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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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wie ein böser Geist, mit Schultern so breit wie die ganze Tür und gelben Augen, die streng aus einem teuflischen Gesicht blickten.
    Fast hätte Johan einen Notruf an seinen himmlischen Beschützer geschickt.
    »Ihr seid verletzt?« sagte die Erscheinung mit tiefer, rauher Stimme.
    Das also war Herr Tengel! Der Dämon, der die hartnäckigsten Krankheiten heilen konnte. Aber er wirkte erschöpft, seine Augen lagen tief in ihren Höhlen und schienen trocken vor Müdigkeit zu sein. Eigentlich sollte er hier liegen, nicht ich, dachte Johan.
    »Nein, ver… verletzt bin ich nicht«, stammelte er zu Tode erschrocken. »Nur vollkommen erschöpft. Aber man hat sich rührend und mich gekümmert.«
    »Laßt mich Euch untersuchen«, sagte Tengel und schlug die Bettdecke zurück.
    Herr Johan kroch in sich zusammen. »Nein, nein, das ist nicht nötig. Mir fehlt nichts.«
    Er hatte eine Todesangst, daß Herr Tengel die Papiere finden könnte, die er in einem Ledergürtel um den Leib gebunden trug. Sie enthielten alle Punkte, die angekreuzt werden mußten, um zu beweisen, daß er es hier mit Hexen und Zauberern zu tun hatte.
    Normalerweise macht man nicht so viele Umstände.
    Wenn eine Kuh auf einem Bauernhof keine Milch mehr gab, war es ausreichend, die Nachbarin zu beschuldigen, das Tier verhext zu haben. Brach ein Mann sich den Arm, war es irgendeine Frau in seiner Umgebung, die ihn nicht leiden konnte und ihm das gewünscht hatte oder ihn mit dem bösen Blick angesehen hatte. Es konnte auch vorkommen, daß Frauen, die sie als Hexen gefangen hatten, unter der Folter haufenweise andere Frauen verrieten. Die wurden dann einem Verhör und harten Proben unterzogen - der Wasserprobe zum Beispiel.
    Wenn man eine Frau in einen Teich warf, konnte man schnell erkennen, ob sie eine Hexe war oder nicht. Wenn sie schwamm, war sie eine Hexe und wurde verbrannt.
    Ging sie unter und ertrank, war sie unschuldig. So einfach war das.
    Ja, Herr Johan fühlte sich wirklich wie ein Himmelsritter.
    Im Namen Gottes erlöste er die Welt von all diesen Sendboten des Bösen.
    Aber hier konnte man nicht so einfach an die Sache herangehen. Wehe ihnen, wenn sie den gefragtesten Heiler der oberen Stände schnappten, ohne ordentliche Beweise für seine Hexenkünste und Zaubereien zu haben!
    »Nun, wie Ihr wollt«, sagte Tengel und breitete die Decke wieder über ihn. Er nahm an, daß der Mann sich genierte.
    »Ich f… fühle mich schon viel besser«, sagte Herr Johan rasch. »Vielleicht kann ich morgen schon wieder aufstehen.«
    Tengel sah ihn prüfend an. Ein Gefühl sagte ihm, daß irgend etwas nicht stimmte, und sein skeptischer Blick entging Herrn Johan nicht, der sich nun noch mehr fürchtete.
    Ich muß sehen, daß ich so schnell wie möglich hier wegkomme, dachte er. Bevor dieser Mensch mich tötet.
    Er ist zweifellos in der Lage dazu.
    Als er wieder allein war, versank er nach einer Weile in Schlaf.
    Plötzlich erwachte er. Draußen war es dunkel, und jemand stand mit einer Kerze in der Hand neben seinem Bett.
    »Du bist ein Bär«, sagte eine heitere Stimme, die wie Perlen durch Johans mageren Körper rieselte. »Ein Eisbär.«
    »Wie? Was?« sagte er verwirrt.
    Das Mädchen lachte sein munteres Lachen und setzte sich auf seine Bettkante. Ohne jede Verlegenheit oder Scham! Aber sie war wohl noch nicht sehr alt.
    »Das ist ein Märchen«, sagte sie mit dieser verwirrenden Stimme. »Kennst du es nicht? Am Tage bist du ein Bär, aber nachts ein schöner Prinz. Der mit der Prinzessin im selben Bett liegt. Das steht zwar nicht direkt in dem Märchen, aber ich weiß genau, was sie miteinander machen! Und die Prinzessin kam mit einer Kerze in der Hand herein, weil sie neugierig war und sehen wollte, wie der Prinz aussah. Da tropfte Kerzenwachs auf ihn, und der Prinz erwachte und wurde furchtbar böse. Bist du böse geworden?«
    Fasziniert von diesem Sammelsurium aus Märchen und Wirklichkeit stotterte er ohne nachzudenken: »Nein.
    Nein, überhaupt nicht. Darf ich mich vorstellen, ich… » »Ich weiß, wer du bist. Du bist Herr Johan. Aber ich weiß nicht, warum du hier liegst. Dir fehlt nichts.«
    Johan errötete in der Dunkelheit. »Ich war nur erschöpft.
    Jetzt geht es mir wieder gut.«
    Seine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, und er sah das Gesicht des Mädchens. Sie war sehr schön, mit spöttischen Augen und einem kleinen Lächeln um den Mund. Johan fragte sich, wieso sie wissen konnte, daß ihm nichts fehlte. Hatte sie ihn etwa gar

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