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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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getan werden mußte…
    Es war schon spät, als er sich in den Schlafraum schlich und sich neben die schlafende Silje legte. Zärtlich strich er ihr übers Haar. Danke, du gütiger Gott, daß wir gerettet wurden, dachte er. Und segne Charlotte von Meiden!
    Es zeigte sich, daß die Bewirtschaftung von Grästenshoh sehr nachlässig gehandhabt worden war, solange sich Familie von Meiden in Trondheim befand, deshalb bedeutete es für Tengel harte Arbeit, alles wieder herzurichten. Aber ihm gefiel das, er fühlte, daß er sich wirklich nützlich machte. Langsam kam der Betrieb dieses großen Landgutes wieder in Schwung.
    Und Silje war einverstanden, daß sie selbst auch ein wenig Vieh auf dem kleinen Hof hielten, dem Lillegärd, wie sie ihn getauft hatten. Solange sie nichts mit dem Schlachten und ähnlichen Sachen zu tun hatte. Das versprach Tengel ihr.
    Unerwartet starb Baron von Meiden. Er hatte einen Schlagfall erlitten, nachdem er ein Menü von achtzehn Gängen verspeist hatte, und seine Witwe zog mit ihrem gesamten Hausstand nach Grästensholm. Alle freuten sich darüber, nicht zuletzt sie selbst. Das gesellschaftliche Leben blühte auf, Gäste kamen aus Oslo und Tonsberg und sogar von noch weiter her - und eines Tages widerfuhr Tengel etwas Unerwartetes.
    Die Baronin hatte überall in den höchsten Tönen von ihrem phantastischen Leibarzt erzählt, der ihre Gicht allein dadurch kuriert hatte, daß er seine Hände auf ihre Schultern legte. So kam es, daß Tengel eines Tages ins Schloß Akershus gerufen wurde. Voller banger Erwartungen machte er sich zu Pferd auf den Weg.
    Es war die Gattin eines der engsten Vertrauten des Regenten, die ihn hatte rufen lassen. Sie kränkelte und hatte sich an Baronin von Meidens phantastischen Leibarzt erinnert.
    Tengel schritt über den Schloßhof in Begleitung eines Wachoffiziers, der ihn zum Salon des Paares führte, wo beide ihn erwarteten - der Ehemann war wohl auch neugierig.
    Die Augen der Dame weiteten sich, und der dänische Adlige stutzte.
    »Nein, meine Liebe«, sagte er vorwurfsvoll in seinem schleppenden Dänisch. »So kann ja wohl niemand aussehen!«
    Tengel dachte, daß er nach dem Ritt vielleicht staubig wäre, und wollte gerade um Verzeihung bitten, als der Adlige fortfuhr:
    »Seid Ihr so geboren?« »Was meint Ihr?« »Mit diesem…
    Aussehen?«
    »Niemand kann etwas für sein Gesicht«, sagte Tengel kurz angebunden. »Ich bedaure, wenn es Euch nicht zusagt.«
    Der Adlige begriff, daß er klug daran tat, das Thema zu wechseln. »Würdet Ihr meine Gattin untersuchen? Sie hat Krämpfe, wie sie nicht müde wird, mir zu erzählen.«
    Tengel nickte und bat ihn, das Zimmer zu verlassen.
    »Wieso? Habt Ihr vor, sie zu verführen?« Nun wurde Tengel langsam zornig. »Sehe ich etwa aus wie ein Verführer?«
    »Nein«, lachte der Mann nervös, denn er merkte, daß er zu weit gegangen war. »Nein, das tut Ihr gewiß nicht!«
    Endlich war Tengel allein mit seiner vornehmen Patientin.
    Er tat, was er für sie tun konnte. Er konnte ihr ja nicht sagen, daß alle ihre Leiden daher rührten, daß sie zuviel aß, aber er zählte eine Reihe von Nahrungsmitteln auf, »die Eurem empfindsamen Leib nicht bekömmlich sind«.
    Auf diese Weise würde sie vielleicht ihren enormen Verzehr etwas einschränken. Um ihr eine Freude zu machen, bat er sie, sich hinzulegen, und dann legte er ihr die Hände auf den Bauch, so daß die Wärme in ihren Körper ausstrahlte. Quacksalberei, dachte er, aber diese Frau brauchte das, um seinen Rat zu befolgen. Außerdem empfahl er ihr, jeden Tag einen Spaziergang über die Wiesen rund um Schloß Akershus zu machen, das würde ihrem Blut guttun.
    Die Dame war hingerissen und verehrte Tengel einen Beutel mit Silbermünzen, den er ohne allzu große Gewissensbisse entgegennahm. Lillegard würde viel Geld verschlingen, bevor es dort so aussah, wie sie es gerne wollten.
    Draußen im Vorzimmer wartete ihr Mann. »Nun? Ist es Euch gelungen, die eingebildete Krankheit zu kurieren?«
    sagte er mit verächtlich gekräuselten Lippen.
    »Das Unwohlsein dürfte kaum Einbildung gewesen sein.
    Aber ich glaube, es wird ihr nun besser gehen.«
    »Nun, das wollen wir hoffen. Ach, da Ihr nun schon einmal hier seid… könntet Ihr wohl auch nach dem alten Broms sehen? Er klagt ständig über sein Bein.«
    Tengel nickte und wurde in einen anderen Flügel der Festung geführt.
    Dieser Fall erwies sich als bedeutend schwieriger. Der alte, übergewichtige Broms hatte einen sehr

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