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Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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übertrieben.
    Schließlich gelangten sie auf dem Weg zum nächsten Kirchspiel in einen Wald. Sie verlangsamten das Tempo, weil sie die Pferde etwas schonen mussten. Noch immer war es früh am Tag, Tengel jedoch sagte, dass der Weg noch lang sei und dass sie vor Einbruch der Nacht dort sein mussten.
    »In den Bergen gibt es Wölfe«, sagte er, »und gegen die kommen wir in der Dunkelheit nicht an.«
    Silje spürte, wie Angst in ihr aufstieg. Sie wusste, wo ihr Ziel lag, doch sie musste versuchen, nicht daran zu denken.
    Aber in ihrem Unterbewusstsein bohrte ein Gedanke. Alles kam ihr vor wie eine Vollendung. All ihre Fantasie, all ihre Albträume – waren bloße Vorbereitung auf das, was einmal kommen musste. Und nun war die Stunde da.
    »Ist es wirklich so gefährlich für uns, hier unten im Dorf zu bleiben?«, fragte sie, während sie versuchte, Sol zum Stillsitzen zu bewegen.
    »Natürlich ist es das«, antwortete Tengel düster. »Du wirst erbittert gejagt wegen deines Verkehrs mit mir.«
    Verkehr? Das Wort klang beinah so schrecklich wie Hurerei. Sie wagte nicht, ihn anzusehen.
    »Diese böse Frau«, klagte sie. »Armer Benedikt und die anderen, die es mit diesen schrecklichen Menschen aushalten müssen – vielleicht für den Rest ihres Lebens!«
    Sie zögerte eine Weile, bevor sie fortfuhr: »Du hattest Recht, Herr Benedikt hat mich gefragt, ob ich ihn heiraten will. Ich habe selbstverständlich abgelehnt. Vielleicht hätte ich es doch tun sollen, dann wäre uns das alles erspart geblieben.«
    »Nein«, sagte Tengel. »Eine Ehe hätte dich nicht gerettet. Denk an all die Pastorenfrauen, die wegen Hexerei und Zauberei gefangen genommen wurden! Sie haben keine Gnade gefunden, auch nicht, wenn die Geistlichen für sie Fürsprache einlegten. Wenn man erst einmal den Hexenstempel aufgedrückt bekommen hat, dann ist man verurteilt!
    Herr Benedikt bat mich zurückzukommen«, sagte er zögernd, »so schnell ich kann. Er bat mich um Hilfe gegen sie.«
    »Aber ist es für dich unter Menschen nicht gefährlich?«
    In diesem Augenblick, in dem sie es ausgesprochen hatte, wurde ihr klar, dass sie in die gleiche Falle gegangen war wie damals Benedikt.
Unter Menschen...
Wie kränkend das klang.
    Tengel jedoch sah weiterhin ruhig aus. »Doch, aber bisher bin ich noch zurechtgekommen.«
    »Was für eine Art Hilfe will er denn?«
    »Oh, er glaubt, ich habe die Fähigkeit, sie zu vernichten.«
    »Ich wünschte für dieses eine Mal, du hättest sie«, sagte sie leise.
    »Nein, ich will so etwas nicht versuchen. Ich habe Angst, ich könnte eine schlummernde Bosheit in mir wecken, aber ich werde zu ihm zurückkehren, weil er sich so gut um euch gekümmert hat, als ich ihn darum gebeten habe. Das haben sie bestimmt nie bereut. Sie lieben dich und die Kinder, weißt du das, Silje?«
    »Der Gedanke daran ist so schön. Oh, ich wünschte wirklich, du könntest ihnen helfen. Das da haben sie wirklich nicht verdient.«
    »Nein, das finde ich auch. Der Gedanke, wie leicht in dieser Welt die Bosheit gewinnt, ist unerträglich.«
    Nun hätte sie ihm von Sol und diesem Zeichen erzählen müssen, an dem sie erkannt hatte, dass Sol übernatürliche Gaben besaß. Sie sagte jedoch nichts. Mehr und mehr war sie davon überzeugt, dass sie übertrieben hatte.
    Er trieb die Pferde wieder an. Den Wald ließen sie hinter sich, und vor ihnen lag unter dem Höhenzug im verschlungenen Tal eine Ebene mit Bauernhöfen. Nun waren sie ganz eindeutig unterwegs zu den Utgardsbergen.
    Nicht lange darauf bog Tengel auf einen Hofweg ein, und Silje folgte ihm.
    »Pipi«, sagte Sol.
    »Das hat uns noch gefehlt! Tengel, kannst du uns runterhelfen? Damit sie sich nicht nass macht.«
    »Warte, bis wir auf dem Hof sind, dann haben wir nicht die Augen des gesamten Dorfes auf uns gerichtet.«
    »Hoffentlich kann Sol noch so lange warten«, murmelte Silje.
    Aber es ging gut. Er stieg vom Pferd, und Silje starrte den Hang hinunter, als sie seine starken Arme um ihre Taille spürte. Sie wollte nicht noch einmal seinem Blick begegnen, wie schon einmal, als er ihr vom Pferd half. Seine bloße Nähe war schwindelerregend, berauschend, und sie musste den unglaublich starken Drang bekämpfen, die Arme um ihn zu schlingen, ihn heiß, heiß zu umarmen, ihre Wange an seine zu pressen.
    Was ging hier eigentlich vor? Hatte er Fähigkeiten zu hexen – sie zu verzaubern? Was hatte Benedikt gesagt?
Hat er dich mit einem Zauber belegt!
    Silje war zu unerfahren, um zu wissen, dass man

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