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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Morgen auf und lief sogleich in ihr Atelier, um zu malen. Nun gut, sie versammelten sich zu allen Mahlzeiten und verbrachten die Abende miteinander, aber den Rest des Tages? Verbrachte sie nicht die ganze übrige Zeit damit, sich vollkommen dem Rausch des Eifers und der Inspiration hinzugeben?
    Dag hatte sie verlassen, und das war überraschend schmerzlos gegangen. Sie war erleichtert darüber gewesen, daß er es so gut aufgenommen hatte. Den Verlust, den sie empfand, hatte sie schnell zu überdecken gewußt, denn er wohnte ja gleich nebenan. Sie sah ihn fast jeden Tag, wenn er kam und mit Liv spielte oder wenn Silje selbst Grästensholm besuchte.
    Aber war es richtig, so zu tun, als gäbe es dieses Verlustgefühl gar nicht? Vielleicht fühlte Dag sich verletzt?
    Liv war wohl diejenige, die sie am häufigsten sah. Und der kleine Are? Er war erst sieben. Manchmal kam er zu ihr, damit sie ihm eine Hose zurechtzog, die nicht richtig sitzen wollte, oder er hatte irgend etwas anderes, das ihn plagte. Sie half ihm und unterhielt sich mit ihm, aber war das nicht nur einfach so dahingesagt, ganz mechanisch?
    Waren ihre Gedanken wirklich bei der Sache?
    Sol sah sie selten. Sol war ihr »großes Mädchen«, das allein zurecht kam.
    Lieber Himmel! Was hatte sie eigentlich für Sol getan?
    Nichts!
    Tengel war so selten zuhause, er war ebenso eifrig mit seiner Arbeit beschäftigt wie sie mit ihrem Malen. Und wenn er daheim war, dann kamen so viele Patienten zu ihm nach Haus, daß die Familie dahinter zurückstehen mußte. Seine Aufgaben als Verwalter hatte er - in Absprache mit der Baronin - teilweise anderen überlassen. Er hatte mehr als genug zu tun mit all den Kranken und Leidenden, die seine Hilfe brauchten.
    Und wenn er einmal frei hatte, konzentrierten sich Siljes Gedanken nur auf ihn. Die Kinder kamen erst in zweiter Linie.
    Die Kinder kamen erst in zweiter Linie!
    Was für eine schreckliche Wahrheit, was für ein Eingeständnis, das sie sich da machte!
    Silje wurde es erst heiß, dann kalt. Sie sprang auf, um nach Sol zu suchen.
    In der Diele traf sie auf Are, der Hausaufgaben machte.
    Silje ging zu ihm und nahm ihn ganz fest in die Arme.
    »Wie schön, daß du da bist, Are«, flüsterte sie. »Ich freue mich immer so sehr, wenn ich dich sehe. Weißt du, wo Sol ist?«
    »Drauffen im Wald, glaub ich«, lispelte er. Er verlor gerade vorne seine Milchzähne. »Oder fie hilft oben auf dem Gut.«
    »Sie hilft auf dem Gut? Bei was denn?«
    »Fie hat Vater heute morgen gefragt, ob fie bei der Ernte helfen darf, und er hat gefagt, fie darf. Aber ich weiff nicht, ob fie schon angefangen haben.«
    Bei der Ernte? Um in der Nähe des neuen Knechtes zu sein? Lieber Himmel, wie lange hatte Silje eigentlich in ihrer eigenen Welt gelebt?
    Aber mit der Ernte würden sie erst in ein paar Tagen anfangen. Und als Silje auf den Hofplatz hinaus ging, sah sie Sol aus dem Wald gelaufen kommen, ihr Bündel über die Schulter geworfen und die schwarze Katze auf den Fersen.
    Sie ging dem Mädchen entgegen. Sie durfte jetzt nicht heftig werden, nicht ihre Angst und ihren Zorn zeigen.
    Nicht keifen: »Wo warst du? Was hast du gemacht?«
    »Hallo, Sol«, sagte sie so ruhig, wie sie konnte. »Du, ich möchte gern mit dir reden.«
    Ein aggressiver Schimmer von Abwehr zeigte sich in Sols grünen Augen. Sie ist wirklich ein Prachtmädel, dachte Silje. Und so erwachsen! Niemand würde denken, daß sie erst vierzehn ist.
    »Wollen wir uns hier draußen auf die Treppe setzen?«
    Sol nickte. Sie setzten sich auf die alten, abgetretenen Stufen.
    Der Anfang war unendlich schwer. »Sol, ich… ich habe gerade eben eine kleine Bestandsaufnahme für mich selbst gemacht. Und ich bin zu dem Ergebnis gekommen, daß ich mich um euch alle viel zu wenig gekümmert habe.
    Wegen meiner Malerei.«
    Sol sah verblüfft aus. Und sie schien überrascht, daß das Thema sich um Silje drehte und nicht um die selbst. »Das verstehe ich nicht«.
    »Doch, so ist es. Ihr seht mich ja fast gar nicht mehr.
    Und ich sehe euch viel zu selten. Ich bin so egoistisch gewesen, Sol, ich habe immer nur an mich selbst gedacht.
    Ich schäme mich so schrecklich dafür.«
    »Aber wir empfinden das überhaupt nicht so!«, rief Sol.
    »Glaubst du, ich weiß nicht mehr, wie es im Tal des Eisvolks war? Glaubst du, Dag und ich würden nicht oft darüber sprechen, wie erschöpft du ausgesehen hast, glaubst du, daß wir uns nicht daran erinnern, wie du dich um uns gesorgt hast? Und deine Abscheu vor der

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