Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
Vom Netzwerk:
hatte.
    Aber Sol…?
    Sie wußte nichts über Sols Glauben. Das einzige, was sie wußte, war, daß keine zehn Pferde sie in die Kirche bringen würden. Es war Hannas Einfluß, der sich da geltend machte, Hanna mit ihrer ganz unverhohlenen Anbetung des Teufels und ihrer Verachtung für die Männer der Kirche. Silje glaubte keine Sekunde daran, daß Sol in den Wald ging, um zu Gott zu beten, o nein!
    Sie hatte viele Male versucht, mit Sol zu reden und sie im Glauben an Jesus Christus zu erziehen, aber jedesmal hatte sie sich geweigert, zuzuhören. Viele Male hatte Silje an Hannas Worte denken müssen: Sol ist ein verkümmerter Sproß. Allein du und Tengel, nur ihr seid das Eisvolk, nur aus euch wird sich das Geschlecht fortpflanzen.
    Sol, kleines Mädchen, was soll nur aus dir werden?
    Waren sie zu nachgiebig gewesen? Hätten sie Sol härter züchtigen sollen? Nein, Tengel und Silje wußten beide, wie gefährlich das war. Keines der Kinder hatte so viel Schläge gekriegt wie Sol, aber sie hatten schon vor langer Zeit damit aufgehört. Sols Rache nach jedem Mal hatte ihr sehr zu schaffen gemacht, es war furchtbar gewesen.
    Immer war irgend etwas in ihrer Nähe auf mysteriöse Weise kaputtgegangen - wie eine kleine Warnung -, und Tengel wußte, wie sie es angestellt hatte. Nicht einmal er hatte Macht über das Mädchen, weil er seine bösen Kräfte seit vielen Jahren ruhen ließ, und er weigerte sich außerdem, zu solchen Mitteln zu greifen.
    Sol war jedesmal sehr aufgebracht gewesen, wenn sie mit ihr geschimpft hatten. »Wenn ich selber über mich bestimmen dürfte«, hatte sie einmal gesagt, »würde ich meine eigenen Wege gehen, ohne danach zu fragen, was andere Menschen gut oder schlecht finden. Aber weil ich euch liebhabe, versuche ich mich zu benehmen wie alle anderen auch. Ich tue mein Bestes, also seid nicht böse auf mich!«
    Sie hatten sich dem gebeugt. Sie wußten, daß Sol es nicht leicht hatte, sie war nicht wie andere. Also hatten sie statt dessen versucht, sie mit all der Liebe zu leiten, die sie ihr geben konnten.
    Es war undenkbar, sie fortzuschicken. Hier war sie sicher und beschützt. Wenn sie unter fremde Menschen kam, könnte jemand sie reizen, und wer weiß, was dann alles passieren konnte.
    Manchmal dachte Silje an das erste Mal, als Tengel Sol gesehen hatte - er hatte das Gefühl gehabt, daß sie besser nicht am Leben geblieben wäre. Hin und wieder dachte Silje, daß Tengel recht gehabt hatte.
    Und trotzdem liebten sie das Mädchen. Sie konnte so Wunderbar sanft und rücksichtsvoll sein, und sie hatte immer ganz phantastisch auf ihre jüngeren Geschwister aufgepaßt. Auch wenn sie sie manchmal dazu verführt hatte, bei ihren Streichen mitzumachen, mit diesem teuflischen Glitzern in den Augen, das manchmal zu sehen war. Aber sie war nicht das einzige Kind auf der Welt, daß sich von hinterlistigem Unfug angezogen fühlte!
    Sie liebten sie vielleicht sogar noch mehr als die anderen Kinder - so wie man das Kind besonders liebt, das einem die meisten Sorgen und Kümmernisse bereitete.
    Charlotte hatte sich in den Kopf gesetzt, sie bei Hofe einzuführen. Das war natürlich ganz unmöglich, es würde einen Skandal geben. Aber Charlotte hatte ja auch nicht alle Seiten von ihr kennengelernt. Trotzdem hatte sie vermutlich recht damit, daß Sol sich in einer Übergangsphase befand, an der Schwelle zur jungen Frau.
    Das war immerhin ein Strohhalm, an den man sich klammern konnte.
    Silje registrierte vage, daß der fremde Mann etwas zu ihr sagte.
    »Ich glaube, ich mache einen Spaziergang«, sagte er.
    »Damit wieder ein wenig Kraft in die Beine kommt.«
    »Ist recht«, sagte Silje geistesabwesend. »Wir essen um elf Uhr zu Mittag.«
    Er hatte vom Haus aus gesehen, daß das junge Mädchen mit ihrer Katze auf dem Arm im Wald verschwand. Herr Johan bahnte sich einen Weg durch die wartenden Menschen, um ihr zu folgen.
    Plötzlich, als er über den Hofplatz schritt, hörte er ein leises »Psst!«
    Er drehte sich um. Da stand der Kirchendiener, dramatisch verborgen unter einem weiten Umhang mit Kapuze.
    »Gott zum Gruße, Herr Johan«, flüsterte die bleichgelbe Vogelscheuche heiser. »Ich wollte Euch nur wissen lassen, daß ich in der Nähe bin, falls Ihr meine Hilfe brauchen solltet.«
    Johan wurde mächtig ärgerlich. Er brauchte absolut keine Hilfestellung.
    »Tut mir den Gefallen und schleicht hier nicht herum wie ein Schurke aus einer umherziehenden Gauklertruppe!
    Wollt Ihr mir alles verderben, Mann? Seht

Weitere Kostenlose Bücher