so heftig, bis ein Loch in dem Stoff war. »Himmel noch mal!« fluchte er und warf die Bürste weg.
»Seid endlich ruhig!« schimpfte Roddy. »Wollt Ihr den Dunkelelf auf unsere Fährte locken?«
Gabriel warf dem Mann einen finsteren Blick zu, der von seiner kompromißlosen Haltung zeugte, aber Taube fand, dass die Rüge des Mannes aus den Bergen nicht unbegründet war, obwohl sie den Tonfall nicht ausstehen konnte. »Laßt uns schlafen, Gabriel«, sagte die Waldläuferin zu ihrem Kampfgefährten. »Darda und Kellendil werden schon bald zurückkommen, und dann sind wir an der Reihe, Wache zu halten. Ich gehe davon aus, dass die morgige Strecke nicht weniger
Weitere Kostenlose Bücher