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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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dünn, zwei schmale Streifen zogen sich von den Mundwinkeln bis zum Kinn hinunter, wo sie zu einem schwarzen, glänzenden Bart zusammenwuchsen.
    Sein sorgenvolles Gesicht erhellte sich, als sein Blick auf sie beide fiel. »Na, sitzt ihr hier und schwatzt? Über mich, hoffe ich doch?« grinste er breit mit weißen, kräftigen Zähnen.
    »Das nicht gerade«, sagte Silje. »Willst du einen Krug Bier?«
    »Ja gern, danke.«
    Geschmeidig und lautlos wie ein Raubtier bewegte er sich durch den Raum. Auf gewisse Art konnte Charlotte Siljes Liebe zu ihm verstehen. Wenn man sich an sein unübliches Aussehen gewöhnt hatte, sah man seine guten Eigenschaften. Und davon hatte er viele!
    »Wie geht es deiner Mutter?« fragte er Charlotte. Seine Stimme klang auffallend gleichgültig.
    »Danke, gut, glaube ich. Sie ist nur ein wenig müde in letzter Zeit und ruht sich viel aus.«
    Er nickte. »Ich werde jetzt hinaufgehen und sie besuchen.
    Das Bier kann warten.«
    Mit raschen Schritten ging er wieder hinaus.
    Die beiden Frauen sahen sich fragend an. Ihre Blicke schweiften gleichzeitig hinaus zur Allee, wo er vorhin angehalten hatte.
    »Es war Mutters Baum«, sagte Charlotte.
    »Ja. Du liebe Zeit, Charlotte, glaubst du, daß er… ?Nein, das ist nicht möglich!«
    »Du kennst ihn besser als ich.«
    »Ich weiß noch, wie er ihn gepflanzt hat«, sagte Silje mit steifen Lippen. »Wie er von Baum zu Baum gegangen ist, als wollte er jeden einzelnen besprechen.«
    Charlotte erhob sich. »Ich gehe hinauf zu Mutter.«

9. KAPITEL
    Baronin von Meiden empfing Tengel in einem ihrer Gemächer im ersten Stock des Schlosses. Sie war in einen Morgenrock gekleidet, und darunter konnte er ihr Nachtgewand sehen. Ihre Wangen waren hektisch gerötet, eine Farbe, die in bedenklichem Kontrast zu ihrer übrigen Blässe stand.
    »Nun, Herr Tengel«, lächelte sie, ohne sich aus ihrem Sessel zu erheben. »Was verschafft mir die Ehre?«
    »Euer Gnaden«, antwortete er zurückhaltend, aber freundlich. »Ihr wißt, daß ihr jederzeit zu mir kommen könnt, wenn Ihr Euch unwohl fühlt.«
    Sie hob die aristokratischen Augenbrauen. »Aber ich …«
    »Wir dürfen Euch nicht verlieren, Baronin.« Die sanften Worte ließen sie jede Anspannung aufgeben. »Könnt Ihr in mein Innerstes sehen? Woher wißt Ihr… ?« »Wichtig ist nur, daß ich es weiß. Wollt Ihr mir nicht sagen, wo es Euch schmerzt? Dann werde ich versuchen, Euch zu helfen.«
    »Ich weiß, daß Ihr helfen könnt, Herr Tengel, aber man spricht über manche Sachen nicht gern.«
    »Ich kann Euch meiner Diskretion versichern. Ihr seid eine meiner engsten Vertrauten. Und habe ich jemals intime Details von meinen Krankenbesuchen bei den höheren Ständen erzählt?«
    »Nein, das habt Ihr gewiß nicht. Aber …«
    Schließlich rutschte es ihr heraus, daß sie starke Schmerzen im Kreuz hatte, und unerträgliche Schmerzen, wenn sie auf dem bewußten kleinen Örtchen saß.
    »Das ist ein kleiner Anbau hier draußen an der Wand, nicht wahr?« sagte Tengel. »Und er ist offen bis hinunter auf den Boden, so daß der Wind hoch hinauf wehen kann?«
    »Ja«, gab sie voller Scham zu. »Im Winter ist es dort furchtbar kalt.«
    »Hm«, sagte Tengel nachdenklich. »Das ist allzu kalt für Euch gewesen. Und das Übel hat sich in Eurem Körper verbreitet. Habt Ihr Fieber?«
    »Ich hatte es wohl einige Tage lang. Heute fühle ich mich etwas besser.«
    Das bezweifelte Tengel. Alles deutete darauf hin, daß sie in Windeseile aus dem Bett aufgestanden war, weil sie ihn empfangen wollte. Er öffnete seinen Kasten, der wesentlich professioneller aussah als das kleine Bündel, das er früher mit sich geführt hatte. Tengel hatte viel Erfolg gehabt als Medicus für hochstehende Personen.
    »Laßt daraus für heute einen Tee brühen«, sagte er und reichte der Baronin ein Säckchen. »Morgen werde ich wiederkommen und eine bessere Mischung mitbringen.
    Ich muß mich auch erst mit Sol beraten, denn wenn es um Euch geht, Baronin, liegt mir besonders viel daran, daß Ihr das bestmögliche Mittel bekommt.«
    »Ich danke Euch, Herr Tengel, Eure Worte tun mir gut!«
    »Und haltet Euch fern von dem kleinen… Häuschen. Es gibt sicher einen anderen Ausweg?«
    »O ja, natürlich.«
    Charlotte kam hereingestürmt. »Mutter! Seid Ihr krank?«
    »Aber liebste Charlotte, was fällt dir ein, hier so hereinzuplatzen? Nein, es ist nichts Ernstes, nur ein wenig Fieber. Herr Tengel hat mir eine Medizin gegeben.«
    Unbeschwert begann sie über den

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