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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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hörten ihn nicht. Und hätten sie ihn gehört, hätten sie wohl kaum auf ihn gewartet.
    Auf einmal wäre er fast über eine Gestalt auf dem Boden gefallen.
    Es war der Jüngste der Truppe. Mit toten Augen starrte der Knabe in den Himmel hinauf. Sein Gesicht war übersät von wäßrigen Blasen.
    Der Rothaarige schrie auf und wankte weiter. Dann griff er sich an die Kehle und sank auf die Knie. Er fiel vornüber und blieb liegen.
    Die vier anderen eilten weiter, gehetzt von Angst. Als sie das Moor erreichten, gab der Dicke auf.
    »Ich bin angesteckt worden!« schrie er in panischer Angst. »Seht! Seht nur!«
    Er sprang hysterisch herum und versuchte, die Blasen auf der einen Hand fortzureiben. »Das ist die Pest!«
    »Nein«, keuchte der Älteste. »Es gibt keine Pest, die so aussieht und die einen Menschen so schnell dahinrafft.
    Das ist etwas anderes. Das war sie! Die Hexe, die uns mit ihren Klauen berührt hat! Sie hat ihren bösen Zauber über uns geworfen!«
    »Aber ich habe nichts davon abgekriegt!« sagte Willibert.
    »Seht! Meine Hände sind rein! Denn ich habe sie fast nicht berührt. Ich komme durch!«
    »Ich auch«, sagte der Schlaksige. »Ich habe ihr nichts getan, ihr seid alle meine Zeugen. Nichts, ich war nett zu ihr, ich bin unschuldig, ich werde es schaffen.«
    Der Älteste fühlte sich nicht wohl. Ganz und gar nicht.
    Aber das wagte er nicht zu sagen. Er wagte nicht einmal daran zu denken.
    »Ich schaffe es!« jubelte der Schlaksige, als wollte er sich selbst beschwören. »Hau ab!« rief er dem Dicken zu.
    »Jetzt mußt du selber sehen, wie du klarkommst, du warst es doch, der… » »Halt den Mund!« schrie der Dicke. »Rede nicht davon, was wir getan oder nicht getan haben. Wir tragen alle die gleiche Schuld.«
    »Das tun wir überhaupt nicht! Ich nicht!«
    Er kratzte sich auch. Aber das war nur natürlich.
    Selbstsuggestion, weil er Angst vor den Symptomen hatte. Er war doch nett zu der Alten gewesen, oder etwa nicht? Der kleine Stoß, den er ihr gegeben hatte, war doch nicht der Rede wert…
    »Nein, lauft nicht weg!« greinte der Dicke. »Nein! Nein!
    Helft mir! Helft mir doch!«
    Sie hörten ihn nicht. Bald war er weit hinter ihnen, einem einsamen und schmerzvollen Tod überlassen.
    Keiner der sechs erreichte die Siedlung im Tal.
    Der Gletscher war genauso unheimlich und gefährlich und zeitraubend, wie Tengel gesagt hatte.
    Silje erinnerte sich voller Schrecken an ihren ersten Eindruck, den sie hatte, als sie aus der Schlucht herauskamen. Zerrissene, verwitterte Zinnen umringten die mächtige weiße Masse, die sich hin zu einer Öffnung zwischen den Gipfeln ergoß wie ein erstarrter Fluß.
    Keine Grassoden, nicht einmal ein Grashalm war zu sehen, auf den sie ihre Füße hätten setzen können. Und über all dem eine silberbleiche Mondsichel, die am Himmelszelt emporkletterte und die Eiskristalle des Gletschers funkeln ließ wie, Edelsteine.
    Diesen Weg über den Gletscher würde sie niemals vergessen, das wußte sie. Aber die Sorge, die Verzweiflung und die Hoffnungslosigkeit, die in ihrer Brust nagten, hatten sie vorwärts getrieben, und jetzt würde sie nicht ruhen, bis sie sicher sein konnte, daß ihren Kindern nichts geschehen würde. Liv war so erschöpft, daß sie im Halbschlaf durch den Schnee stapfte und hinfiel und in tiefem Schlaf im Schnee liegenblieb. Da hatten sie die Kleine voller Sorge auf dem Pferd festgebunden, wohl wissend, wie gefährdet das Tier war. Wenn es nun in einen Spalt fiel oder davonlief… was würde dann aus dem Kind werden? Aber es konnte auch keiner von ihnen das Kind tragen. Tengel hatte genug mit dem Stab und dem Pferd zu tun, das er führte, und Silje mit ihrem Gepäck und den beiden älteren Kindern.
    Sol und Dag waren außerordentlich tapfer und geduldig.
    Aber die Vorsicht zerrte an ihrer Geduld. Sie wollten so schnell wie möglich heraus aus der scharfen Kälte. Aber Tengel ging kein Risiko ein. Jeder Schritt war genau untersucht und berechnet.
    Und dann die ständige Angst, verfolgt zu werden. Sie wußten nicht mehr, wie viele Male sie sich umgedreht hatten. Aber der Gletscher lag immer noch beruhigend unberührt hinter ihnen, nur ihre verräterische Spuren durchzogen wie ein schmales, dunkelblaues Band die einförmige Öde.
    Sie brauchten die ganze erste Nacht, um den Gletscher zu überwinden und ein ungastliches, sumpfartiges Plateau zu erreichen, das übersät war von moorigen Löchern und verkrüppelten Zwergbirken. Dort folgten sie eine kurze Zeit

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