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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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und das klingende Echo setzte sich in der unendlichen Tiefe fort.
    Ein rothaariger Scherge grinste: »Habt ihr gesehen, wie ich den Alten aufgespießt habe?«
    »Ja, aber das alte Weib hatte es in sich«, sagte der Älteste bedächtig. »Sie war heimtückisch. Ich wäre fast zurückgewichen, als ich sie zu Gesicht bekam.«
    »Ich auch«, sagte ein anderer, der so dick war, daß seine Rüstung beinahe platzte. »Das war die schlimmste Kreatur, die ich in meinem ganzen Leben gesehen habe.«
    Sie schwiegen. Die gespenstische, schaurige Stimmung in dem feuchtkalten Höhlengang rief unheimliche Erinnerungen hervor.
    »Angst hatte die auch nicht«, sagte einer, der Willibert hieß. »Habt ihr gesehen, wie sie an der Feuerstelle stand und grinste? Sie konnte sich kaum auf den Beinen halten, aber sie stand trotzdem felsenfest, Teufel auch. Genau so, als hätte sie uns erwartet.«
    »Ja, und was sie für Fingernägel hatte!« sagte der sechste, ein schlaksiger Jüngling. »Sie hat mich gekratzt, da bin ich vielleicht zusammengezuckt. Die sah ja aus wie eine verfaulte Leiche.«
    »Mir schienen es eher Krallen zu sein. Wir mußten sie ja anfassen, um sie hinauszubringen, und mich hat sie auch gekratzt, als ich hinter ihr gehen wollte.«
    »Ich habe auch was abgekriegt, denn ich faßte sie am Arm.«
    »Und ich ihren anderen Arm. Aber ich habe nur eine einzige, scharfe Klaue gespürt.«
    Alle waren direkt mit ihr in Berührung gekommen, und alle fanden die Berührung gleichermaßen widerwärtig.
    Weil sie eine Hexe war, mußte sie verbrannt werden, und das Feuerloch im Fußboden hatte nicht für diesen Zweck getaugt.
    »Habt ihr gehört, was sie gesagt hat, als wir sie auf den Hofplatz geschleppt hatten und es uns endlich gelungen war, sie anzuzünden?«
    »Nein, was?«
    »Jetzt sind sie in Sicherheit, hat sie gemurmelt. Ich frag mich bloß, wen sie gemeint hat.«
    »Jedenfalls sah sie ungeheuer triumphierend aus.
    Vielleicht hat sie den anderen gemeint, den Hexenmeister, den wir auch verbrennen sollten?
    Hoffentlich haben sie ihn gekriegt. Na ja, das ist nicht unsere Sache.«
    Auf jeden Fall haben wir die Hexe endlich erledigt.«
    Wieder schwiegen sie. Die Erinnerung legte sich plötzlich wie ein Würgegriff um ihre Hälse.
    Sie hatten den Höhlengang hinter sich gelassen und traten nun hinaus auf die Hochebene. Die Sommernacht war hell, aber die Luft hier oben war schärfer, als sie es aus dem Tal gewohnt waren.
    Sie schritten stumm voran in schnellem Marschtempo.
    Niemand von ihnen verspürte noch Lust zu reden. Der Jüngste kratzte sich den Arm.
    »Satan, wie das juckt!«
    Nach einer Weile blieb ein anderer stehen, der Rothaarige. »Wartet doch, ich kann nicht so schnell.«
    »Was ist mit dir?« fragte der Älteste.
    »Ich glaube fast, ich habe irgendein Fieber.«
    Der Jüngste krempelte seinen Ärmel hoch, um die juckende Stelle zu betrachten.
    »Verflucht nochmal, seht euch das an!«
    Eine häßliche, entzündete Blase wand sich über die Unter-und Oberseite seines Arms.
    Die anderen wichen erschrocken zurück.
    »Hast du die Pocken, du Lump?«
    »Was redest du für einen Unsinn! So sehen doch keine Pocken aus. Pest auch nicht. Diese Blasen hier sind viel größer. Das sind… Ich weiß auch nicht, was das ist.«
    Sie gingen weiter, und jetzt hielten sie alle gehörig Abstand zu dem Jüngsten. Das kurze Gras wisperte und raunte unter ihren Füßen, als sei es ihnen feindlich gesonnen - als wollte es sie nicht mehr tragen.
    »Wartet!« schrie der Rothaarige. »Ich kann nicht… » »Was ist denn nun schon wieder?«
    »Das Fieber… in mir brennt es wie Höllenfeuer. Nein, so seht doch nur! Seht doch nur meine Hände! Sie sind voll von diesen entsetzlichen Blasen. Halt! Wartet! Wartet! So lauft doch nicht weg, ich brauche Hilfe, das seht ihr doch!«
    Er versuchte, ihnen nachzulaufen, aber er schaffte es nicht und mußte innehalten und schlug die Hände an die Brust, wo das Herz saß.
    Dann ging er weiter. Die anderen waren ihm nun weit voraus. Sie schienen nur noch kleine, undeutliche Punkte auf der Hochebene zu sein. Er schickte ihnen klagende Flüche hinterher.
    Der Mond stieg am Himmel empor. Der rothaarige Scherge taumelte vorwärts. Seinen Helm hatte er fortgeworfen, er war ihm zu warm geworden. In seinem Kopf hämmerte es vor Angst und Fieber. Er rollte seine Ärmel hoch. Er hatte überall Blasen. Auch im Gesicht.
    Sein ganzer Körper juckte. Er schrie.
    »Wartet! Wartet auf mich! Laßt mich nicht allein!«
    Aber sie

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