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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Rosengarten zu plaudern, den sie vor dem Salonfenster anzulegen gedachte.
    Als Silje allein war, blieb sie tief in Gedanken versunken sitzen.
    Obwohl sie sich eigentlich um Sol die größten Sorgen machte, war es eine andere Erinnerung, die ihre Gedanken gefangen nahm. Beate, die Nachbarin, die vor einiger Zeit hier gesessen und ihr Herz über die Qualen der Ehe ausgeschüttet hatte.
    »Ihr wißt ja, wie das ist, Frau Silje. Im Bett, meine ich. Er soll zu seinem Recht kommen, und uns Frauen bleibt nichts anderes zu tun als stillzuhalten und zu leiden.«
    Silje hatte sie mit großen Augen angesehen. »Leiden?
    Meint Ihr damit, daß es weh tut?«
    »Nun ja, das nicht gerade… Aber eine Last ist es jedenfalls, da müßt Ihr mir doch zustimmen. Da kommt er daher, das ekelhafte Schwein, wenigstens einmal alle zwei Wochen, und fordert das Seine, und wenn er fertig gegrunzt und gestöhnt hat, rollt er sich runter und schläft.«
    Mit einem Gefühl, als wäre sie klein wie eine Mücke, fragte Silje jämmerlich: »Aber… liebkost er Euch denn nicht zuerst? Und sagt, daß er Euch liebt? Spielt Ihr denn nicht miteinander? Freut Ihr Euch nicht auf seine Umarmung?«
    Beate starrte sie an. »Haltet Ihr mich etwa für unzüchtig?
    Glaubt Ihr, ich sei eine Hure? Das wäre ja noch schöner, wenn die Ehefrau sich auf solch einen Schweinkram freuen würde! Nein, wißt Ihr was, Frau Silje, ich hätte nie geglaubt, so etwas aus Eurem Mund hören zu müssen!
    Aber Ihr habt natürlich gescherzt. Die Pflicht einer Ehefrau ist, dem Mann zu gehorchen und Kinder in die Welt zu setzen. Warum sollte man sich sonst dafür hergeben? Und was meint Ihr wohl, was die Kirche zu einer solchen Sünde sagen würde, wie Ihr sie gerade angedeutet habt?«
    Silje war verstummt. Versteinert war sie hinausgegangen zu Tengel, der den Zaun draußen an einer Koppel flickte - in einem der wenigen freien Momente, die ihm seine Patienten ließen. Sie hatte ihm erzählt, was Beate gesagt hatte, und ihn verwirrt gefragt:
    »Bin ich unchristlich gewesen, Tengel? Habe ich mich sündig aufgeführt? Schämst du dich meinetwegen?«
    »Aber Silje«, hatte er entsetzt geantwortet, seine Hände um ihre Schultern gelegt und ihr ganz ernst in die Augen gesehen. »Begreifst du nicht, daß genau das der Unterschied zwischen unserer Ehe und der von Beate ist?
    Unsere unbeschreibliche Liebe füreinander, unsere Offenheit, unser gegenseitiges Vertrauen? Jedesmal, wenn ich an dich denke, habe ich einen Kloß im Hals und eine Wärme in der Brust vor lauter Dankbarkeit, daß du so bist, wie du bist. Du darfst dich niemals ändern, hörst du?
    Silje, werde mir bloß nicht sauertöpfisch und vergrämt wie Beate und ganz offenbar auch eine Reihe anderer Frauen. Versprich mir, daß du mir immer zeigen wirst, wie sehr du meine Umarmung genießt!«
    Sie taute bei seinen Worten ein wenig auf.
    Tengel fuhr eifrig fort: »Verstehst du denn nicht, Silje, wie arm ihr Leben ist? Was glaubst du wohl, was andere Männer dafür geben würden, eine solche Frau wie dich zu haben?«
    »Oder andere Frauen, einen Mann wie dich zu besitzen«, sagte sie mit einem glücklichen, breiten Lächeln. »Ach Tengel, wie gut haben wir es doch!«
    Ja, sie hatten es gut miteinander. Aber jetzt, wie sie so dasaß und nachdachte, spürte sie, daß etwas sich zwischen sie drängte…
    Es graute ihr schrecklich davor, mit Sol zu sprechen.
    Oder sollte sie lieber erst mit Tengel reden? Ihm alles überlassen?
    Sie schnitt eine ärgerliche Grimasse. Sie hatte überhaupt keine Lust auf neue Probleme, sie wollte die Nase nicht herausstrecken aus der behaglichen, beschützenden Decke, in die sie sich gehüllt hatte - ihre Abgeschiedenheit im Atelier, wo sie tun und lassen konnte, was sie wollte.
    Sie hatten es all die Jahre so gut gehabt. Die Kinder waren ja jetzt fast schon groß, die schwierigen Jahre waren lange überstanden, sie brauchte sie nicht mehr zu erziehen.
    Sie wollte einfach keine Unruhe mehr!
    Als sie so eine Weile in Selbstmitleid versunken gesessen hatte, fuhr sie plötzlich zusammen.
    Was war das, was sie da dachte? Sol, ihre geliebte Ziehtochter, brauchte ihre Hilfe und Unterstützung - und da saß sie nun und jammerte über ihre eigene bedrohte Bequemlichkeit!
    Wie lange hatte sie sich eigentlich schon in ihren Egoismus zurückgezogen? Was wußte sie denn, wie es ihren Kindern wirklich ging? Überließ sie nicht allzu bereitwillig alles dem Personal, das ihnen die Hausarbeit abnahm? Sie stand früh am

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