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Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann

Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann

Titel: Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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beseitigt. Drizzt war ein Drow, und den Drows wurden auch finstere Herzen nachgesagt.
    Trotzdem seufzte Kellendil erleichtert auf, als auch er in der Ferne das schwache Glimmen wahrnahm. Der Dunkelelf würde nicht frieren, und Kellendil glaubte, dass dieser Drow so ein Schicksal nicht verdient hatte.
    Nach dem Essen an diesem Abend lehnte Drizzt sich an Guenhwyvar – und auch der Panther genoß die Körperwärme ­ und schaute zu den Sternen, die lachend in der kalten Nachtluft funkelten. »Erinnerst du dich an Menzoberranzan?« fragte er den Panther. »Erinnerst du dich daran, als wir uns das erste Mal begegnet sind?«
    Falls Guenhwyvar ihn verstand, wusste er es gut zu verbergen. Mit einem Gähnen rollte sich die große Katze an Drizzt und legte den Kopf zwischen die ausgestreckten Tatzen.
    Lächelnd rieb Drizzt das Ohr des Panthers. Er hatte Guenhwyvar in Magica kennengelernt, der Zauberschule der Akademie. Damals hatte der Panther Masoj Hun'ett gehört, dem einzigen Dunkelelf, den Drizzt in seinem Leben getötet hatte. Drizzt versuchte jetzt gezielt, nicht an diesen Vorfall zu denken. Das Feuer brannte hell und wärmte seine Zehen, heute war nicht die Nacht der unerfreulichen Erinnerungen.
    Trotz der vielen Schrecken, die er in seiner Geburtsstadt erlebt hatte, hatte Drizzt dort auch ein paar angenehme Erfahrungen gesammelt und viele nützliche Lektionen gelernt. Selbst Masoj hatte ihm Dinge beigebracht, die ihm heute mehr nutzten, als er jemals für möglich gehalten hätte. Er schaute wieder in die züngelnden Flammen und dachte dabei, dass er nicht gewußt hätte, wie man Feuer macht, wenn es nicht zu seiner Ausbildung gehört hätte, die Kerzen anzuzünden. Es war nicht zu leugnen, dass dieses Wissen ihn jetzt vor dem Kältetod bewahrte.
    Drizzts Lächeln verschwand schnell, als er diesen Gedanken weiterspann. Nur wenige Monate nach dieser nützlichen Lektion war er gezwungen gewesen, Masoj zu töten.
    Drizzt lehnte sich wieder zurück und seufzte. Da er weder in Gefahr war und sich auch nicht mit verwirrenden Begleitern herumschlagen musste, war das jetzt vielleicht die einfachste Zeit in seinem Leben, aber auf der anderen Seite hatte ihn die Komplexität des Lebens auch noch nie so überwältigt wie gerade jetzt.
    Einen Augenblick später wurde er aus seiner Ruhe gerissen, als ein großer Vogel, eine Eule mit büschelförmigen, hornartigen Federn, plötzlich über ihn hinwegflog. Drizzt lachte über seine Unfähigkeit, sich zu entspannen. In der Sekunde, die er gebraucht hatte, um zu erkennen, dass der Vogel keine Bedrohung für ihn darstellte, war er aufgesprungen und hatte den Krummsäbel und Dolch herausgezogen. Auch Guenhwyvar hatte auf den seltsamen Vogel reagiert, aber auf ganz andere Art und Weise. Als Drizzt so plötzlich aufgesprungen war, hatte der Panther sich näher ans Feuer gelegt, sich genüßlich ausgestreckt und gegähnt.
    Die Eule schwebte still auf den unsichtbaren Luftströmen und stieg auf der anderen Seite der Schlucht aus dem Dunst auf. Der Vogel flog schnell durch die Nacht zu einem dichten Nadelbaumwäldchen am Berghang und setzte sich auf eine Brücke, die aus Holz und Stricken gefertigt und an den drei höchsten Baumwipfeln befestigt war. Nachdem sie sich ein paar Minuten geputzt hatte, läutete die Eule an einer silbernen Klingel, die für solche Gelegenheiten an der Brücke angebracht war.
    Kurz darauf läutete der Vogel die Glocke wieder.
    »Ich komme schon«, ertönte oben eine Stimme. »Geduld, Auge. Laß doch einen blinden Mann so schnell laufen, wie es ihm entspricht!« Als ob die Eule ihn verstehen und das Spiel begreifen würde, läutete sie ein drittes Mal die Klingel.
    Ein alter Mann mit einem dicken, borstigen, grauen Schnurrbart und weißen Augen erschien auf der Brücke. Hüpfend und springend näherte er sich der Eule. Montolio war früher ein Waldläufer gewesen, der sich großer Bekanntheit erfreut hatte und jetzt seine letzten Jahre in den Bergen verlebte. Abgeschieden und allein – so wollte er es – lebte er mit den Kreaturen, die er am meisten liebte, und für ihn zählten Menschen, Zwerge und andere intelligente Rassen nicht dazu. Trotz seines hohen Alters war Montolio ein großer und aufrechter Mann, obwohl die Jahre von dem Einsiedler ihren Tribut gefordert hatten. Mit einer Hand bildete er eine Faust, die der Klaue des Vogels ähnelte, dem er sich nun näherte.
    »Geduld, Auge«, murmelte er unablässig. Jeder, der gesehen hätte, wie behend er die

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