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Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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habe sie mit in die Wildnis heraufgebracht. Damals gab es keinen anderen Ausweg, aber ich weiß – ich fühle -, dass sie hier nicht richtig glücklich ist. Gott, mir ist das alles zu viel geworden. Gib mir ein Zeichen, was ich tun soll! Ich will ihr so wohl.«
    Doch das Universum war still. Er bekam keine Antwort.
    Er machte kehrt und ging mit schwerfälligen, erschöpften Schritten wieder ins Tal hinab. Im Mondschein konnte er weit entfernt die Umrisse einiger Hausdächer erkennen.
    Tengel achtete nicht darauf, wohin er trat. So ging er zum vereisten Fluss hinunter, den er überqueren musste. Im nächsten Augenblick lag er im lähmend kalten, mitreißenden Wasser und spürte, wie er hinuntergezogen wurde bis auf den Grund des Gewässers, in dem er gelandet war.
    Instinktiv griff seine Hand nach Halt, aber er bekam nur die Eiskante zu fassen. Er klammerte sich daran fest.
    »Ist das dein Zeichen?«, schrie er in den Nachthimmel hinauf. »War es das, was du sagen wolltest? Dass mein Leben vollkommen wertlos ist? Dass sie es besser hat, wenn ich fort bin? Dass es keine Gnade gibt für eine arme Kreatur, in deren Adern das Blut des bösen Tengel fließt?«
    Er neigte den Kopf und lehnte die Stirn auf den Arm, der schon steif gefroren war.
     
    Am nächsten Tag kam Tengel nicht zu Siljes Haus. Auch nicht an dem darauf folgenden. Als sich auch am dritten Tag noch nichts tat, überließ Silje Eldrid die Kinder und ging zu seinem Haus ganz hinten im Tal.
    Sie war vorher noch nie dort gewesen, hatte es nur aus der Ferne gesehen und ziemlich erbärmlich gefunden.
    Nun näherte sie sich voller Angst. Aus dem Schornstein auf dem Dach stieg kein Rauch auf. Das gab ihr zu denken.
    Es war ein kleines, windschiefes Haus, das sich stark zum einen Giebel hin neigte, als könnte es jeden Moment einstürzen. Kaum dass sie wagte, an die Tür zu klopfen, so hinfällig sah es aus.
    »Komm herein«, erklang Tengels Stimme. Etwas daran war anders. Aber allein sie zu hören, brachte Siljes Gefühle in Wallungen, und sie begriff nun, wie besorgt sie gewesen war, weil er nicht wie sonst gekommen war.
    Sie trat vorsichtig ein, etwas ängstlich, dass er wütend werden und sie für aufdringlich halten könnte.
    Vielleicht wollte er sie nicht sehen und meinte nun, dass auch sie so viel Verstand im Kopf haben sollte.
    »Silje!«, sagte er heiser und setzte sich im Bett auf. »Und ich liege hier – und wie sieht es hier aus!«
    Er war beunruhigt darüber, was
sie
wohl dachte ! Silje war beinahe gerührt.
    »Aber, Tengel, es ist mir doch gleich, wie es hier aussieht. Du weißt doch, dass ich auch nicht ordentlich bin. Aber du wohnst in einem
Schuppen,
und das ist viel schlimmer. Die Wände sind noch nicht einmal dicht, ich kann ja hindurchsehen.«
    »Ich habe versucht, die Fugen mit Moos und Stroh zu stopfen«, sagte er heiser. »Aber es waren so viele.«
    Sie war bestürzt darüber, wie matt er war. Das geliebte Gesicht war so verändert, die Ringe unter seinen Augen und Wangenknochen waren viel dunkler als sonst.
    »Du bist krank«, sagte sie zutiefst besorgt und setzte sich auf die Bettkante. Sie konnte die fiebrige Wärme seines Körpers spüren. »Warum hast du nichts gesagt?«
    Er wandte das Gesicht ab. »Sitz nicht so dicht bei mir, Silje, ich sehe so schrecklich aus. In deiner Nähe will ich gut aussehen.«
    »Rede nicht so dummes Zeug, du alberner Narr!«, lächelte sie. »Bist du schon lange krank?«
    »An dem Tag, an dem Heming bei dir war, da war ich so aufgebracht und unschlüssig, was unsere Zukunft angeht, dass ich in die Berge gegangen bin. Ich ging den ganzen Abend umher. Und dann endete es damit, dass ich in ein Eisloch getreten und im eiskalten Wasser gelandet bin«, sagte er und hustete rau und geräuschvoll.
    »Du hättest ja sterben können!«, rief Silje entsetzt.
    »Ja. Noch nie in meinem Leben habe ich mich so verlassen gefühlt, sogar von Gott. Und obendrein warst du mir böse, weil ich mich geprügelt habe.«
    Er musste sich wegen eines neuen Hustenanfalls unterbrechen.
    »Aber ich
wollte
dich sehen, wenn auch nur noch ein Mal. Deshalb riss ich mich wieder hoch. Aber am nächsten Morgen konnte ich dann das Bett nicht mehr verlassen.«
    »Danke, lieber Gott, dass du es bis hierher geschafft hast«, murmelte sie. »Wie fühlst du dich jetzt?«
    »Besser, glaube ich. Aber ich habe irgendwie keine Kraft.«
    Sie schob ihre Hand unter sein Hemd, legte sie auf seine behaarte Brust und erschauerte leicht, ganz unfreiwillig. Sie

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