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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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stand.« Der Knecht beugte sich zu ihnen und flüsterte: »Er suchte seinen Trost in starken Sachen, versteht ihr! Aber dann wurden die Aufständischen verraten…«
    »Heming«, murmelte Tengel mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Ich weiß gut, wer jetzt der böse Geist des Eisvolks ist«, sagte Silje leise.
    »Und als die Schergen auf den Hof kamen und sich über Benedikt erkundigten, hatte Abelone nichts eiligeres zu tun, als ihn anzuschwärzen. Nur um ihn loszuwerden, er war ja bloß eine Last für sie. Nun sitzt er also da in Trondheim fest, und alles ist schrecklich traurig.«
    »Ach, wie furchtbar, das zu hören«, klagte Silje. »Tengel, wir müssen etwas tun!«
    »Natürlich«, sagte er, aber innerlich fragte er sich, was sie wohl tun konnten, wo es um sie selbst doch schlimm genug bestellt war.
    »Ist die ganze Gruppe der Aufständischen zerschlagen?«
    »Ich fürchte ja. Sie haben Dyre Alvssohn geschnappt, heißt es. Alle wurden von einem Gefangenen verraten.«
    Tengel murmelte Flüche über Heming. Seine Augen schössen Blitze. So wütend hatte Silje ihn bisher nur selten gesehen.
    Aber er beherrschte seinen Zorn und wandte sich dem Alten zu. Rasch erzählte er von dem bitteren Schicksal des Eisvolks. Der Knecht drückte sein tiefes Mitgefühl aus.
    »Wir haben gedacht, wir lassen uns hier oben auf dem Bergrücken nieder, in dem Haus, wo ich früher gewohnt habe. Für den Anfang«, sagte Tengel. »Bis wir etwas finden, das sicherer ist.«
    Gab es an irgendeinem Ort Sicherheit für sie? dachte er.
    »Da wohnen jetzt Leute«, antwortete der Knecht niedergeschlagen. »Und ich weiß wirklich nicht, ob es einen Platz hier in der Siedlung gibt, wo ihr…« Er verstummte beklommen.
    Tengel holte tief Atem. »Ich weiß noch einen anderen Ort, wo ich mich früher oft versteckt habe. Näher bei Trondheim. Es ist nicht gerade der richtige Platz für die Kinder, aber wir müssen es versuchen.«
    Sie baten ihn, Grüße an Grete und Marie auszurichten, und versprachen, daß sie zurückkommen und versuchen würden, zu helfen. Aber die Aussicht war nicht sehr groß, daß es ihnen gelingen würde.
    Dann setzten sie ihre trostlose Wanderung fort.
    Um die Mittagszeit rasteten sie in einem kleinen Wäldchen. Da war Tengels Fuß böse angeschwollen. Er mußte geschont werden, aber Tengel wollte sich nicht auf das Pferd setzen. Die Kinder hätten es nötiger als er, sagte er, und damit hatte er natürlich zum Teil recht.
    Aber trotzdem schimpfte Silje, nannte ihn stur und dumm und eitel, so daß die Stimmung für eine Weile recht gereizt war. Das war ja auch nicht verwunderlich, da alle nach den Strapazen erschöpft waren und sich wegen der ungewissen Zukunft Sorgen machten.
    Spät am Abend erreichten sie den Unterschlupf, von dem Tengel gesprochen hatte. Er war sehr einfach, nur zwei Wände, die im spitzen Winkel gegeneinander gestellt waren, mit dreieckigen Giebelwänden. Drinnen roch es muffig nach Erde.
    »Aber nach mir ist keiner hiergewesen, wie ich sehe«, sagte er mit aufgesetztem Optimismus. »Also sind wir hier wenigstens sicher.«
    Silje unterdrückte ein Seufzen. Sie räumte auf und fegte den Boden so gut es ging, legte trockene Zweige als Unterlage für ein provisorisches Bett aus und sorgte dafür, daß die Kinder sich hinlegten. Dann untersuchte sie Tengels Fuß.
    »Das sieht gar nicht gut aus«, sagte sie. »Aber das wichtigste ist jetzt, daß er geschont wird.«
    Tengel bat sie, seine »Sachen« herauszusuchen. Sie wußte, was er meinte. All seine geheimnisvollen Salben und Kräuter. Dann behandelte er seinen Fuß, so gut es ging, und eine Weile später schlief er tief, todmüde nach zwei Tagen voller Anstrengungen und Schlaflosigkeit wegen der Sorgen.
    Das Pferd graste draußen seine letzten Halme vor Einbruch der Nacht, und die Katze war schon auf der Jagd.
    Aber Silje lag noch lange wach. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken. Die Angst pochte in ihren Adern. Sie ließ ihre Blicke durch die Dunkelheit in diesem erbärmlichen Unterschlupf herumwandern. Sie dachte an ihre knappen Essensvorräte und die unmöglichen Lebensbedingungen - und als sie endlich einschlief, hatte sie einen Entschluß gefaßt.
    Am nächsten Morgen verschaffte Silje sich einen Überblick über die rasch abnehmenden Vorräte und sagte entschlossen: »Ihr werdet heute schön hierbleiben. Ich habe etwas zu erledigen.«
    »Woran denkst du?« fragte Tengel leise.
    »Wir sind schlimm dran, das weißt du.«
    »Ja, nur allzu gut.«
    »Ich sehe

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