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Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann

Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann

Titel: Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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verlassen hatte, hatte er sich entschlossen, wie ein Oberflächenbewohner zu leben, und er hatte große Mühen auf sich genommen, um sich an die Sonne, die tagsüber schien, zu gewöhnen. Doch solchen Illusionen hing Drizzt heute nicht mehr nach. Er hatte sich die Nacht als den Zeitraum für seine Existenzbefriedigung ausgesucht, weil seine Augen dann nicht so starken Schmerzen ausgesetzt waren, und weil er wusste, dass sein Krummsäbel seine Zauberkraft um so länger behielt, je weniger er dem Sonnenlicht ausgesetzt war.
    Doch Drizzt brauchte nicht lange, um zu begreifen, warum die Oberflächenbewohner dem Tageslicht den Vorzug gaben. In den warmen Sonnenstrahlen ließ sich die kühle Luft weitaus eher ertragen. Nachts musste Drizzt oft Schutz vor dem beißenden Wind suchen, der über die steilen Hänge der dunstigen Schlucht fegte. Der Winter hielt im Nordland schnell Einzug, aber der Drow, der im Unterreich aufgewachsen war, wo es keine Jahreszeiten gab, wusste das natürlich nicht.
    In einer dieser Nächte wehte ein so eisiger Nordwind, dass die Hände des Dunkelelfs taub vor Kälte wurden. Und dann ging Drizzt ein Licht auf. Selbst wenn Guenhwyvar sich neben ihn kuschelte, und sie sich unter einen niedrigen Felsvorsprung kauerten, spürte Drizzt, wie seine Gliedmaßen immer stärker schmerzten. Es dauerte noch Stunden, bis die Dämmerung einsetzte, und Drizzt fragte sich, ob er den nächsten Sonnenaufgang noch erleben würde.
    »Zu kalt«, stotterte er mit klappernden Zähnen. »Zu kalt.«
    Er spannte seine Muskeln an und verschaffte sich Bewegung, damit das Blut in seinen Adern zirkulierte. Dann setzte er sich geistig zur Wehr, dachte an vergangene Zeiten, als es ihm warm gewesen war, und hoffte, so seiner Verzweiflung Herr zu werden und seinen Körper überlisten zu können, bis er die Kälte vergaß. Ein Gedanke stand ganz im Vordergrund, eine Erinnerung an die Küchen der Akademie von Menzoberranzan. In dem immer warmen Unterreich hatte Drizzt ein Feuer niemals als eine Wärmequelle angesehen. Feuer war für Drizzt immer eine Möglichkeit zum Kochen gewesen, ein Lichtspender, eine Möglichkeit, eine Waffe zu schmieden. Doch jetzt bekam es einen höheren Stellenwert für den Drow. Während die Winde immer kälter wurden, erkannte Drizzt zu seinem Schrecken, dass nur Hitze ihn am Leben halten konnte.
    Und so suchte er nach Feuerholz. Im Unterreich hatte er Pilzstiele verbrannt, aber die Pilze, die hier wuchsen, waren nicht groß genug. Doch dafür gab es hier Pflanzen und Bäume, die größer waren als die Pilze im Unterreich.
    »Beschaff mir… Gliedmaßen«, trug Drizzt Guenhwyvar stotternd auf, der die Worte Holz und Baum nicht kannte. Der Panther beäugte ihn neugierig.
    »Feuer«, bettelte Drizzt. Er bemühte sich aufzustehen, aber seine Beine und Füße fühlten sich taub an.
    Dann endlich verstand der Panther. Guenhwyvar knurrte und huschte in die Nacht. Die große Katze stolperte dabei beinah über einen Stapel Zweige und Äste, der kurz vor dem Ausgang aufgetürmt war. Wer diese Arbeit geleistet hatte, wusste Drizzt nicht, und er war auch zu sehr mit seinem Überleben beschäftigt, um sich über die schnelle Rückkehr der Katze zu wundern.
    Viele Minuten vergingen, in denen es Drizzt nicht gelang, Feuer zu machen. Immer wieder rieb er den Dolch an einem Stein. Schließlich kam er dahinter, dass der Wind die Funken immer wieder ausblies, und deshalb schaffte er das Holz in einen geschützteren Bereich. Seine Beine schmerzten jetzt, und sein Speichel fror an seinen Lippen und seinem Kinn fest.
    Dann loderte ein Funke in dem trockenen Stapel auf. Vorsichtig fächelte Drizzt der kleinen Flamme Luft zu und legte schützend die Hände darüber, damit der Wind keine Chance hatte.
    »Die Flammen lodern«, sagte ein Elf zu seinem Begleiter.
    Kellendil nickte bedächtig, weil er sich immer noch nicht darüber im klaren war, ob es richtig war, dass er und seine Elfenfreunde dem Dunkelelf halfen. Kellendil war nach einem kurzen Aufenthalt in Maldobar zurückgekehrt, während Taube und die anderen nach Sundabar geritten waren. Er hatte eine kleine Elfenfamilie besucht, mit der er verwandt war, und die in den Bergen in der Nähe des Toten-Ork-Pas-es lebte. Mit ihrer Erfahrung und Hilfe hatte der Elf keine großen Probleme gehabt, den Drow aufzuspüren, und während der letzten Wochen hatten er und sein Verwandter ihn neugierig beobachtet.
    Drizzts harmlose Lebensführung hatte noch nicht alle Zweifel des Elfs

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