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Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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nicht vorstellen, dass die Frau das kleine Kind zum Sterben ausgesetzt hatte. Silje war sich sicher, dass etwas anderes dahinterstecken musste.
    »Komm zu dir, Silje«, sagte Tengel mit seiner weichen Stimme. »Du warst ja ganz weit, weit fort.«
    Ihre Gedanken verließen Trondheim und kehrten zu dem armen Berghof zurück. Noch immer qualmte es unter dem Waschkessel beim Hofbaum. Eine Kohlmeise zwitscherte ihr fröhliches Frühlingslied. Aber Tengel bemerkte nichts davon. Er sah nur Silje.
    Sie so in den Armen halten zu dürfen... so wie er es sich erträumt hatte...
    »Silje«, flüsterte er. »Jeder Tag war die Hölle. Und die Nächte waren doppelt so schlimm.«
    »Für mich auch«, sagte sie leise und schaute wieder zu ihm auf.
    »Und nun, als ich den Lümmel dort unten beim Fluss sah... Ich glaubte, ich müsste innerlich zerbrechen. «
    Langsam entzündete sich in seinem Gesicht ein kleines Lächeln. Erst jetzt schien ihr aufzufallen, dass Tengels Arme sie schon lange umfingen. Heiß durchfuhr es sie, das Blut wärmte sie bis in die Fingerspitzen. Zitternd hob sie die Arme und legte die Hände um sein charaktervolles Gesicht, berührte es so leicht wie die Flügel eines Schmetterlings.
    Tengel holte tief Luft und drückte sie an sich. Fest umschlungen standen sie da, Wange an Wange. Sie spürte, wie sein Mund an ihrem Hals hinunterglitt, und legte den Kopf in den Nacken. Seine Lippen kitzelten ihre Haut, sie lächelte träge vor Wollust und schmiegte sich noch enger an ihn. Tengel ließ den Mund über ihr Gesicht gleiten, küsste sie vorsichtig auf die Wange, die Stirn, die Augen, und dann... auf den Mund.
    Zunächst sanft und innig, dann jedoch mit einer sinnlichen Intensität, die in ihr pulsierende Hitze weckte. Wieder und wieder küsste er sie, begierig, einsam, wie er war, schwindelerregend, besessen – und so liebevoll, dass Silje eine Art Glücksrausch empfand, dass ihr die Sinne schwanden, sie glaubte zu schweben, auf weichen Wolken der Liebe getragen zu werden.
    Plötzlich entdeckte sie, dass ihre Hände wie Klauen seine Schultern umklammerten und dass sie schon lange ihren Körper auf eine Weise an seinen gepresst hatte, die nicht misszuverstehen war.
    Er schluckte schwer, schob sie etwas von sich fort und schaute ihr ins Gesicht. Das glückliche, sinnliche Lächeln lag noch auf ihren Lippen. Sein Blick war verschleiert, als wisse er nicht, wo er war.
    »Wie soll das mit uns gehen, Silje?«, flüsterte er erschrocken. »Mich dürfte es nicht geben. Ich sollte besser sterben!«
    »Nein«, klagte sie. »Mich in dieser Welt allein zurücklassen? Ohne dich bin ich nichts. Komm, komm mit mir hinein. Sieh her. Ich stelle mich auf die eine Seite des unteren Teils der Tür, und du stehst draußen auf der anderen Seite. Du darfst nicht gehen!«
    Fieberhaft redete sie, um ihn zu halten. Widerwillig ging er auf ihren naiven Vorschlag ein. Er kam sich etwas dumm vor, sich so hinzustellen, ihr zuliebe tat er es aber.
    Ihre Worte überschlugen sich. »Wir brauchen einander aus so vielen Gründen, Tengel. Jeden Augenblick des Tages. Um zusammen zu reden, zusammen Probleme zu lösen. Uns aneinander zu freuen
    »Ich weiß«, sagte er wehmütig. »Wir brauchen einander so sehr. Denn du und ich, Silje... wir sind wie ein Baum, der zweigeteilt ist. Und wenn er nicht wieder zusammengesetzt wird, dann stirbt der Baum. «
    Atemlos schaute sie ihn an. Aber jene Worte, auf die sie gewartet hatte, sprach er nicht aus. Also musste sie es tun.
    »Warum es nicht versuchen?
Müssen
wir denn Kinder kriegen?«
    Da schaute er sie an, und seine Raubtierzähne lächelten ein warmes Lächeln. »Ich glaube, wir beide sind ziemlich heißblütig. Glaubst du nicht, wir könnten die Kontrolle verlieren?«
    »Doch«, antwortete sie und schämte sich. »Vergib mir!«
    Er legte seine Hand auf ihre, die auf dem Türrahmen lag. »Bitte mich nicht um Verzeihung, Silje! Glaubst du denn, ich verstünde dich nicht? Du sprichst nur das laut aus, was ich denke. Jetzt muss ich aber gehen. «
    Verzweifelt versuchte sie noch ein Thema zu finden, über das sie sprechen konnten. »Du... ich habe oft gedacht an...«
    Er blieb stehen.
    »Ich habe oft an die Nacht gedacht, in der wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Du hattest damals eine ganze Menge Männer dabei. Reiter, die dir gehorchten. Wer waren diese Männer?«
    »Das Eisvolk«, sagte er lächelnd. »Wir waren alle vom Häuptling ausgesandt worden, um Heming nach Hause zu holen, weißt du. Wir hatten

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