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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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wollen und die er fertig formuliert in seinem Kopf bereit hatte, sanken wie ein erschlaffender Ballon in einer Ecke seines Hirns in sich zusammen, kraftlos und sinnlos.
    Herr Johan blieb noch eine Weile so stehen, bevor er den Rückweg zur Lindenallee antrat. Gedankenverloren zog er seine Papiere und den Kohlestift aus seiner geheimen Tasche hervor.
    Er hatte alles sorgsam notiert, was er auf Anordnung des Hohen Richters herauskriegen sollte. Mit vielen Schnörkeln und elegant geschwungenen Linien waren die zahlreichen Fragen aufgeführt, zierlich numeriert, ausgeklügelt und spitzfindig formuliert.
    Er ging die einzelnen Punkte durch, die es zu beantworten galt. Nun, die wichtigsten Fragen hatte er abgehakt: Gibt es Anzeichen dafür, daß Zauberkunst betrieben wird: Da mußte er auf jeden Fall ein klares Ja hinschreiben, zumindest auf dem einen Blatt, dem des Mädchens. Jede Person hatte ein eigenes Blatt, da es doch große Unterschiede gab zwischen einer Hexe und einem Zauberer- oder Hexenmeister.
    Einen Moment lang dachte Johan an das tiefe Zutrauen, das ihm entgegengebracht worden war, und sein Herz schwoll ihm schon fast lästig an vor lauter Stolz. Er hob den Stift.
    Verflixt, er hatte versäumt, sich einen Beweis zu sichern, den er dem Gericht vorlegen konnte! Irgend etwas - er wußte nicht, was - hatte seine Gedanken abgelenkt, so daß er es vergessen hatte.. Wie einfach wäre es für ihn gewesen, einen dieser uralten Zaubergegenstände in die Tasche zu stecken! Auch wenn er nicht genau wußte, was es war, so war er doch überzeugt, daß das Mädchen die schrecklichsten Gegenstände besaß. So wie Fledermausflügel, Fingerknochen von hingerichteten Verbrechern, Röhrenknochen von neugeborenen Kindern, eingetrockenete Kröten und noch anderes mehr von dieser Art. Er hatte eine Chance verspielt, die sich ihm vielleicht nie mehr bieten würde!
    Vielleicht war es am besten, mit der Beantwortung dieser Frage zu warten.
    Er steckte seine Papiere in die heimliche Tasche zurück und ging mit entschlossenen und erstaunlich leichten Schritten heimwärts.

11. KAPITEL
    Sol lief durch den Wald nach Grästensholm. Ihre Gedanken flatterten ihr durch den Kopf, wie es nur die Gedanken eines glücklichen, fast erwachsenen jungen Mädchens tun können.
    Sie kam hinaus auf offeneres Gelände, ging einen Zaun entlang, vorbei am Gatter der Pferdekoppel.
    Die Birken dort hatten ihr immer sehr gefallen. Sie ragten rank und schlank und schimmernd empor mit ihren weißen Stämmen, die hier und da dunkle Flecken zeigten, und jetzt waren sie hellgrün umkleidet von leichtem, flirrendem Laub. Hierher waren sie im Frühling immer gegangen, um Leberblümchen und etwas später Buschwindröschen zu pflücken. Dann war die ganze Fläche ein einziger blauer oder weißer Teppich, und Sol liebte diesen Anblick. Immer, wenn sie hierher kam, schien es ihr, als hörte sie die Stimmen der kleinen Geschwister zwischen den Birken, die Rufe, wenn sie eine besonders schöne Stelle gefunden hatten.
    Jetzt war hier nur noch grünes Gras zu sehen. Und draußen auf der Koppel galoppierte der Hengst.
    Er bot einen prachtvollen Anblick, rotbraun mit goldener Mähne und einem temperamentvoll fegenden Schweif.
    Sol versuchte, mit ihm um die Wette zu laufen, und eigentlich war sie ganz froh, daß ein Zaun zwischen ihnen war.
    Der Hengst wieherte triumphierend. Jetzt sah sie auch, warum.
    Der neue Knecht führte eine Stute auf die Koppel. Der neue Knecht! Da hatte sie aber wirklich Glück!
    Sie kletterte auf den Zaun.
    »Heda!« rief sie spontan.
    Knecht Klaus drehte den Kopf und wurde puterrot.
    »Fräulein… Ihr geht besser fort… und zwar gleich!«
    »Ist es gefährlich, hier zu sitzen?«
    »Nein, gefährlich nicht, aber… beeilt Euch! Geht, bitte geht doch!«
    Aber Sol blieb, wo sie war. Der Hengst hatte sich der Stute genähert, die wild an ihrem Halfter zerrte. Der Hengst warf mit den Hinterhufen Erde auf und wieherte rauh und tief aus der Kehle.
    Klaus gab die Stute frei, kletterte über das Gatter und hob Sol herunter.
    Wie herrlich es sich anfühlte, seinen Griff um die Taille zu spüren! Sol wünschte sich, daß dieser Augenblick länger gedauert hätte.
    »Man hat mir gesagt, ich soll ihm helfen, aber das ist offenbar nicht nötig«, murmelte er. »Seid so gut und geht jetzt, Fräulein! Bitte!«
    »Ihm helfen? Bei was?«
    Aber eine Antwort war nicht mehr nötig. Sol starrte fasziniert auf ein Schauspiel, wie sie es noch nie vorher gesehen hatte, da

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